Samstag, 10. Januar 2009

Goethe: Faust I LT Linz

Eine schwache Aufführung mit schwachen Schauspielern, Provinzniveau. Der Regisseur Mouchtar-Samurai, ein Jude aus Bagdad, hat wohl zu wenig Beziehung zum Faust. Er läßt zwar den Text, kürzt ihn wenig glücklich, findet keine Interpetation außer recht irdische Geistererscheinungen. Und alles in einem stets gleichbleibenden Bühnenbild von Heinz Hauser. Da kann weder der Osterspaziergang noch die Hexenküche und schon gar nicht die Walpurgisnacht wirken. Der Faust von Georg Bonn bemüht sich ohne Tiefgang, dem Mephisto von Vailu Sotke wird zu viel albern ungereimtes Gehopse aufgegeben, so kommen sowohl das Dämonische wie auch das Schalkhafte zu kurz. Die Margarete von Isabella Szendzielorz wirkt emanzipert, darf es aber nicht sein. Sie liegt mit Faust auf der grünen Wiese mit leintuch, braucht aber doch das Fläschchen. Die Fragen nach Fausts Religion bleiben zu kurz, die Wahnsinnsszene im Kerker ist höchstens verbal glaubhaft, aber kaum gespielt. Am ehestens wird noch Katharina Hofmann der Rolle der Marthe gerecht, sie muß aber auch Meerkatze, Frau Baubo und die Trödl-Hexe spielen. Eine enttäuschende Premiere mit wenig Applaus und keiner Nachwirkung.

Freitag, 9. Januar 2009

W Raabe Der Schudderump

Schwierig zu lesendes Buch, und entsprechend lange habe ich auch gebraucht. Die Wiederholungen der spöttischen Adelsbezeichnungen, sonstige dauernde Widerholungen, das dauernd Spöttische lassen die Konzentration schwinden. Erst gegen Ende kulminieren einige Situationen vor allem den Großvater Toniens, den reich gewordenen Edlen von Haußenbleib betreffend. Der Ritter von Glaubigern wächst in eine Rolle fast eines Deus ex machina hinein, trotzdem wird man den Eindruck des nicht ernst Genommenen nicht los. Jean Paul stand dem Stil und den Aussagen wohl oft Pate.

Mittwoch, 7. Januar 2009

C F Meyer: Plautus im Nonnenkloster

Eine Erzählung, die nicht ganz so witzig und originell ist, wie sie sein möchte. Der Renaissancemensch und Altertumsfreund erzählt bei einem Medicifest, wie er nicht ganz redlich zu einer Pluatushandschrift gekommen ist. Dabei deckt er noch ein kreuztragwunder auf. Alles im Rahmen des Konzils von Konstanz. Vielleicht zu viel auf einmal.

Samstag, 3. Januar 2009

Thomas Bernhard: Der Schein trügt (Burgtheater)

Ein typisch Bernhardsches Undrama. Die zwei Akteure (die Halbbrüder Karl und Robert) führen Monologe allein und zu zweit. Sie reden zumeist aneinander vorbei. Der alte Artist und der alte Schauspieler granteln und vermissen die eben verstorbene Lebensgefährtin von Karl. Martin Schwab spielt den Artisten Karl ausgezeichnet, Michael König deklamiert als Robert zu oft undeutlich. Die Bühne von M Fischer-Dieskau (ein großer Name) ist recht angepasst. Wie weit der Regisseur N Brieger Einfluß nahm, ist schwer zu sagen. 2 Stunden 20 Minuten ohne Pause sind eine gewisse Zumutung. Meine Enkelin Anna schien ganz angetan.

Sonntag, 28. Dezember 2008

G. Keller: Martin Salander

Recht unausgewogenes Spätwerk Kellers. Die politischen Verhältnisse der Schweiz stark im Mittelpunkt. Der Roman erregt kaum Interesse, kaum Anteilnahme. Ein Lehrstück mit autobiographischen Zügen. Der leichtgläubige Salander wird zweimal von seinem „Jugendfreund“ um alles gebracht, was er zweimal durch Jahre der Abwesenheit von der Familie (Frau Marie mit zwei Töchtern und Sohn) in Brasilien wieder einbringt. Dann viel von seiner politischen Einstellung. Seine Töchter heiraten jüngere Zwillinge, die in der Politik betrügen und als Notare das Geld ihrer Klienten unterschlagen. Späte Liebe Salanders zu einer dümmlichen Schwägerin des betrügerischen Jugendfreundes. Vor beidem rettet ihn sein Sohn, der nach Studien und Auslandsreisen heimkommt. Einzelne verstreute gelungene Szenen können den Gesamteindruck nicht retten. Da nützt auch der Schrecken des Kapitalismus nichts.

