Theater

Dienstag, 27. April 2010

Falk Richter: Im Ausnahmezustand Schauspiel Salzburg

Eigentlich ein Hörspiel der Handlungsarmut und dem Wortreichtum nach, aber gut besetzt mit Elke Hartmann und Volker Wahl und dem Einfall von Regisseurin (Eva Hosemann) oder Bühnenbildner, das Ehepaar in einem Whirlpool spielen zu lassen. Dadurch verdichtet sich zweifellos Handlung und Problematik. An und für sich geschickt geschrieben, bringt das Stück doch wenig Neues. Das Ehepaar lebt mit halbwüchsigem Sohn in einer geschützten Siedlung und läuft sich im Drang, sich dort zu halten, tot, während der Sohn zuletzt ausbricht. Elementarer hatten wir das schon bei S Beckett.

Samstag, 24. April 2010

Brecht: Mutter Courage Innsbruck

Eine Premiere in der ersten Reihe gleich hinter der 5-Mann Musik (Dessau). Bemühte Aufführung mit den üblichen Anachronismen. Die Tradition der Brechtstücke müßte erst wieder belebt werden: Ohne Lotte Lenya geht es kaum. Judith Keller als Mutter Courage spielt couragiert und singt engagiert, aber es kommt kaum herüber. Ähnliches gilt auch von den weiteren Schauspielern. Die Regie (Klaus Rohrmoser) ist durchaus nicht einfallslos, aber widersprüchlich. Die Soldaten stecken zwar in altmodischen Uniformen, targen aber automatische Waffen, obwohl im Text von Messern die Rede ist. Mutter Corage zieht mit ihren Kindern keinen Wagen, sondern Einkauswagerln aus dem Supermarkt. Die Übertitel werden aus einer Betonruine gesprochen und es gibt Fliederangriffe, bzw es donnern Geschütze. Daß Mutter Courage keine Kriegsgewinnerin ist, scheint klar, obwohl die darauf hofft. Wer aber gewinnt?

Donnerstag, 22. April 2010

Schiller: Kabale und Liebe Ingolstadt

Ein schönes Theater mit großer Bühne nahe der vielversprechenden Altstadt und einer Burg. Nur der Bahnhof ist gut 2 km weg. Leider versäumte ich auch hier das tragische Finale wie in Graz wegen der Zugverbindung. Die Inszenierung (Peter Rein) ist kompakter als in Graz, nur daß sie Schauspieler auf der großen Bühne öfter versammeln als nötig und eben alles im Freien spielt. Die Schauspieler agieren sehr bemüht, wenn auch schablonenhaft.

Sonntag, 11. April 2010

Sartre: Nekrassow Dortmund

Eine Farce, in der bald zu viel geblödelt, bald zu ernst agiert wird, im schönen Theater von Dortmund, dessen Zugang sich allerdings hinter der Oper versteckt. Im Wesentlichen geht es um Auflagenstärke einer Zeitung mittels Schauermärchen über die Kommunisten. Das gelingt so halb und halb mit Hilfe eines Nekrassow, der schließlich als Geoges de Valéra (Michael Kamp) entlarvt wird. Es war eine Derniere, routiniert gespielt, aber nicht überzeugend (Regie Philipp Preuss).

J P Sartre: Die schnutzigen Hände Braunschweig

Ein packender Sartre, gut inszeniert Charlotte Koppenhöfer), engagiert gespielt im schönen Kleinen Theater. Hugo (Gunnar Blume) möchte etwas für die kommunistische Partei tun. Louis macht ihn zum Sekretär von Höderer (Matthias Schamberger), der eine Koalition mit den Konservativen schließen will, den engen Umgang soll Hugo nützen, um Höderer umzubringen und den „Verrat“ zu verhindern. Hugo diskutiert viel und zaudert. Erst als seine Frau Jessica (Nientje Schwabe) mit Höderer flirtet, erschießt er diesen. Nach Jahren der Haft kehrt Hugo zurück zur Partei und wird von Olga (Anjorka Strechel), die ihn einst in der Partei protegierte, erschossen, weil er noch immer ein Zauderer ist. Auf der sehr zweckvoll eingerichteten Bühne (Sebastian Hannak) wird flott, aber ohne Pause 2 Stunden durchgespielt.

