Theater

Samstag, 5. Juli 2008

Shakespeare: Romeo und Julia (Carnuntum, Amphitheater)

Ein Gastspiel des Globe Theatre von einem alten Wohnwagen mit Zelt aus auf einer 5 x 5 m großen Holzplatten mit zwei Säulenlampen. Trotz dieser Einschränkungen wurde engagiert gespielt und vor allem die Romeo-Juliageschichte überzeugend herausgearbeitet. Anfangs in Straßenkleidern kleideten sich die Akteure mit Fortdauer der Handlung immer mehr in historische Kleidung. Einige Rollen wurden überzeugend von demselben Schauspieler dargestellt, andere weniger. Viel wurde ferner gestrichen und bühnenbildnerisch improvisiert, was vor allem dem Ausgang Abbruch tat. Der Pathos der englischen Schauspieler ist ihnen weitgehend geblieben, was vielleicht an der Sprachmelodie liegt. Trotz einfacher Mittel hat mich die Aufführung mehr berührt als die pompöse im Burgtheater.

Mittwoch, 2. Juli 2008

Schiller: Maria Stuart (Karlsruhe)

Nach der jahrzehntelang zurückliegenden Burgtheateraufführung mit der eben verstorbenen Judith Holzmeister sowie Paul Wessely sowie Reyer und Liewehr eine immerhin trotzdem sehenwerte Vorstellung. Anja Lechle und Ursula Grossenbacher waren sehr gut kontrastierende und gut spielende Königinnen in einer Inszenierung von Boris von Poser. Weniger überzeugend das Bühnenbild von Thimo Plath, das Maria Stuart mit ihren Damen in einen Glaskäfig einsperrte, der sogar mit einer Alarmanlage verbunden war. Die Kostüme der Schottinen waren zu rustikal. Im Vordergrund stand ferner mehr Elisabeth als Maria. Gut besetzt waren die Nebenrollen mit Timo Tank als Leicester, stefan Viering las Burleigh, Hannsjörg Schuster als Shrewsbury, der ungestüme Morimer Robert Besta mußte sich in einem weiteren als Aufzug funktionierendem Glaskasten umbringen. Unbefriedigend der Schluß.

Dienstag, 1. Juli 2008

Aischylos: Die Orestie (Karlsruhe)

Sehr bemühte und weitgehend geglückte Aufführung. Zuerst gab es eine Einführung durch den Dramaturgen, der sich leider ganz auf die Mythengeschichte beschränkte. So ging denn auch die Aufführung keine neuen (alten) Wege. Der Chor agierte im Agamemnon und in den Choephoren (hier: Die Spenderinnen am Grab) männlich zu acht mit Ausbau der Rolle des Chorführers, in den Eumeniden (hier: Die Wohlwollenden) erfolgte ein Wechsel zu weiblichem Chor, schrecklich angezogen, aber nicht furchterregend. Über den Einzug (Parodos) und besonderes Agieren des Chores nichts Neues. Ähnliches gilt über die Besetzung (Aischylos hatte ja nur zwei Schauspieler) und ihre Auftritte (keine Musik). Auch wurden die Rollen in moderner Weise psychologisiert, was es vielleicht den Schauspielern leichter macht. Leidenschaftlich bis barbusig, um den Sohn zu erweichen, agiert Katja Teichmann als Klytaimnestra, Agamemnon und Apollon werden von Jochen Neupert kräftig protzend dagestellt, immerhin ein Ansatz. Thomas Birnstiel als Orest erinnerte an den Mortimer des Folgetags.

Montag, 9. Juni 2008

C F Meyer: Georg Jenatsch

Geschichte eines Graubündner Freiheitshelden in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Meyer zeichnet die Entwicklung des protestantischen Pfarrers in dramatischen Bildern und abwechselnden Formen mit sorgfältig ziselierter Sprache. Als Gegenheld dient Herzog Rohan, der nicht bereit ist wie Jenatsch alles dem Ziel unterzuordnen, sondern sich edek moralischer Gesetze bewußt ist. Trotz allem wirkt das Heldentum des Jenatsch stärker.

Samstag, 3. Mai 2008

Shakespeare: Viel Lärm um nichts (BT Wien und Schsph Salzburg)

Ist das Burgtheater wirklich so weit herabgekommen, daß eine Aufführung an einer Salzburger Fastamateurbühne es in den Schatten stellt? Ist die Regie von Jan Bosse, der den Text kürzt und ändert, der Drastisches und Ordinäres forciert, dem Slapsticks wichtiger sind als die Aussage, schuld oder der Bühnenbildner Stéphane Laimé, der lediglich eine rundes Schwimmbecken mit Stufen, aber ohne Wasser auf die offene Bühne stellt, oder die Kostüme von Kathrin Plath, die aus dem Kostümfest eine Affenshow macht, oder die Schauspieler, die zumeist schwer oder gar nicht verständlich agieren?
In Salzburg gab man alles zwar seriöser, aber durchaus nicht ohne Experimentelles, aber mit klarer Linienführung und um Aussage bemüht. Dafür zeichnet Christoph Batscheider, der auch die Bühne immerhin mit einer Festtafel ausstattet. Seine Personenführung merkt man zwar oft bis ins Detail, aber ist das nicht besser, als wenn man sie gar nicht merkt? Daniela Gnoycke übertrifft ihre berühmte Kollegin Christiane von Poelnitz an Zungenschärfe in der tragenden Rolle der Beatrice, Nicola Trub muß sich nicht nur als Sexbombe geben wie Dorothea Hartinger als Hero. Auch die Herren Prinz und Grafen dürfen in Salzburg geradliniger agieren als die immer ausufernden Wiener Pendants. Warum letztlich in Wien die drolligen Polizisten ausgelassen werden, führt zu einer völligen Verdunkelung des Handlungsablaufes, denn wie wird sonst die Unschuld Heros aufgeklärt? So ließe es sich durchaus noch weiter fortfahren und vergleichen. Armes Burgtheater.

