Theater
Gastspiel aus Hamburg, das ich vor ca. 6 Jahren dort gesehen habe. Die Inszenierung passt auch besser ins Schauspielhaus, das nicht so sehr auf die Bühne ausgerichtet ist, besonders Balkon und Galerie. Die um Publikumskontakt bemühte Regie hat durchaus ihre Meriten, wenn Mephisto den Prolog im Himmel in sich selbst stammelt, bzw. mit sich selbst spricht, wenn Faust seinen Monolog im Publikum sitzend beginnt, wenn es Mephisto mit Marthe in einer Loge treibt, wenn sich Gretchen aus dem Kerker ins Publikum küsst. Vieles gelingt infolge eines sehr wandlungsfähigen Mephisto von Joachim Meyerhoff oder einem guten Faust von Edgar Selge, die oft köstlich den Ton wechseln, wenn sie sich aufs Publikum beziehen, dann aber wieder „klassisch“ werden. Leider fällt Gretchen stark ab, sie ist allzu willig, kann auch die Wahnsinnsszene im Kerker nicht spielen. Letztlich ist aber doch die Bühne, beschränkt auf eine Drehscheibe in der Mitte des Parketts, die auch höher fahren kann, nicht zureichend, um Spannung und Duktus aufrecht zu halten.
Georgos - 15. Feb, 21:41
Wie immer in letzter Zeit, interessante Aufführung eines griechischen Klassikers in den Kammerspielen. Vor allem sorgfältig motivierte Tötung der Kinder durch Medea: Sie würden sonst aus Rache für ihren Mord an Kreon und Kreusa nicht begraben. Auch die Schauspieler ohne Tadel, vor allem Medea (Katharina Hofmann), nur daß sie zu oft gegen Wände rasen musste. Auch die Ersetzung des Chors durch Boten und Stimmen scheint mir fraglich, aber Euripides ist liehct psychologisch zu deuten, mit Recht?
Georgos - 12. Feb, 21:39
4 Paare scheitern irgendwie aneinander und finden kein Rezept dagegen außer Mord. Recht amüsant, aber nicht tiefgehend, gut gespielt von teils alten Bekannten wie Bibiane Zeller, Peter Wolfsberger, Heinz Zuber u.a. Man sitzt jetzt an Kaffeehaustischen und kann sich auch an einer Bar bedienen. Ob das hilft?
Georgos - 23. Jan, 16:31
Der Kabarettist passt wohl nicht ganz ins Burgtheater, hat sich aber gut darauf eingestellt. Und was ist schon sonst noch im Burgtheater ernst zu nehmen? Gelegentlich fällt er in die Fäkaliensprache, dann wird er wieder lyrisch, dann wieder drastisch, vor allem in der Politik spritzig-aggressiv. Auch ist er manchmal schwer zu versethen, aber auch das ist ja hier Mode geworden. Dazu spielt ein musikalisches Terzett mit einer schlauen Stimme (Peter Herrmann) und noch etwas Sichtagitation via Leinwand.
Georgos - 22. Jan, 18:25
Eine schwache Aufführung mit schwachen Schauspielern, Provinzniveau. Der Regisseur Mouchtar-Samurai, ein Jude aus Bagdad, hat wohl zu wenig Beziehung zum Faust. Er läßt zwar den Text, kürzt ihn wenig glücklich, findet keine Interpetation außer recht irdische Geistererscheinungen. Und alles in einem stets gleichbleibenden Bühnenbild von Heinz Hauser. Da kann weder der Osterspaziergang noch die Hexenküche und schon gar nicht die Walpurgisnacht wirken. Der Faust von Georg Bonn bemüht sich ohne Tiefgang, dem Mephisto von Vailu Sotke wird zu viel albern ungereimtes Gehopse aufgegeben, so kommen sowohl das Dämonische wie auch das Schalkhafte zu kurz. Die Margarete von Isabella Szendzielorz wirkt emanzipert, darf es aber nicht sein. Sie liegt mit Faust auf der grünen Wiese mit leintuch, braucht aber doch das Fläschchen. Die Fragen nach Fausts Religion bleiben zu kurz, die Wahnsinnsszene im Kerker ist höchstens verbal glaubhaft, aber kaum gespielt. Am ehestens wird noch Katharina Hofmann der Rolle der Marthe gerecht, sie muß aber auch Meerkatze, Frau Baubo und die Trödl-Hexe spielen. Eine enttäuschende Premiere mit wenig Applaus und keiner Nachwirkung.
