Theater

Sonntag, 29. November 2009

Goethe: Faust II im Burgtheater

Ein geistloser Faust im Burgtheater!? Das Wort wird Nebensache, das Spiel (mit Technik) alles!? Es kam zwar das meiste vor, aber im Fluge und oberflächlich. Es war keine Interpretation, es war eine Bewältigung, fast Vergewaltigung. Kameraeffekte, geschickt plaziert, aber eben nur geschickt. Bewältigung von Masse durch Masse. Es gibt wohl keine Spur von Geist ohne Wort! Ein Vorgeschmack, was uns von dem neuen Burgtheaterdirektor Hartmann erwartet? Die Rollen waren so zerstückelt, daß von keinem Schauspieler Nennenswertes zu sagen ist. Schade!

Sonntag, 22. November 2009

H Ibsen: Die Gespenster JS

Die Josefstadt könnte dem Burgtheater wieder einmal den Rang ablaufen, überhaupt mit dieser Aufführung. Andrea Jonasson als Helene Alving übertraf noch die Erwartungen, feinst nuanciert und doch dramatisch, daneben Joachim Bißmeier als Pastor Manders, herrlich uneinsichtig und dadurch unmenschlich. Zeitlos dieser Ibsen, ob es nun Syphilis oder Aids ist. Auch die Gesellschaftskritik, die Kirchenkritik paßt.

O'Neill: Ein Mond für die Beladenen Residenztheater

Großartig gespielt, aber wofür? Was sind das für Probleme, die Josie Hogen (Anna Schudt) und ihr Vater Phil Hogan (Manfred Zapatka) haben. Sie bewirtschaften eine gepachtete Ranch und leben so recht und schlecht mit kleinen Betrügereien, die kräftige Tochter hält ihren Vater im Zaum, der säuft, der Bruder ist davongegangen. Im Suff kommt es auch zu keiner Liebesnacht mit Harder (Marcus Widmann). Ich frage mich, was das soll. Eine Milieustudie? Das wohl, aber Drama?

Samstag, 17. Oktober 2009

Tom Stoppard: Arkadien in St. Pölten

Ein reines Konversationsstück ohne merkbaren Gehalt mit vielen bildungsgetränkten Bonmots. Das rechtfertigt für mich kaum die personenreiche Aufführung. Auf einem Adelssitz ist viel die Rede von Lord Byron und seinen Literaturkritikern. Das ist der einzige rote Faden. Zu wenig selbst für eine engagierte Aufführung.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Goethe: Faust I LT Salzburg

Einer besseren Schüleraufführung hätte ich bei meinen vielen „Fäusten“ nicht mehr bedurft. Der neue Theaterdirektor Carl Philipp von Madeghem hat zwar einen großen Namen, aber eher wenig Talent. So ist die Inszenierung eher für Schülerbesuche konzipiert. Meint er sein Theater so zu füllen? Der Anfang ist eher ausführlich, mit Vorspiel und Prolog, mit einem weiblichen Gott, die bis zur Kerkerszene immer wieder auftaucht, wohl weil bekannt. Faust forscht in einem Laboratorium, Geister werden durch Rauschgiftkonsum ersetzt. Im ganzen werden dann die anspruchsvolleren Szenen zugunsten der wirkungsvolleren zurückgedrängt. Ein recht oberflächlicher Faust, erawrten den die Schüler? Die Schauspieler bemühen sich, am ehesten ist der Mephisto von Sascha Oskar Weis beachtenswert. Muß es jetzt schon heißen, auf einen neuen Direktor warten?

Samstag, 10. Oktober 2009

Lessing: Miss Sara Sampson Magdeburg

Sehr gute Schauspieler unter einer elenden Regie. Vor allem Marwood (Janine Kreß) zog alle Register der Liebe und des Hasses, und das glaubhaft. Nur beim Schreien ließ die Artikulation nach. Die Regie begnügte sich mit einem braunen fast kahlen Raum, die nur hinten seitlich Zugänge hatte. Aber abwechseln strichen die Protagonisten Teile der braunen Wände weiß (Wollten sie ‚tabula rasa’ machen?), bis sie mit steigernder Gefühlsverwirrung die Farbe herumschütteten und Marwood der Sara einen Kübel aufsetzte, was als ‚Vergiften’ zu interpretieren war. Trotzdem mußte Julia Schubert auf der glitschigen Masse etliche Male ausrutschen, bis sie tot war. Zur Abschreckung nenne ich den Regisseur: Kay Voges. Leider rutschte dieser bei der Premierenverbeugung nicht aus. Hätte er verdient.

