Montag, 1. Dezember 2008

Fontane: Schach von Wutenow

Schach verführt die pockennarbige Tochter der von ihm geliebten Frau von Carayon. Von der Mutter und vom Prinzen genötigt, sie zu heiraten, erschießt er sich gleich nach der Hochzeit, weil er sich durch diese Heirat dem Gespött der Kameraden ausgesetzt sieht und glaubt, sein gesellschaftliches Leben nicht führen zu können. Soweit einmal Emanzipation von der anderen Seite. All dies ist aber in den Zusammenhang des Jahres 1806 verlegt, spiegelt also mehr das preußische Verhalten gegenüber Napoleon. So kommt die ganze Problematik entschieden zu kurz, wird eher zur Nebenhandlung. Und das merkt amn der Erzähldichte an.

Sonntag, 30. November 2008

Karlsruhe, Schloß: Heldenzeit, Dunkle Jahrhunderte

Eine doch eher zusammengewürfelte Ausstellung, der ich kein Konzept entnehmen konnte. Habe ich schon zu viel Griechisches gesehen? Mein Lieblingsmuseum hat mich diesmal eher enttäuscht.

Barfüßerkirche: Unter uns (Archäologie in Basel)

Ein sehr schönes Museum in, um und unter der Kirche. Im Keller die Stadtgeschichte, in der Kirche gotische und spätere Altäre und Heiligenfiguren, im Obergeschoß Schätze. Im Keller außerdem die Sonderausstellung: Grabungsfunde die ganze Stadtgeschichte hindruch, natürlich auch Römisches. Vor der Kirche ein ausgedehnter Christkindlmarkt, in der Kirche Ruhe zum Wohlfühlen. Wartet noch auf einen längeren Besuch!

H. Ibsen: Baumeister Solness in Graz

Eine schöne Überraschung in Graz: Peter Simonischen spielt den Solness und er reißt alle mit zu beachtlicher Leistung, besonders Verena Lercher als Hilde Wangel. Es wird also sehr intensiv gespielt. Gelungen der Ausgleich zwischen Realistik und Trolltum. Neben mir saß ein Herr, mit dem Simonischek Architektur studiert hatte. Leider musste ich etwas früher gehen, um den Zug nach Zürich zu erreichen.

R Wagner: Das Rheingold Karlsruhe

Schöne Aufführung mit kleinen Schönheitsfehlern: Die Rheintöchter huschen durch Vorhänge, die Reise zum Alberich zeigt keine Nibelungen, die Verwandlungen Alberichs sind lächerlich, usw. Die Sänger überzeugen einigermaßen, besonders der Loge des kleinen Matthias Wohlbrecht. Recht leidenschaftlich der Dirigent Justin Brown, nur läßt er den Sängern zu viel Zeit, sich auszusingen. Bühne und Kostüm sind unauffällig. Die Müdigkeit von Fahrt und Ausstellungen konnte ich jedoch überwinden.

Mittwoch, 19. November 2008

Gorki: Kleinbürger (Burgtheater)

Eine gelungene Aufführung mit sehr guten Schauspielern, schwer am Stehplatz durchgestanden. Die Inszenierung von Karin Beier ist zwar mehr als zwei Jahre alt, außer einigen Übertreibungen und Vordergründigkeiten aber dicht und wirkungsvoll. Martin Schwab überzeugt als Bessemjonow als alter Malermeister, der die neue Generation nicht verstehen kann. Der Generationenkonflikt ist die Hauptachse, um den sich eine gewisse Ziel- und Aussichtslosigkeit der Jugend rankt. Getroffen sind vor allem die Charaktere der Lehrerin Tatjana (Chistiane von Poelnitz), die reichlich verklemmt ihre Jugend und Liebe versäumt, der Vogelhändler Pertschichin (Urs Hefte), ein Sinnbild eines, der das Leben versäumt hat, obwohl er ihm am nächsten. Letztlich der Kirchensänger Teterew, der zu allem philosophiert, trotzdem nicht den rechten Ansatz findet. Trotz Stehplatz (mit Nina) ein Gewinn. 2 Stunden ohne Pause.

