Donnerstag, 12. März 2009

Bizet: Carmen in Bratislava (Alte Oper)

Ein recht gute Carmen ist leider auch zu wenig für eine gute Aufführung. Die Michaela war etwas zu scharf, der Don Jose sang häßlich, falsch und hatte keine Spitzentöne. Die Inszenierung war mehr als verstaubt, da retteten auch einige gute Nebenrollen wenig von der Aufführung, schon gar nicht der zu alte Escamillo. Preßburg wird wohl wieder etwas warten müssen.

Albertina: Rembrandt und seine Zeit

2 Säle für Rembrandt, die übrigen für seine Zeitgenossen wie Ostade, Neer, Ruysdael und viele andere. Sher viel aus den Beständen der Albertina, daher viele Radierungen und Aquarelle. Zumeist motivlich geordnet wie Wald, Landschaft, Meer, Alltagsleben. Keine Sensationen, aber gerade das macht die Ausstellung sehenswert.

Dienstag, 10. März 2009

Calderón: Das Leben ein Traum, Burgtheater

Ein interessantes, ernstes Stück wird von der Regisseurin Karin Beier zu einer Farce herabgewürdigt. Und das trotz blendender Schauspieler wie Peter Simonischek als Basilius oder Nicholas Ofczarekt als dessen Sohn Sigismund. Die anderen Schauspieler fallen allerdings eher ab. Daß das Bühnenbild (Thomas Dreißigacker) fast nur aus Sesseln und einem Erd- oder Misthaufen besteht, daran ist man schon gewöhnt (Einsparung?). Die Sesseln werden hauptsächlich von Musikern besetzt, die offenbar die Stimmung wiedergeben sollen, was bei ordentlichem Textverständnis kaum nötig wäre. Wie Ofczarek den im Turmgefängnis Verkümmerten mimt, ist beachtlich, wenn auch der Übergang zur Normalität dann oft schnell und absurd ist. Leider endet das Stück schließlich im Chaos, Kriegsgeschrei und Kriegsmaschinen. Von der Schwierigkeit der Deutung eines Lebens bleibt da nicht viel übrig. Schade! Und dann noch 2 ¼ Stunden ohne Pause.

Sonntag, 8. März 2009

Chamisso: Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Endlich wieder eine packende Erzählung der Romantik. Die Schwierigkeiten mit dem verlorenen bzw. verkauften Schatten sind überaus vielfältig und unterhalten köstlich. Nur die Mutation zum Naturforscher mit Siebenmeilenstiefeln am Schluß entspricht nicht meiner Interessenslage.

Dienstag, 24. Februar 2009

Goethe: Faust I in Weimar

Und das in Weimar! Man kann ja mit dem Faust vieles machen, aber Faust in der Studierstube, eigentlich ist es immer eine Art Himmelsleiter, auf der Personen auf- und untertauchen, als debilen Jungen Mann seinen Text herunterleiern lassen, und ihn nach der Hexenküche (bzw. –leiter) mit dem Mephisto Rolle tauschen lassen??? Was bleibt, ist ein schwächlicher Mephisto und ein geiler Faustmephisto, der es mit einem doppelten Gretchen treibt. Der Regisseur Tilmann Köhler will offenbar den Faust zerstören, und das in Weimar! Für die vielen Schüler war manches ganz lustig, ich schlich traurig zur Bahn und fuhr nach Hause.

Fontane: Stine

Das bürgerliche Mädchen lehnttrotz Liebe den Heiratsnadrang eines Grafen ab. Dieser kränkelt allerding und begeht schließlich Selbstmord mittels Schlaftabletten. Abgewandeltes typisches Fontanemotiv. Im Grunde ganz flott geschrieben und mit Charakterstudien nicht uninteressant versehen.

Wagner: Götterdämmerung in Weimar

Es war ein schöner Abend trotz einer völlig verkorksten Inszenierung. Musik und Sänger waren jedenfalls ansprechend, mit der Einschränkung daß Tomas Möwes Alberich zu einer Sprechrolle degradierte, daß Catherine Foster als Brünhilde im Aussehen allzu sehr einer Walküre entsprach und Norbert Schmittberg als Siegfried zart, und doch bäurisch wirkte. Über die Inszenierung musste man hinwegsehen, ein eintöniges Bühnenbild, und immer wieder die jetzt so beliebten Figuren, die mit der Handlung eigentlich nichts zu tun haben. Vor der Aufführung gab es viele Krankheitsentschuldigungen, keine aber war schlagend. Augen zu, Ohren auf, dann war es ganz passabel.