Dienstag, 30. März 2010

Goethe: Faust I im Burgtheater

7 Monate Wartezeit auf Karten, dann diese Enttäuschung. Goethe nennt das Stück eine Tragödie, für Hartmann ist es wohl Kabarett. Das beginnt beim Prolog im Himmel mit beleuchteten Heiligenscheinen, endet mit der Kerkerszene, wo Mephisto Gretchen mit einem Quader zerschmettert, indem er die Halterung anbrennt. Genauso enttäuschend ist das Bühnenbild von V Hintermeier. Handlungsort ist entweder die offene, freie Bühne oder ein zu öffnender Würfel mit der Hexenküche, Auerbachs Keller, Gretechens Zimmmer usw. Tobias Moretti als Faust bemüht sich, ist aber sowohl Mephisto als auch Gretchen schon rein verbal unterlegen. Da fehlt noch einiges. Joachim Meyerhoff bringt einen zum Staunen mit seinen halsbrecherischen Ballettfiguren, seiner drastischen Gestik und Mimik, die Feinheiten eines schalkhaften Mephisto fehlen ihm aber ganz. Katharine Lorenz ist ein etwas dreistes Gretchen, so richtig verzweifelt ist sie nicht einmal im Kerker. Über die meisten anderen Figuren breitet man besser den Mantel des Schweigens. Das Warten hat sich nicht gelohnt.

Samstag, 27. März 2010

G Hauptmann: Einsame Menschen, Augsburg

Ein geschieterter Theologie, jetzt Sozialphilosoph heiratet, bekommt ein Kind, bleibt aber unerfüllt, da seine Frau nicht sein Niveau, auch nicht sein Freund, der Maler Braun, und schon gar nicht seine Eltern. Da schneit die Studentin Anna Mahr herein, wird aufgenommen und für längere Zeit eingeladen. Sie interessiert sich für seine Ideen und Pläne, wird ihm unentbehrlich. Obwohl das Verhältnis, jedenfalls vorerst, platonisch ist, kommt Gerede auf, seine Frau und Eltern verstehen es nicht, nicht einmal sein Freund Braun. So wird Anna zur Abreise genötigt, Johannes aber geht in den Tod. Viel Autobiographisches liegt in dem 3. Stück Hauptmanns, der dreimal geheiratet hat. Die Aufführung des Stücks konzentriert sich ganz auf die zu erwartenden Konflikte, spielt Anna Mahrs Rolle fast völlig herunter. Der Redisseurin Hoepner fallen überdies Unnötigkeiten sein wie die pausenfüllende Musik, die die Schauspieler mit Handzeichen stoppen, wenn sie reden wollen, dazu fragliche Turnübungen und Auf- und Angänge durch die Wand. Belastete Schauspieler verbergen sich in den Koffern. Das Bühnenbild ist mehr als karg. An den Schauspielern liegt es nicht, wenn die Aufführung wenig überzeugt.

Samstag, 6. März 2010

Spielraum Wien: Sophokles; König Ödipus

Ein engagiertes Theater, das die üblichen Fehler hat: Übertreibung oder zu wenig. Es gab vier Schauspieler, die durchaus griechisch mehrere Rollen spielten, auch den Chor. Spielort war in der Mitte, was für die Akkustik nicht förderlich ist. Und wie gesagt Mimik und Gestik wareen zu viel, auch die Benützung einer Art Schaukel in der Bühnenmitte war eher störend. Nichts sonderlich Neues und nicht überzeugend.

Freitag, 26. Februar 2010

Bruckner F: Gefahr der Jugend im Vestibül BT

6 Medizinstudenten und ein Dienstmädchen leben ehr planlos durcheinander mit verschiedenen Einstellungen, Alkohol bis Promiskuität. Eine bringt sich um, eine will sich umbringen lassen. Die junge Burg spielt engagiert azf einem Mittelpodium. Vieles erschien mir modernisiert.

Donnerstag, 25. Februar 2010

Linz LT: Kleist: Das Käthchen von Heilbronn

Ziemlich schwache Aufführung von der Regie (Ingo Kerkhof) und den Schauspielern her. Ohne Bühnenbild lungerten die Schauspieler an den Wänden, um gelegentlich an die Rampe zu treten. Außer dem Grafen Wetter (K Bühler) hatten alle zumindest zwei Rollen (das Käthchen B Novotny) noch einen Köhlerjungen, sogar Kunigunde (Julia Ribbeck) noch den Eginhardt. Si ging glücklich alles durcheinander, dazu noch Stripteaseszenen an der Wand nach dem Regen, einer mußte sogar nackt bleiben. Nur wenn die Sprache im Vordergrund stand, lebte ich etwas auf.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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