R. Wagner: Die Walküre in Karlsruhe

Ein schöner Abend zum Abschluß meines Theaterjahres. Von Justin Brown wurde fast ekstatisch dirigiert ind Bühnenbildern von Denis Krief, die sparsam die Szenerien nur andeuten, um so mehr fallen die unglücklichen Kostüme der Walküren auf. Von den Sängern begeisterten Edith Haller als Sieglinde und die umbesetzte Fricka durch sängerische und schauspielerische Leistung. Der Siegmund von Lance Ryan weist eher sängerische Stärken auf. Gegen diese haben es die anderen schwer: ein mäßiger Wotan von Thomas J Mayer, eine böhmelnde Brünhilde von Caroline Whisnant in Germknödelform und der Hunding Mika Kares, der kaum auffällt. Trotzdem. Ein schönes Erlebnis in einem schönen Theater. Mich stören allenfalls die langen Esspausen, da das Rauchen im Freien arg kalt war.

Samstag, 13. Dezember 2008

Lortzing: Zar und Zimmermann (LT Innsbruck)

Zar und Zimmermann ist so eine richtige Biedrmeieroper: Idylle im Vordergrund, gemiedene Politik im Hintergrund. Der Handlungsstrang schien dem Regisseur Laurence Dale wohl zu simpel, und er verwirrte ihn derart, daß er sich wohl selber nicht mehr auskannte. So ist Zar Peter am Theater engagiert, wo man die Aufführung von Zar und Zimmermann vorbereitet, der Bürgermeister Van Bett gibt dem Theater die Ehre, daraus entsteht ein nimmer aufzulösender Knoten. Die liebenswürdige Oper wird abgeräumt wie ihr Holzschuhtanz bei geschlossenem Vorhang. Da auch die Sänger nur mäßig sind, Peter Iwanow (Brenden Gunnell) wird von der Regie so entmachtet, daß man seine Stimme kaum beurteilen kann, der riesige Van Bett (Dirk Aleschus) beherrscht die Bühne mit gewaltiger Stimme, der allerdings Tiefe fehlt, seine schlanke Komik kann aber in dem Regiewirrwarr wenig retten. Ein verdorbener Abend.

Donnerstag, 11. Dezember 2008

KHM Wien: Mythos der Griechen

In einigen Sälen des KHM sieht man Bilder von Malern der Renaissance und des Barocks, die vorwiegend griechische Götter- und Heldensagen darstellten. Dazu zwei griechische Plastiken und in der Mitte die Saliera. Eine bescheidene Abschiedsvorstellung des scheidenden Museumsdirektor.

Zeller: Der Vogelhändler (LT Linz)

Wie kann man eine Operette nur so verhundsen? Unter Modernisieren versteht Dolores Schmidinger offenbar ins Milieu einer oberösterreichischen Maffia übertragen, ein Reporterteam erfinden, die Christl mit dem Rad auftreten lassen und mehr als billige Scherze verbreiten. Der Handlungsablauf wird auch durch die misslungenen Chorszenen vernichtet. Da retten auch die schönsten Liednummern nichts mehr, die vom blonden Tiroler Adam (Christian Zenker), der übergroß gewachsenen Christel (Gotho Griesmeier) oder der Fürstin (Susann Hagel) nur mäßig gesungen werden. Ich wartete auf das Lied der Fürstin /Als geblüht der Kirschenbaum), sonst wäre ich zur Pause gegangen.

Ebner-Eschenbach: Das Gemeindekind

Rührsame Erzählung von einem verrohtem und vereinsamten Buben, der von allen missachtet, zum verstockten und geschmähten Außenseiter wird. Ein Lehrer und die von einer Gutsfrau unterstützte Schwester bringen ihn auf den rechten Weg, den er trotz aller Widrigkeiten behauptet. Viel Sentimentales mit Gesellschaftskritik am Pfarrer, am Klosterleben, an der Gemeinde, ans der Gutsfrau, ein unwahrscheinlicher Realismus.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Schnitzler: Anatol (LT St. Pölten)

Recht gelungene Aufführung in einfachem Bühnenbild von Walter Schmögner. Der Regisseur und Hauptdarsteller Joseph Lorenz inszeniert eine Traumgeschichte, was weitgehend glaubhaft scheint. Gut auch Max als sein Stichwortgeber (Franz Tscherne). Die Damen agieren unterschiedlich, am besten Maddalena Hirschal als Cora und Nicole Beutler als Gabriele (freilich kann sie Paula Wessely nicht vergessen machen, wie mir auch Lindner im Gedächtnis bleibt). Ein schöner Abend.

C F Meyer: Das Amulett

Erste Erzählung des 48-jährigen mit Ansätzen der kommenden genialen Erzählkunst. Der Weg geht noch etwas gerader. Der Protestant Hans Schadau will unter seinem Idol Coligny für die Niederländer gegen Alba kämpfen. Da kommt aber die Bartzholomäusnacht dazwischen. Zweimal rettet ihn sein katholischer Freund Boccard, dessen Amulett Marias Schaudau im Zweikampf hilft, nicht aber ihm selbst.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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