C F Meyer: Die Versuchung des Pescara

Der Autor versteht es meisterhaft, seine Geschichten im Renaissanceflair vorzutragen. Der italienische, spanischstämmige Heerführer des Kaisers in Italien, verheiratet mit der schönen Römerin Viktoria, bleibt dem Kaiser treu, obwohl die Italiener, besonders der Kanzler von Mailand ihn abwerben wollen. Freilich können sie nicht wissen, daß er in der letzten Schlacht tödlich verwundet wurde und schon deshalb an einen Wechsel nicht denken kann. Fein sind die Personen gezeichnet, klar wird das italienische Intrigenspiel, aber auch die spanischen Machtgelüste freigelegt. Eine große Erzählung!

Fontane: Frau Jenny Treibel

Diesmal steht das Ständebewusstsein des Bürgertums im Mittelpunkt und dessen Vermögen, das Ehen stiftet. Jenny Treibel, durch Heirat mit einem Fabrikanten, aus dem biederen Gemüsehändlerdasein aufgestiegen, verhindert die Heirat der überaus gebildeten und Klugen Nichte ihres Jugendfreundes, einem Professor, mit ihrem Sohn. Flott erzählt und vor allem durch das Professorenmilieu und die Beredsamkeit der klugen Corinna gut zu lesen.

Britten: Ein Sommernachtstraum VO

Überraschend gute Inszenierung in der VO von Philippe Arlaud mit Drehbühne und Wandelgang für Oberons Welt. Auch die Sänger waren ohne Fehl, nur Oberons (Nicholas Hariades) Countertenor war wenig durchschlagskräftig. Interessant auch die aufmüpfige Hippolyta (Martina Mikelic). Die Musik ist kammermusikartig, aber den Situationen durchaus angepasst und bei Andreas Schüller in guten Händen. Die Sänger entsprachen sängerisch und schauspielerisch.

Goethe: Faust I im Burgtheater

Gastspiel aus Hamburg, das ich vor ca. 6 Jahren dort gesehen habe. Die Inszenierung passt auch besser ins Schauspielhaus, das nicht so sehr auf die Bühne ausgerichtet ist, besonders Balkon und Galerie. Die um Publikumskontakt bemühte Regie hat durchaus ihre Meriten, wenn Mephisto den Prolog im Himmel in sich selbst stammelt, bzw. mit sich selbst spricht, wenn Faust seinen Monolog im Publikum sitzend beginnt, wenn es Mephisto mit Marthe in einer Loge treibt, wenn sich Gretchen aus dem Kerker ins Publikum küsst. Vieles gelingt infolge eines sehr wandlungsfähigen Mephisto von Joachim Meyerhoff oder einem guten Faust von Edgar Selge, die oft köstlich den Ton wechseln, wenn sie sich aufs Publikum beziehen, dann aber wieder „klassisch“ werden. Leider fällt Gretchen stark ab, sie ist allzu willig, kann auch die Wahnsinnsszene im Kerker nicht spielen. Letztlich ist aber doch die Bühne, beschränkt auf eine Drehscheibe in der Mitte des Parketts, die auch höher fahren kann, nicht zureichend, um Spannung und Duktus aufrecht zu halten.

Euripides: Medea LT Linz

Wie immer in letzter Zeit, interessante Aufführung eines griechischen Klassikers in den Kammerspielen. Vor allem sorgfältig motivierte Tötung der Kinder durch Medea: Sie würden sonst aus Rache für ihren Mord an Kreon und Kreusa nicht begraben. Auch die Schauspieler ohne Tadel, vor allem Medea (Katharina Hofmann), nur daß sie zu oft gegen Wände rasen musste. Auch die Ersetzung des Chors durch Boten und Stimmen scheint mir fraglich, aber Euripides ist liehct psychologisch zu deuten, mit Recht?

Donnerstag, 5. Februar 2009

C F Meyer: Die Leiden eines Knaben

Der Leibarzt König Ludwig XIV. erzählt diesem die Geschichte eines Knaben, Sohn eines Marschalls, vielleicht auch des Königs selbst, der nach dem Tod seiner Mutter und der Wiederverheiratung des Marschalls den Jesuiten zur Eziehung übergeben wird. Die Jesuiten hassen den Marschall, weil er deren Betrug mit gefälschten Papieren aufgedeckt hat, und lassen das an dem geistig nicht sehr lernfähigen Knaben aus. Der neu ernannte Beichtvater des Königs und Abt des Jesuitenklosters züchtigt den zu Unrecht eines Schülerstreichs verdächtigten Knaben schwer, so daß dieser bald darauf stirbt. Offen bleibt, ob der Jesuit nun wirklich Beichtvater des Königs wird. Auch sonst bleibt einiges offen. Nicht das stärkste Werk Meyers.

