Theater
18.2. Staatstheater Darmstadt: Ben Jonson: Volpone
Ein modernes Thater, wo man von überall gut sieht und wo man praktische Garderobenkästen benützt. Nur außen ist es noch Baustelle.
Die Erbschleicher bzw. Geldlockerkomödie des Shakespearezeitgenossen zieht sich etwas lähmend dahin, hat aber auch einige Glanzpunkte. Schauspieler (Volpone: Hubert Schlemmer) und Inszenierung (M Helle) sind recht mittelmäßig trotz oder wegen der Zweigbearbeitung?
Shakespeare: Timon von Athen
Nach einer Stunde Umbaupause Fortsetzung mit weniger Publikum von der Bühnenseite her. Die Schauspieler sitzen jetzt sozusagen im Zuschauerraum, die jetzt wenigeren Zuschauer hinter der Bühne. Das war aber noch die beste Idee. Der allzu splendide Timon wird, sobald ihm das Geld ausgeht, von den Freunden im Stich gelassen. Nur sind die Personen derart mit vielen Rollen ausgestattet, daß man nicht mehr weiß, ob Freund, Diener, Feind oder dgl. Natürlich fehlt dann auch jede schärfere Charakterisierung. Beständig, allerdings mäßig spielend und eher unartikuliert schreiend bleibt Uwe Zerwer als Timon. Daran bessert auch nicht, wenn er die 2. Hälfte nackt über die Bühne torkelt.
Georgos - 19. Feb, 22:00
Ein nestroyähnliches Stück in Darmstädter (hessischer) Mundart, glänzend, wenn auch stockkonservativ inszeniert. Datterich ist ein Aufschneider und Ausnützer, nicht ohne Begabung, der mit wortgewandtem Schmäh seine Gläubiger fernhält und andere anschnorrt. Ein Ensemble, das dem Staatstheater seit über 80 Jahren angegliedert ist, und so die Laienschauspieler kaum erahnen läßt.
Georgos - 19. Feb, 10:03
Leider mußte ich früher weg, um den Zug nach Wien zu erreichen, der dann Verspätung hatte. Es ist aber kaum damit zu rechnen, daß das Stück ein sogenanntes Finale hat. Jedenfalls sind in den ersten gut zwei Stunden sentenzenhafte Äußerungen aneinandergereiht, die mit dem Fortgang der Handlung zumeist nichts zu tun haben. Der inszenatorische Aufwand (Matthias Langhoff) ist für den frühen expressionistischen Brecht eher zu groß. Inhalt ist noch am ehesten die Verlorenheit in der Stadt, die nur wenigen Männern Freiheit läßt, die Frauen ins Bordell bringt. Ein malaiischer Holzhändler (Stefan Matousch) kämpft mit dem jungen George Garga (Konstantin Bühler), indem er ihm sein Vermögen schenkt‼! Es scheint so, daß er dieses wieder zurückbekommt.
Georgos - 11. Feb, 18:28
Eine versteckt homosexuelle Komödie, die großen Erfolg hatte. Die brillante englische Konversation ist im Deutschen natürlich schwer wiederzugeben, besonders wenn sich die Schauspieler auf die Lachnummern konzenrieren. Mit mittelmäßigen Schauspielern, oder liegt es am Regisseur K Rohrmoser, bleibt es eine eher oberflächliche Farce.
Georgos - 6. Feb, 12:06
Einal eine ganz erfreuliche Überraschung. Da spielen Schauspielschüler unter der 27-jährigen Münchner Regisseurin Sonnenbichler und faszinieren, stellen die Darsteller des Varabends im großen Haus bei weitem in den Schatten. Herausragend Sebastian Reiß als Leonce, aber auch Claudio Körber als Gouvernante. Die Regisseurin läßt sie wie ferngesteuerte Puppen auftreten, und das überzeugend in Gestik, Sprache und Mimik. Selten kommt es zu Persönlichem. Ein begeisternder Abend.
Georgos - 27. Jan, 17:11
Regisseur Tobias Kratzer und Bühnenbildner Rainer Seilmeier mögen bei einem Grazer Regiewettbewerb gewonnen haben, mit dieser Inszenierung können Sie nichts gewinnen. Das Bühnenbild bleibt ständig eine moderne Großküche, sie bleibt es, ob beim Bischof Gregor oder beim Graf Kattwald, ob auf der Flucht oder bei der Fähre, das führt schon zu starkem Realitäts- und Stimmungsverlust. Das Franz Xaver Zach sowohl den Bischof Gregor wie den Grafen Kattwald spielt, mag ja noch originell sein, wenn aber der Bischof als deus ex machina in die Küche herabschwebt wirkt das nur noch lächerlich. Der Küchenjung Leon wird von Florian Köhler jedenfalls engagiert und erfrischend gespielt, da fallen Jan Thümer als Atalus und Sophie Hottinger Edrita schon stark ab, von den übrigen Darstellern nicht zu reden. In vielen Szene z.B. Galomirs artet die Inszenierung in Klamauk aus. Leider!