Freitag, 2. Mai 2008

Volkstheater: Goethe, Clavigo

Das frühe Drama Goethes ist sicher noch ein wenig vordergründig, Clavigo läßt sich allzu leicht bewegen und umstimmen, seine "Beweger" sind auch recht linear gezeichnet, trotzdem: Es ist eben Goethe. Über weite Strecken weiß das auch der Regisseur Stephan Müller, doch dieser kommt vom Ballett. Und so müssen die Schauspieler allerlei Turnübungen einlegen, den Dienern in die Arme springen, im Zorn gegen die Wand laufen und auf dem Boden seltsame Verrenkungen machen. Die Schauspieler sind verständlich und bemühen sich um Ausdruck, soweit sie nicht in Ballettübungen verstrickt sind. Raphael von Bargen als Clavigo ist ein wenig zu eitel, Günter Franzmeier als Beaumarchais überzeugt polternd, weniger als Diplomat, L K Davida als seine Tochter bleibt eher blaß als verzweifelt und entehrt. Die Bühne des Hyun Chu begnügt sich fast ausschließlich mit Vorhängen. Für mich war es dennoch ein anregender Abend.

Sonntag, 2. März 2008

LT Innsbruck: Ibsen: Die Wildente

Ein Großhändler Werle (Günter Gräfenberg) beherrscht seine Umgebung und läßt andere seine Untaten ausbüßen. Z.B den alten Ekdal (Dietrich Schlederer), der wegen einer Unterschlagung in Gefängnis geht, von Werle aber abgefunden wird. Sein ehemaliges Dienstmädchen Gina, die er geschwängert hat, bringt er an Ekdals Sohn Hjalmar (Helmuth A Häusler) los. Werles Sohn Gregor (Thomas Lackner), ein Idealist, tritt auf und will alle durch Wahrheit reinigen. Hjalmar erfährt von ihm vom Vorleben seiner Frau und muß schließlich auch erkennen, daß die Tochter Hedwig nicht seine Tochter ist. Diese erschießt sich, als sie ihre geleibt Wildente opfern soll, um ihren Vater zu behalten. Sorgsam inszeniert von Klaus Rohrmoser in einem erträglichen Bühnenbild von Helfried Lauckner.

Samstag, 1. März 2008

Residenztheater München: Ibsen: Klein Eyolf

Die zwei Ibsendramen dieses Wochenendes zeigen Eheprobleme und gemahnen an die Atmosphäre Strindbergs. Das Ehepaar Allmers hat mehr als 10 Ehejahre hinter sich, der Sohn hat durch einen Sturz ein lahmes Bein. Symbolisch für den Zustand der Familie! Die rattenjule, eine für Ibsen typische Symbolfigur, lockt den Sohn ans Meer, wo er ertrinkt. Alfred Allmers (Stefan Hunstein) ist oder war von seiner Gattin Rita (Sibylle Canonica) finanziell abhängig. Diese wiederum scheint auf ihn sexuell faixiert, sowie er auf seine Schwester Asta (Stephanie Leue). Die Schuldzuweisungen sind damit programmiert. Asta verlässt ihren Bruder und geht mit Borghejm fort. Eine finstere Zukunft für Familie Allmers beim Aufräumen der Probleme. Thomas Langhoff hat feinfühlig inszeniert in einem klaren Bühnenbild von Stefan Hageneier. Ob der Dauerregen im 2. Akt mitten im Haus zur Untermalung der tristen Situation nicht überzogen ist?

Sonntag, 24. Februar 2008

Volkstheater: Nestroy: Einen Jux will er sich machen

Die Aufführung war so grau(envoll) wie das Bühnenbild, durch das die Schauspieler, es verändernd, wirbelten. Vitasek mag ein guter Kabarettist sein, Schauspieler ist er sicher keiner. Vielleicht trugen die aufgeklebten Verstärker zu Undiffernziertheit bei, aber außer Erwin Ebenbauer als Melchior konnte keiner seine Rolle auch nur einigermaßen gestalten. Vielleicht gang das auch nicht in der Inszenierung von Michael Schottenberg, der keinen noch so plumpen Effekt auslassen wollte. Völlig daneben auch die Aktualisierung der Texte, die ebenfalls von ihm stammt. Und ebenso die Couplets. Jede Länderbühne könnte mit diesem Stück größeres Vergnügen bereiten. Trotzdem war das Haus voll wie selten?

Samstag, 23. Februar 2008

Josefstadt: Nestroy: Unverhofft

Ein köstlicher Abend, vor allem dank Otto Schenk als Ledig. Der Hagestolz, der auch keine Kinder mag, wird ganz schön bekehrt, als ihm ein Baby in Bett gelegt wird. Aber auch die anderen Schauspieler fielen nicht allzu stark ab, Alexander Pschill als schrulliger Maler, die Haushälterin der Elfriede Schüsseleder, Martin Zauner als Fabrikant Walzl, Therese Lohner als seine malersüchtige Frau usw. Hans Hollmann verlegt das Stück in eine Zwischenzeit im passenden Bühnenbild von Rolf Langenfass. Köstlich.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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