Samstag, 2. August 2008

Theodor Fontane: L’Adultera

Roman um eine junge Schweizer Adelige Melanie, die mit dem wesentlich älteren Kommerzienrat van der Straaten verheiratet ist. Ihr Selbstverwirklichung erfolgt nach Ehebruch, Scheidung und Heirat mit Ebenezer Rubehn aber erst, als sie nach dem Bankrott der Familie Rubehn zum Fortkommen der Familie beitragen muß. So findet sie nach der Enttäuschung durch alte Bekannte, vor allem aber durch ihre ehelichen Töchter, auch wieder in die Gesellschaft. Dieser „Berliner Roman“ wirkt dennoch nicht überzeugend und bleibt blaß.

Sonntag, 20. Juli 2008

Landesausstellung Salzkammergut in Bad Ischl und Gmunden

In der Trinkhalle findet die Ausstellung in Bad Ischl zweigeteilt statt. Im rechten Flügel über Fremdenverkehr und Kurbetrieb (Maler, Künstler, Ärzte). Im linken Flügel geht man der Beziehung Kaiser Franz Josefs und seiner Sissi wohlwollend nach. Nett präsentiert, aber nicht aufregend.
In Gmunden mit der Straßenbahn vom Bahnhof angekommen führt der Weg ins Kammerhofmuseum, wo Keramik von verschiedenen Seiten betrachtet wird: historisch, künstlerisch, zum Gebrauch (100 Toiletten). Ergänzt wird das durch Historisches.
Dann per Motorboot zum Seeschloß Ort, wo die Salzgewinnung im Mittelpunkt steht. Ein Stockwerk tiefer eine schöne Gemäldegalerie. Trotzdem ist der Rahmen fast schöner als das Ausgestellte.

Dienstag, 15. Juli 2008

München Kunsthalle: Adolph Menzel radikal real

Der Maler und Graphiker wird nach Themen in 5 Abteilungen präsentiert. Beeindruckend die Zahl der Skizzenbücher (an die 100), realistisch die Zeichnungen (besonders toter Krieger), eher impressionistisch die Ölbilder, einige Reiseskizzen aus Salzburg.

München Archäol Staatss: Welterbe Limes (am Main)

Reichhaltige Ausstellung vor allem mit Präsentation der Benefiziarierstationen, mit vielen Grab- und Weihesteinen. Da aber gerade am Main Wall und Graben fehlen, bleibt die Ausstellung eher ein Torso.

München Residenzth: Molière: Misanthrop

Der Inszenierung Ruckhäberles gelingt es auf einer immer gleichen stuhlreichen Bühne unter Weglassung der politischen Texte nicht, Alceste glaubhaft als Misanthropen darzustellen. Was bleibt, ist ein unglücklich Liebender und einer, der die Gesellschaft provoziert. Diesem Bild wird Jens Harzer gerecht, mehr nicht. Wortwitz ist weitgehend durch Mimik und Gesten, gekonnt, aber nicht glaubhaft ersetzt.

Samstag, 12. Juli 2008

G Keller: Züricher Novellen: Herr Jacques

Rahmenerzählung: Ein originalitätssüchtiger Junge wird von seinem Paten zur Burg Manegg geführt, wo er ihm die Geschichte der Manesse-Hs erzählt. Fast zu sehr ironisiert, was in Mode zu kommen scheint, cf. Raabe, Schüddferump)

Samstag, 5. Juli 2008

Shakespeare: Romeo und Julia (Carnuntum, Amphitheater)

Ein Gastspiel des Globe Theatre von einem alten Wohnwagen mit Zelt aus auf einer 5 x 5 m großen Holzplatten mit zwei Säulenlampen. Trotz dieser Einschränkungen wurde engagiert gespielt und vor allem die Romeo-Juliageschichte überzeugend herausgearbeitet. Anfangs in Straßenkleidern kleideten sich die Akteure mit Fortdauer der Handlung immer mehr in historische Kleidung. Einige Rollen wurden überzeugend von demselben Schauspieler dargestellt, andere weniger. Viel wurde ferner gestrichen und bühnenbildnerisch improvisiert, was vor allem dem Ausgang Abbruch tat. Der Pathos der englischen Schauspieler ist ihnen weitgehend geblieben, was vielleicht an der Sprachmelodie liegt. Trotz einfacher Mittel hat mich die Aufführung mehr berührt als die pompöse im Burgtheater.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Schiller: Maria Stuart (Karlsruhe)