Georgos - 26. Jan, 16:37
Literaturgeschichte, aktualisiert durch die Bankenkrise. Wenigstens bekommt man das interessante Stück ohne musealen Touch zu sehen. Ein Kassierer (Lambert Hamel) kommt durch die attraktive Kundin (Juliane Köhler) auf die Idee, sein Leben erfüllter weiterzuführen. Auf dem Weg passiert er einige Stationen: Er greift in die Kassa, wird von der Dame enttäuscht, die sein Geld nicht braucht. Sie bekommt es letztlich rechtens, um ihrem Sohn ein altes Bild zu kaufen. Er durchlebt noch einmal die Hölle seiner Familie. Er bewegt bei einem Sechstagerennen die Massen mit Prämien, aber dad Erscheinen des Kaisers verdirbt ihm das Experiment. Er diniert fein, wird aber von den Damen des Etablissements enttäuscht. Schließlich ist auch die Heilsarmee nur auf sein Geld aus, verrät ihn sogar, was mit einem Selbstmord sein Eintagesleben beendet. Die expressive Sprache wird dem Thema durchaus gerecht. Nur das Bühnenbild (Stefan Hageneier) fügt sich dem Expressionismus kaum, ist allenfalls phantasievoll und absurd, aber doch nicht passend. Die Regisseurin Tina Lanik aktualisiert aus dem Anlaß heraus, hält aber doch am Expressionismus der Ausdrucksweise fest. Mäßiger Applaus für die Nachmittagsvorstellung.
Georgos - 10. Jan, 21:51
Literaturgeschichte, diesmal aktualisiert durch Arbeitslosigkeit. Durch die Entlassung von Kasimir als Chauffeur (Roland Düringer) kommt seine Beziehung zu Caroline (Julia Schranz) ins Trudeln. Schauplatz ist das oder ein Oktoberfest. Sein „Freund“ Franz Merkl (Dietrich Siegl = SOKO-Oberst) ist an dem Streit interessiert, da er ihn gerne für seine kriminellen Tätigkeiten hätte. Da kann auch dessen mißhandelte Freundin Erna (Antje Hochholdinger) nicht beschwichtigen. Karpline sucht Möglichkeiten, zuerst bei dem Angestellten Rauch (Hannes Gastinger), dann bei dessen Chef Schürzinger (Oliver Rosskopf), der sie aber nur abschleppt. Merkl Franz wird bei einem Autoeinbruch verhaftet, Kasimir bleibt bei Erna zurück. Von der gedemütigten Karoline will er nichts mehr wissen.
Eine recht flotte und gelungene Aufführung (Regie: Thomas Richter). Roland Düringer fällt etwas aus dem Rahmen, weniger durch seine Sprache als durch übertriebene Bewegungen. Glanzpunkt sind die weiblichen Protagonistinnrn, vor allem Erna, die intensiv zu spielen weiß, ohne übertriebene Gestik. Die übrigen Rollen sind gut besetzt.
Bei der anschließenden Diskussion ist der Buffetraum übervoll.
Georgos - 9. Jan, 14:42
Das Stück ist sicher schwer packend und glaubwürdig zu inszenieren. Das rächt sich in einem kleinen Vorstadttheater auf der Wieden. Ein mäßiger Regisseur (Bruno Max), eine mäßige Bühne und mäßige Schauspieler können das nicht bewältigrn. So blieb es der größte Reiz, ein neues Theater kennengelernt zu haben, das zuvor dem Boxen gedient hatte.
Georgos - 21. Dez, 13:35
Ein von Volkmar Kamm dramatisierter Roman, dem man die erzählerische Herkunft anmerkt.
Zwar sind die Szenen geschickt umgestellt, die Dialoge zT durchaus dramatisch, was bei dem Inzestmotiv naheleigt, aber der homo technicus kommt doch nicht ganz durch, obwohl er von 2 Schauspielern (Christoph Wieschke, Gero Nievelstein) dargestellt wird. Vielleicht eben deshalb. Die Damen (Ulrike Walther als Hanna, Shantia Ullmann als Sabeth) erfüllen ihre Rollen mit der entsprechenden Kühle bzw. Ausgelassenheit.
Georgos - 19. Dez, 17:02