Montag, 10. November 2008

G. Keller: Das Sinngedicht

Rahmennovelle mit 5 Binnennovellen (Von einer törichten Jungfrau, Regine. Die arme Baronin, Die Geisterseher, Don Correa), deren Beziehung zueinander umstritten ist. Der Naturwissenschaftler Reinhart zieht mit einem Sinnspruch Logaus (Wie willst du weiße Lilien zu Rosen machen? Küß eine weiße Galatee: sie wird errötend lachen) aus und lernt Lucie kennen und lieben. Sie erzählen einander die Binnennovellen, eine trägt Lucies Onkel bei. Obwohl die Rahmenhandlung eher kürzer ist, ist sie doch der wesentliche Teil. Zumeist schwungvoll erzählt, stockt doch manches als Parabel, weil erkünstelt.

Freitag, 31. Oktober 2008

Ibsen: Peer Gynt im LT Salzburg

Die Fassung von Peter Stein und Botho Strauß ist die gleich wie im Volkstheater Wien, fast mit den gleichen Strichen, aber wirkungsvoller in Szene gesetzt. Hier spielt die Berglandschaft ihre Sagen aus, es bedarf keiner Irrenanstalt, um die Phantasie Peers zu motivieren. Allerdings trennt der Regisseur Peter Dolder in eine alten und einen jungen Peer, was nicht wesentlich stört, aber auch keine großer Gewinn ist.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

ETA Hoffmann: Liebe und Eifersucht in München

Es ist schon eigenartig: Eine Uraufführung nach 200 Jahren und die Musik von Hoffmann. Das Stück ist eine Degenkomödie nach Calderon, nicht besonders anregend. Hoffmanns Musik liegt irgendwo zwischen Mozart und Lortzing. Sie ist interessant, aber kein großer Wurf. Die aufführung war szenisch und sängerisch bemüht, aber auch hier ohne nachhaltige Wirkung. Trotzdem möchte ich die Erfahtung nicht missen.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Puccini: Tosca, VO Wien

Der Ohrwurm Puccini hört sich italienisch besser an als deutsch, und er verträgt ein solides Bühnenbild, Kirchner/Kneidl zogen vor die Kirche Sr. Andrea della Valle ein unnötiges Gerüst für die kleine Staffelei, das die Spielfreude aller hemmte, besonders des Kinderchores und des Tedeums. Auch der Palazzo Farnese mit Tücherwändern und verschiebbarem Folterraum intensiviert nicht gerade die Bedrängnisszene Tosca-Scarpia. Ähnlichrs gilt vom Schlußbild der Engelsburg. Dazu kommen einige Einfälle, die nur ablenken, ein Scarpia, der sich während des Tedeums das Hemd vom Lein rießt und ein Cavaradossi, der vor seiner Hinrichtung mit einem Papierflieger spielt. Die Sänger sind leidlich, aber kaum denkwürdig, Dirigent und Orchester müssen den Pucciniklang erst erwerben.

Samstag, 25. Oktober 2008

Samuel Beckett: Das letzte Band im Landestheater St. Pölten

Es war ein Gastspiel der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin mit Joseph Bierbichler als Krapp. Der Regisseur Tragelehn hatte ich sehr um ausgefeilte Technik mit dem Videorecorder bemüht. Der alternde 80jährige Krapp muß allerhand Kabel richtig verbinden, was fast die halbe Aktionszeit in Anspruch nimmt. Das macht der Schauspieler mit stoischer Ruhe und zahlreichen Widerholungen bzw. Ungeschicklichkeiten. Endlich beginnt er zu sprechen, es ist ein Bayrisches Idiom. Die Erinnerungen sieht man vor allem auf dem Bildschirm, wo Krapp nur die Hälfte der jetzigen Jahre zählt. Er rekapituliert sine Erlebnisse von damals, agiert auch darauf, ohne viel zu reden, langt sich auch eine Banane aus der hintersten Ecke der Schublade, letztlich endet sein Leben bei der Erinnerung an die schönen Augen seiner letzten? Geliebten. Es gibt sicher Absurderes bei Beckett!

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Georgos - 31. Jan, 20:57

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