Samstag, 10. Oktober 2009

Wedekind: Frühlingserwachen Magdeburg Studio

Sehr schwache Aufführung, richtiges Schülertheater im Studio, aber immerhin eine Premiere. Nach der Enttäuschung zog ich es allerdings vor, die Premierenfeier zu meiden. Die Erwachsenenrollen waren gestrichen, und die Jugend tobte sich aus, eher weniger gekonnt. Der Text war nicht nur gekürzt, sondern auch verändertem den Wortschatz ‚fick dich’ kannte Wedekind sicher nicht. So blieb die Aussage äußerst dünn.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Hauptmann: Die Ratten Braunschweig

Kein gutes Vorzeichen: demonstrierende Bühnenarbeiter ver.di vor dem Theater. Ein schönes Dreispartentheater und eine schütter besuchte Vorstellung. Die war aber auch danach. Der Regisseur Mario Portmann hat das Stück szenisch und textlich so zerrissen, daß man sich, auch wenn man das Stück kennt, kaum zurechtfindet. Es spielt auf zwei Ebenen ( Bühne Heinz Häsler), die mit Leitern verbunden sind. Das Klettern stört schon sehr und liefert keine dramatische Begründung, ebenso wenig wie der Gebrauch des Plattdeutschen. Über die Schauspieler lege ich den Mantel des Vergessens, keiner ragte hervor. Und das sollte zumindest Frau John, die wie die andern schwach und undeutlich blieb.

Samstag, 3. Oktober 2009

Schiller: Kabale und Liebe Graz

Eine Tragödie von Gags überfrachtet? Daß man auf zwei Ebenen spielt, ist durchaus eine brauchbare Idee. Die Art der Überwindung dieser Ebenen ist wiederum ein Gag. Der Präsident und seine Ebene gehen in höfischer Tracht mit weiß gepudertem Gesicht. Garhard Balluch als Präsident ist wenigstens eine gute Besetzung. Der Hofmarschall ist wiederum ein Gag. Ein Homosexueller mit süßem, verschrobenem Gehabe. Die interessanteste Schauspielerin ist wohl Martina Stilp als Lady Milford. Die untere Ebene um den Musiker Miller in moderner Straßenkleidung, solang sie in dieser Ebene bleibt. Leider sind Ferdinand, Luise und Miller recht mäßig bis unpassend besetzt. Sebastian Reiß als Wurm ist wiederum ein Gag. Eine nicht ernst genommene Tragödie – was bleibt da über. Ich saß diesmal im dritten Rang mit guter Sicht in der 2. Reihe. Akkustische Mängel wurden wohl eher von den Schaspielern verursacht als von der Distanz. Meine Liebe zu Graz beginnt zu rosten.

Mittwoch, 30. September 2009

Shakespeare: Macbeth Schauspiel Graz

Das Stück ist sicherlich schwer aufzuführen, der Regisseuse Anna Badora ist das nun ganz mißglückt. Um mit dem Positiven zu beginnen: Die Kampf- und Schlachtenszenen gelangen, indem immer nur ein Teil der Bühne zugänglich wurde. Sonst ging alles schief: Das Stück wirkte zerhackt, die undeutliche Sprache verstärkte dies noch, beim Ausdruck wurde mehr auf Gestik und zerstörendes Handeln (Sessel schmeißen etc.) Wert gelegt, mehr azf Schreien als auf Deutlichkeit. Es war wohl auch keine gute Idee, die Hexen von Kindern spielen zu lassen. Ebensowenig einen Text einzufügen mit dem Niveau einer Shakespearekomödie, dem F X Zach nur mühselig herausholperte. Schade!

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

A. Holz: Phantasus
Erstausgabe der 100 Gedichte in Faksimile. Zeilensymmetrisch,...
Georgos - 8. Feb, 13:40
A Holz - J Schlaf: Die...
Naturalistisches Drama über eine Familie im Armenmilieu...
Georgos - 8. Feb, 13:33
A Holz-J Schlaf: Papa...
Experimentelle Prosa in 3 Teilen: Papa Hamlet, ein...
Georgos - 3. Feb, 14:47
F Schiller: Der Parasit...
Eine Übersetzunǥ/Nachdichtung nach Picard. Durchaus...
Georgos - 1. Feb, 11:36
R Wagner: Götterdämmerung...
Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

Links

Suche

 

Status

Online seit 6556 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 8. Feb, 13:40

Credits


Literatur
Museum
Oper
Operette
Theater
Veranstaltung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren