Theater
Ein Künstlergewirr bei oder vor einer Ausstellung. Viel ist die Rede von Bildern und Beziehungen. Aber man bleibt sich fremd, ist auch kaum einer Meinung oder zieht am gleichen Strick. Die Schauspieler agieren durchaus gut, sind aber nicht alle gut verständlich Bühnenbild (Hugo Gretler) und Regie (Stefan Bachmann) dürften dem Werk, soweit das zu beurteilen ist, grecht werden. Freilich, es zieht sich!
Georgos - 23. Sep, 16:37
Handke hat offenbar Becketts letztes Band auf die Liebesbeziehung konzentriert und läßt im zweiten Teil die ehemals Geliebte antworten. Diese Antwort, rein monologisch, ist nicht gerade zielführend und, obwohl der Protagonist auf der Bühne bleibt, recht undramatisch und überladen. Es ist ein Gastspiel der Kammerspiele München.
Georgos - 10. Aug, 14:10
Szenische Lesung und Autorengespräch
Die szenische Lesung war sehr engagiert und wirklichkeitsnah, eindrucksvoll u.a. Sunnyi Melles, dramatische gesehen scheint das Stück viel Ähnlichkeit mit einem englischen Konversationsstück a la O Wilde zu tun zu haben, nur daß russische Philosophenrevolutionäre am Wort sind, eher witzig als tiefgründig, eher auf Augenblickswirkung bedacht, so schon von vornherein als Revolutionäre zum Scheitern verurteilt. Das kann natürlich nur eine vorläufige Kritik sein. Das Autorengespräch auf Englisch schien den Konversationston weiter zu pflegen und kam so eher selten zu ernst gemeinten Aussagen.
Georgos - 3. Aug, 09:22
Drama um einen volksnahen, liberalen Pfarrer, der ein Waisenkind aufnimmt, in die er sich verliebt. Obwohl diese dann, auch um ihn zu entlasten, den Michel heiratet, bewirkt der Graf von Finsterberg seine Abberufung. Seine Beliebtheit beim Volk hilft ihm nicht.
Georgos - 5. Jul, 13:24
Eine Inszenierung von Peter Stein ist immer ein Erlebnis. So sieht man auch den Langen Schluß und ein sehr passendes Bühnenbild (F Wögerbauer). Auch Brandauer gibt einen trefflichen Dorfrichter Adam, gleiches gilt von Martin Seifert als Gerichtsrat Walter. Störend sind die engen Sitze im Theater, die Hervorkehrung gelegentlich zu komödiantischer Töne sowie die sprachliche Unverständlichkeit einiger Schauspieler (Maria Senckel als Eve, Roman Kanonik als Ruprecht). So wird die Aufführung ohne Pause (2 ¼ Stunden) doch recht anstrengend. Trotzdem ein Erlebnis.
Georgos - 2. Jun, 11:09
Stück mit offenbar veränderter Mythentradition. Pyrrhos (= Neoptolemos), Sohn des Achill und der Deidameia, der Tochter des Königs Lykomedes von Skyros, hat die ihm zugefallene Andromache mit ihrem Sohn Astyanax nach Epirus gebracht. Er verliebt sich in Andromache, die ihrem Hektor treu bleiben will, und will sie mit dem Leben des Astyanax erpressen, den die Griechen ausgeliefert haben möchten. Menelaos aber hat ihm Hermione, seine Tochter mit Helena, vor Troja versprochen. Um diese wirbt auch Orest, der als Specher der Griechen in Epirus erscheint. So schließt sich ein Kreis bei Racine: Orset liebt Hermione, diese Neoptolemos, dieser Andromache, die ihrem toten Hektor die Treue hält, ein anderer Sommernachtstraum. Pylades und Cleone agieren wie der Chor in der Antike kommentierend. Alles spielt vor, auf und um einen Knochenberg. Letztlich tötet Andromache Neoptolemos, um ihren Sohn zu retten, Hermione veschmäht Orest. Es ist keine recht Lösung in Sicht. Regie führt Hans-Ulrich Becker, der auch ma deutschen Text beteiligt ist. Die Schauspieler sind recht bemüht, überzeugen nur z.T. auf dem Knochenberg. Die Akkustik in diesem überladenen Rokokotheater mag auch nicht die beste sein.
Georgos - 4. Mai, 17:55
Spätestens seit Peter Steins Inszenierung im Kabelwerk weiß man, daß auch Faust II in ganzer Länge gut spielbar ist. Nur der Regisseur Mouchtar-Samorai scheint das nicht zu wissen. Er zerschnitzelt den Faust II. Es bleiben tw. plakative Sprüche, keine Handlung, keine schlüssige Sinnfindung. Da gibt es keinen Homunculus, keinen Sohn von Faust und Helena, gerade ein wenig von der Philemon u Baukis-Handlung, aber da ist man schön müde von den zerstückelten Sprüchen. Daß Goethe seinen Text revidierend auftritt, mitspricht und zumeist als Faust agiert, erhellt wenig. Unzulänglich auch die Schauspieler, die Leidenschaft oder Beteiligung nur durch unkoordinierte Bewegungen zumeist auf dem Boden ausdrücken können. Schade um den Abend.
Georgos - 27. Mär, 18:58
Eine ordentliche, ziemlich textgetreue Aufführung ist doch auch etwas wert! Das Kritische liefert schon der Autor, es braucht nicht des Regisseurs, und daran hat sich Herr Ansgar Haag trefflich gehalten. Die Szenen sind freilich sexistischer geworden, oder realistischer mit mehr Haut. Ob das immer notwendig war? Die Schauspieler waren gut besetzt, über dem guten Durchschnitt Agnes Riegl aus süßes Mädel, etwas darunter M Rehrl als reichlich überzogener Dichter. Bühne, Drehbühne mit hohen Räumen und netsprechenden Betten von Bernd Müller und Annette Zepperitz anschaulich und zweckmäßig gestaltet. Endlich einmal ein gefälliger Abend im Sbg LT.
Georgos - 21. Mär, 18:07
Ein interessantes, ernstes Stück wird von der Regisseurin Karin Beier zu einer Farce herabgewürdigt. Und das trotz blendender Schauspieler wie Peter Simonischek als Basilius oder Nicholas Ofczarekt als dessen Sohn Sigismund. Die anderen Schauspieler fallen allerdings eher ab. Daß das Bühnenbild (Thomas Dreißigacker) fast nur aus Sesseln und einem Erd- oder Misthaufen besteht, daran ist man schon gewöhnt (Einsparung?). Die Sesseln werden hauptsächlich von Musikern besetzt, die offenbar die Stimmung wiedergeben sollen, was bei ordentlichem Textverständnis kaum nötig wäre. Wie Ofczarek den im Turmgefängnis Verkümmerten mimt, ist beachtlich, wenn auch der Übergang zur Normalität dann oft schnell und absurd ist. Leider endet das Stück schließlich im Chaos, Kriegsgeschrei und Kriegsmaschinen. Von der Schwierigkeit der Deutung eines Lebens bleibt da nicht viel übrig. Schade! Und dann noch 2 ¼ Stunden ohne Pause.
Georgos - 10. Mär, 12:33
Und das in Weimar! Man kann ja mit dem Faust vieles machen, aber Faust in der Studierstube, eigentlich ist es immer eine Art Himmelsleiter, auf der Personen auf- und untertauchen, als debilen Jungen Mann seinen Text herunterleiern lassen, und ihn nach der Hexenküche (bzw. –leiter) mit dem Mephisto Rolle tauschen lassen??? Was bleibt, ist ein schwächlicher Mephisto und ein geiler Faustmephisto, der es mit einem doppelten Gretchen treibt. Der Regisseur Tilmann Köhler will offenbar den Faust zerstören, und das in Weimar! Für die vielen Schüler war manches ganz lustig, ich schlich traurig zur Bahn und fuhr nach Hause.
Georgos - 24. Feb, 21:51