Literatur
Der Leibarzt König Ludwig XIV. erzählt diesem die Geschichte eines Knaben, Sohn eines Marschalls, vielleicht auch des Königs selbst, der nach dem Tod seiner Mutter und der Wiederverheiratung des Marschalls den Jesuiten zur Eziehung übergeben wird. Die Jesuiten hassen den Marschall, weil er deren Betrug mit gefälschten Papieren aufgedeckt hat, und lassen das an dem geistig nicht sehr lernfähigen Knaben aus. Der neu ernannte Beichtvater des Königs und Abt des Jesuitenklosters züchtigt den zu Unrecht eines Schülerstreichs verdächtigten Knaben schwer, so daß dieser bald darauf stirbt. Offen bleibt, ob der Jesuit nun wirklich Beichtvater des Königs wird. Auch sonst bleibt einiges offen. Nicht das stärkste Werk Meyers.
Georgos - 5. Feb, 13:06
Die Beschreibung einer Schlacht und ihres Ortes, die doch Nebensache bleibt. Da bleiben die Klosterinsassen trotz ihrer Unbedeutenheit wichtiger. Das scheint Raabes Einstellung zu sein, Helden sind nicht laut und dräuend, der wahre Held lebt im Verborgenen und stellt in der Not seinen Mann. Im verfallenden Kloster lebt still als Überrest der ehemaligen Klosterschule der Herr Mag. Buchius und wird durch den Krieg aus seiner musealen Beschaulichkeit gerissen.
Georgos - 1. Feb, 20:58
Hübsche Novelle mit vielen verdeckten Anspielungen, der Höhepunkt aber wird fast gänzlich übergangen. Der verkleidete Page Leubelfing trägt den vom Herzog Lauterbach erschossenen König aus der Schlacht und kann die verruchte Tat nicht mehr ganz aussprechen. Die Zeugen beschließen, das zu verschweigen, weil es nicht gut wäre, daß ein deutscher Richsfürst den König erschossen habe. Meyer gestaltet alles sehr fein und mit meisterhaften Andeutungen.
Georgos - 31. Jan, 09:56
Nicht untypisch für Fontane läßt er einen freiheitlichen Leutnant mit einer kleinen Bürgerlichen glücklich sein, bis Familienrücksichten es anders wollen. Dann geht beider Weg zwar wehmütig, aber doch weiter. Mitunter stimmungsvolle Erzählung mit dezenter Aussage.
Georgos - 21. Jan, 18:23
Schwierig zu lesendes Buch, und entsprechend lange habe ich auch gebraucht. Die Wiederholungen der spöttischen Adelsbezeichnungen, sonstige dauernde Widerholungen, das dauernd Spöttische lassen die Konzentration schwinden. Erst gegen Ende kulminieren einige Situationen vor allem den Großvater Toniens, den reich gewordenen Edlen von Haußenbleib betreffend. Der Ritter von Glaubigern wächst in eine Rolle fast eines Deus ex machina hinein, trotzdem wird man den Eindruck des nicht ernst Genommenen nicht los. Jean Paul stand dem Stil und den Aussagen wohl oft Pate.
Georgos - 9. Jan, 21:42
Eine Erzählung, die nicht ganz so witzig und originell ist, wie sie sein möchte. Der Renaissancemensch und Altertumsfreund erzählt bei einem Medicifest, wie er nicht ganz redlich zu einer Pluatushandschrift gekommen ist. Dabei deckt er noch ein kreuztragwunder auf. Alles im Rahmen des Konzils von Konstanz. Vielleicht zu viel auf einmal.
Georgos - 7. Jan, 18:22
Recht unausgewogenes Spätwerk Kellers. Die politischen Verhältnisse der Schweiz stark im Mittelpunkt. Der Roman erregt kaum Interesse, kaum Anteilnahme. Ein Lehrstück mit autobiographischen Zügen. Der leichtgläubige Salander wird zweimal von seinem „Jugendfreund“ um alles gebracht, was er zweimal durch Jahre der Abwesenheit von der Familie (Frau Marie mit zwei Töchtern und Sohn) in Brasilien wieder einbringt. Dann viel von seiner politischen Einstellung. Seine Töchter heiraten jüngere Zwillinge, die in der Politik betrügen und als Notare das Geld ihrer Klienten unterschlagen. Späte Liebe Salanders zu einer dümmlichen Schwägerin des betrügerischen Jugendfreundes. Vor beidem rettet ihn sein Sohn, der nach Studien und Auslandsreisen heimkommt. Einzelne verstreute gelungene Szenen können den Gesamteindruck nicht retten. Da nützt auch der Schrecken des Kapitalismus nichts.
Georgos - 28. Dez, 22:20
Rührsame Erzählung von einem verrohtem und vereinsamten Buben, der von allen missachtet, zum verstockten und geschmähten Außenseiter wird. Ein Lehrer und die von einer Gutsfrau unterstützte Schwester bringen ihn auf den rechten Weg, den er trotz aller Widrigkeiten behauptet. Viel Sentimentales mit Gesellschaftskritik am Pfarrer, am Klosterleben, an der Gemeinde, ans der Gutsfrau, ein unwahrscheinlicher Realismus.
Georgos - 11. Dez, 22:03
Erste Erzählung des 48-jährigen mit Ansätzen der kommenden genialen Erzählkunst. Der Weg geht noch etwas gerader. Der Protestant Hans Schadau will unter seinem Idol Coligny für die Niederländer gegen Alba kämpfen. Da kommt aber die Bartzholomäusnacht dazwischen. Zweimal rettet ihn sein katholischer Freund Boccard, dessen Amulett Marias Schaudau im Zweikampf hilft, nicht aber ihm selbst.
Georgos - 10. Dez, 11:58
Schach verführt die pockennarbige Tochter der von ihm geliebten Frau von Carayon. Von der Mutter und vom Prinzen genötigt, sie zu heiraten, erschießt er sich gleich nach der Hochzeit, weil er sich durch diese Heirat dem Gespött der Kameraden ausgesetzt sieht und glaubt, sein gesellschaftliches Leben nicht führen zu können. Soweit einmal Emanzipation von der anderen Seite. All dies ist aber in den Zusammenhang des Jahres 1806 verlegt, spiegelt also mehr das preußische Verhalten gegenüber Napoleon. So kommt die ganze Problematik entschieden zu kurz, wird eher zur Nebenhandlung. Und das merkt amn der Erzähldichte an.
Georgos - 1. Dez, 22:03