Nach der jahrzehntelang zurückliegenden Burgtheateraufführung mit der eben verstorbenen Judith Holzmeister sowie Paul Wessely sowie Reyer und Liewehr eine immerhin trotzdem sehenwerte Vorstellung. Anja Lechle und Ursula Grossenbacher waren sehr gut kontrastierende und gut spielende Königinnen in einer Inszenierung von Boris von Poser. Weniger überzeugend das Bühnenbild von Thimo Plath, das Maria Stuart mit ihren Damen in einen Glaskäfig einsperrte, der sogar mit einer Alarmanlage verbunden war. Die Kostüme der Schottinen waren zu rustikal. Im Vordergrund stand ferner mehr Elisabeth als Maria. Gut besetzt waren die Nebenrollen mit Timo Tank als Leicester, stefan Viering las Burleigh, Hannsjörg Schuster als Shrewsbury, der ungestüme Morimer Robert Besta mußte sich in einem weiteren als Aufzug funktionierendem Glaskasten umbringen. Unbefriedigend der Schluß.

Dienstag, 1. Juli 2008

Homer

Große Homerausstellung in Basel, aber das 'groß' bezieht sich mehr auf den Umfang als auf die Qualität. Im Wesentlichen wird der Inhalt von Teiler der Ilias und Odyssee durch Dokumente und Kunstwerke nahegebracht, was angestrengtes Lesen voraussetzt. Sensationelles oder Klärendes kommt kaum zutage.

Karl der Kühne

Reichhaltige Ausstellung im Historischen Museum Bern. Eindrucksvoll die Teppiche und Bbuchmalereien. Sollte das eine Wiedergutmachung sein, da die Berner den zum König- oder Kaisertum strebenden Burgunderherzog in der Schlacht von Murten töteten. Historische Ausstellung bleiben doch immer dem Schriftlichen verpflichtet, um die Zusammenhänge zu verstehen. Immerhin wurden die Habsburger durch seine Tochter Maria von Burgund seine Erben. So sieht man auch eine verkleinerte Nachbildung der schwarzen Mander der Innsbrucker Hofkirche. Auch sonst hat mein erster Besuch in Bern eine recht schöne Stadt entdeckt.

Aischylos: Die Orestie (Karlsruhe)

Sehr bemühte und weitgehend geglückte Aufführung. Zuerst gab es eine Einführung durch den Dramaturgen, der sich leider ganz auf die Mythengeschichte beschränkte. So ging denn auch die Aufführung keine neuen (alten) Wege. Der Chor agierte im Agamemnon und in den Choephoren (hier: Die Spenderinnen am Grab) männlich zu acht mit Ausbau der Rolle des Chorführers, in den Eumeniden (hier: Die Wohlwollenden) erfolgte ein Wechsel zu weiblichem Chor, schrecklich angezogen, aber nicht furchterregend. Über den Einzug (Parodos) und besonderes Agieren des Chores nichts Neues. Ähnliches gilt über die Besetzung (Aischylos hatte ja nur zwei Schauspieler) und ihre Auftritte (keine Musik). Auch wurden die Rollen in moderner Weise psychologisiert, was es vielleicht den Schauspielern leichter macht. Leidenschaftlich bis barbusig, um den Sohn zu erweichen, agiert Katja Teichmann als Klytaimnestra, Agamemnon und Apollon werden von Jochen Neupert kräftig protzend dagestellt, immerhin ein Ansatz. Thomas Birnstiel als Orest erinnerte an den Mortimer des Folgetags.

Freitag, 27. Juni 2008

LT Linz: Paul Hindemith: Neues vom Tage

Eine lustige (?) Oper von Paul Hindemith nach dem Text von Marcellus Schiffer in der Reihe der “Zeit-Opern”, über deren Badeszene sich schon Adolf Hitler 1929 empörte und Goebbels in der Folge als “Kulturbolschewismus” bezeichnete. Als “Zeit-Oper” steht sie in der Reihe von Brechts Dreigroschenoper, Weills Mahagonny, Kreneks Johnny spielt auf usw. Die Musik wurde geschätzt (etwa von Weill), das Gesamtwerk weniger. Auch mir scheint die Musik zu schwer und zu ernst für das Kabarettsijet. Die Aufführung in Linz war bemüht, wird das Werk aber nicht retten. Eindrucksvoll der kräftige Bariton von Alik Abdukayumov als Eduard und Cassandra McConnel als seine Frau Laura, deren Ehe nicht zur Scheidung kommen will, die aber von der Presse in die Scheidung gedrängt werden. Auch der Tenor Alexej Kosarev überzeugte mit hellem, vibrierendem Tenor als der schöne Herr Hermann, der als Scheidungsgrund herhalten soll. Die Badeszene wird jetzt wohl keine Skandale mehr hervorrufen. Die Inszenierung von Gabriele Rech war phantasievoll und einfallsreich, kann aber auch die Spaltung Musik/Text nicht kitten, ebensowenig wie die umsichtige musikalische Leitung von Marc Reibel. Ein interessanter, aber nicht unvergeßlicher Abend.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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