Georgos - 10. Jan, 18:31
Ein typisch Bernhardsches Undrama. Die zwei Akteure (die Halbbrüder Karl und Robert) führen Monologe allein und zu zweit. Sie reden zumeist aneinander vorbei. Der alte Artist und der alte Schauspieler granteln und vermissen die eben verstorbene Lebensgefährtin von Karl. Martin Schwab spielt den Artisten Karl ausgezeichnet, Michael König deklamiert als Robert zu oft undeutlich. Die Bühne von M Fischer-Dieskau (ein großer Name) ist recht angepasst. Wie weit der Regisseur N Brieger Einfluß nahm, ist schwer zu sagen. 2 Stunden 20 Minuten ohne Pause sind eine gewisse Zumutung. Meine Enkelin Anna schien ganz angetan.
Georgos - 3. Jan, 19:19
Recht gelungene Aufführung in einfachem Bühnenbild von Walter Schmögner. Der Regisseur und Hauptdarsteller Joseph Lorenz inszeniert eine Traumgeschichte, was weitgehend glaubhaft scheint. Gut auch Max als sein Stichwortgeber (Franz Tscherne). Die Damen agieren unterschiedlich, am besten Maddalena Hirschal als Cora und Nicole Beutler als Gabriele (freilich kann sie Paula Wessely nicht vergessen machen, wie mir auch Lindner im Gedächtnis bleibt). Ein schöner Abend.
Georgos - 10. Dez, 22:16
Eine schöne Überraschung in Graz: Peter Simonischen spielt den Solness und er reißt alle mit zu beachtlicher Leistung, besonders Verena Lercher als Hilde Wangel. Es wird also sehr intensiv gespielt. Gelungen der Ausgleich zwischen Realistik und Trolltum. Neben mir saß ein Herr, mit dem Simonischek Architektur studiert hatte. Leider musste ich etwas früher gehen, um den Zug nach Zürich zu erreichen.
Georgos - 30. Nov, 09:57
Eine gelungene Aufführung mit sehr guten Schauspielern, schwer am Stehplatz durchgestanden. Die Inszenierung von Karin Beier ist zwar mehr als zwei Jahre alt, außer einigen Übertreibungen und Vordergründigkeiten aber dicht und wirkungsvoll. Martin Schwab überzeugt als Bessemjonow als alter Malermeister, der die neue Generation nicht verstehen kann. Der Generationenkonflikt ist die Hauptachse, um den sich eine gewisse Ziel- und Aussichtslosigkeit der Jugend rankt. Getroffen sind vor allem die Charaktere der Lehrerin Tatjana (Chistiane von Poelnitz), die reichlich verklemmt ihre Jugend und Liebe versäumt, der Vogelhändler Pertschichin (Urs Hefte), ein Sinnbild eines, der das Leben versäumt hat, obwohl er ihm am nächsten. Letztlich der Kirchensänger Teterew, der zu allem philosophiert, trotzdem nicht den rechten Ansatz findet. Trotz Stehplatz (mit Nina) ein Gewinn. 2 Stunden ohne Pause.
Georgos - 19. Nov, 16:22
Die Fassung von Peter Stein und Botho Strauß ist die gleich wie im Volkstheater Wien, fast mit den gleichen Strichen, aber wirkungsvoller in Szene gesetzt. Hier spielt die Berglandschaft ihre Sagen aus, es bedarf keiner Irrenanstalt, um die Phantasie Peers zu motivieren. Allerdings trennt der Regisseur Peter Dolder in eine alten und einen jungen Peer, was nicht wesentlich stört, aber auch keine großer Gewinn ist.
Georgos - 31. Okt, 16:43