Lebenslinien, Helga Eiterer zum Gedächtnis (Vogelhaus Mirabell)

Es war schön, sich an Helga zu erinnern und ihren Weg an Bildern nachzuvollziehen, vom Impressionismus über Surreales zu ihren geschriebenen Bildern. Ein würdiger Rahmen, gut eingeleitet und gut besucht-

Lebenslinien, Helga Eiterer zum Gedächtnis (Vogelhaus Mirabell)

Eine nette Familie, die Eiterers. Und es ist schön, sich an Helga zu erinnern, ihren Weg an Bildern nachzuvollziehen, vom Impressionistischen über Surreales zu ihren geschriebenen Bildern. Der Rahmen war würdig, gut eingeleitet und gut besucht.

W Raabe: Das Odfeld

Die Beschreibung einer Schlacht und ihres Ortes, die doch Nebensache bleibt. Da bleiben die Klosterinsassen trotz ihrer Unbedeutenheit wichtiger. Das scheint Raabes Einstellung zu sein, Helden sind nicht laut und dräuend, der wahre Held lebt im Verborgenen und stellt in der Not seinen Mann. Im verfallenden Kloster lebt still als Überrest der ehemaligen Klosterschule der Herr Mag. Buchius und wird durch den Krieg aus seiner musealen Beschaulichkeit gerissen.

Samstag, 31. Januar 2009

C F Meyer: Gustav Adolfs Page

Hübsche Novelle mit vielen verdeckten Anspielungen, der Höhepunkt aber wird fast gänzlich übergangen. Der verkleidete Page Leubelfing trägt den vom Herzog Lauterbach erschossenen König aus der Schlacht und kann die verruchte Tat nicht mehr ganz aussprechen. Die Zeugen beschließen, das zu verschweigen, weil es nicht gut wäre, daß ein deutscher Richsfürst den König erschossen habe. Meyer gestaltet alles sehr fein und mit meisterhaften Andeutungen.

Freitag, 23. Januar 2009

L. Ingrisch: Damenbekanntschaften Burgtheater im Kasino

4 Paare scheitern irgendwie aneinander und finden kein Rezept dagegen außer Mord. Recht amüsant, aber nicht tiefgehend, gut gespielt von teils alten Bekannten wie Bibiane Zeller, Peter Wolfsberger, Heinz Zuber u.a. Man sitzt jetzt an Kaffeehaustischen und kann sich auch an einer Bar bedienen. Ob das hilft?

O Straus: Die lustigen Nibelungen (Volksoper)

Wie schwer läßt sich Walzerseligkeit mit Ironie oder gar Kritik verbinden? Wenn ich an Offenbach oder O Straus denke: höchst mangelhaft. So bleiben auch diese „lustigen Nibelungen“ trotz einiger guter Einfälle, tritz eines gewissen historischen Interesses Stückwerk. Da hilft weder die aufwendige Ausstattung noch ein gewisses Engagement der Mitwirkenden. Zwar tauchen anmutige Melodien auf, es wird aber textlich schwer verständlich gesungen. Auch läßt die Besetzung an Qualität zu wünschen.

Donnerstag, 22. Januar 2009

A Dorfer: fremd Burgtheater

Der Kabarettist passt wohl nicht ganz ins Burgtheater, hat sich aber gut darauf eingestellt. Und was ist schon sonst noch im Burgtheater ernst zu nehmen? Gelegentlich fällt er in die Fäkaliensprache, dann wird er wieder lyrisch, dann wieder drastisch, vor allem in der Politik spritzig-aggressiv. Auch ist er manchmal schwer zu versethen, aber auch das ist ja hier Mode geworden. Dazu spielt ein musikalisches Terzett mit einer schlauen Stimme (Peter Herrmann) und noch etwas Sichtagitation via Leinwand.

Fontane: Irrungen, Wirrungen

Nicht untypisch für Fontane läßt er einen freiheitlichen Leutnant mit einer kleinen Bürgerlichen glücklich sein, bis Familienrücksichten es anders wollen. Dann geht beider Weg zwar wehmütig, aber doch weiter. Mitunter stimmungsvolle Erzählung mit dezenter Aussage.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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