Oper
Ein Ohrwurmabend nach dem enttäuschenden Cid. Chiara Taigi war eine recht gute Tosca, Keith Ikaia-Purdy ein glänzender Cavaradossi, der mich an Zampieri und große Tenöre früherer Zeit erinnerte, Walter Donati ein guter Scarpia, der freilich Tito Gobbi oder Paul Schöffler nicht vergessen lassen kann. Die Inszenierung von John Dew war schön antiklerikal, vielleicht durchaus im Sinne Puccinis, doch ist es eher überzogen, Scarpia als Kardinal auftreten zu lassen und Cavaradosi und Tosca aus Salven von der Peterkuppel erschießen zu lassen. Daniel Carlberg unterstrich Süße und Dramatik der Musik. Musik und Sänger sind in mir noch lange nachgeklungen.
Georgos - 8. Feb, 17:41
Eine Oper, die den Spielplan nicht gerade bereichert, vom Inhalt her, von seinem überzogenen Ehrbegriff her, aber auch von der musikalischen Armut her, die die kriegerische Blasmusik nicht zu heben vermag. Die Inszenierung mit strichlierten Tapten von Nicolas Josel trägt wenig zur Verbesserung bei, auch nicht die langweiligen Kostüme, irgendwie spanisch, aber aus anderer Zeit. Für mich war José Cura die größte Enttäuschung: außer einigen hohen Tönen kein gefälliger Duktus. Überzeugend nur Andras Hörl als Don Diègue mit angenehmem Baß trotz Schulterbruch! Keine Reise wert! Die Opernausstattung gleicht der in Graz.
Georgos - 7. Feb, 20:50
Die Gespräche der Karmeliterinnen gehen nicht recht in die Tiefe, es sei denn im Psychologischen. Die stark impressionistische Musik macht die Oper dennoch hörenswert. Wieder unter der gestaltenden Leitung von Bertrand de Billy wird auf einfacher Bühne durchaus ansprechend gesungen. Zu erwähnen sind vor allem Sally Matthews als Blanche, Hendrickje van Kerckhove als Constance und Yann Beuron als Chevalier de la Force. Robert Carsen zeigt Ansätze vor allem zur Regie der zumeist anwesenden Bürgerrevoluzzer.
Georgos - 31. Jan, 15:12
Schubert schrieb 12 Nummern (meist Zwischenmusik, Ouvertüre, Ballet oder Chor) zu dem mißglückten Schauspiel von Helmina von Chézy, die schon den Oberon Webers zum Durchfall verholfen hatte. Den Inhalt las recht anschaulich Adi Hirschal, das Lied der Amme sang Birgit Remmert, der Staatsopernchor sang Jäger und Hirten. Bertrand de Billy dirigierte das Radiosymphonie-Orchester mit feinem Spürsinn. Einiges von Musik mag bleiben, das Werk ist nicht zu retten.
Georgos - 30. Jan, 15:06
Nach langem wieder einmel in der Volksoper München. Ich schätze Lortzing wegen seiner Oper "Zar und Zimmermann". Verglichen damit ist Undine musikalisch, vor allem aber inhaltlich zumindest langweilig. Darüber können auch einzelne schöne Lieder nicht hinwegtäuschen. Auch die Münchner Aufführung trägt wenig Anregendes bei. Auch unheilverkündende Hörnertöne lassen kalt, machen nichts aufregender. Dazu kommen viele Unbeholfenheiten der Sänger und vor allem des Chores. Das Bühnenbild ist kärglich, spielt allenfalls mit transparenten Vorhängen, der Regisseur (Claudia Doderer) mit nichtssagenden Gesten und starrer Bewegungslosigkeit oder erzwungenen Taktschritten. Die Sänger sind mäßig gut, Bertalda (Cornelia Horak) und Ritter Hugo (Adrian Xhema) singen schrill und wenig differenziert, einigermaßen Ansprechendes bieten Kühleborn (Gary Martin), Undine (Sandra Monn), vor allem aber Veit (Florian Simson). Das schöne Theater war kaum halb besucht, Zwischenapplaus spärlich, am Ende gab es doch Ovationen.
Georgos - 15. Jan, 12:56
Wieder einmal auf Stehplatz, um ev. früher zu gehen, aber ich hielt trotz der miesen Iszenierung durch, wohl wegen der Musik und der Sänger: Sergej Khomov als gut dosierender Hoffmann mit wirklich schöner Stimme, die drei Damen Daniela Fally, Jessica Muirhead und Zoryana Kushpler, die gut sangen, weniger gut aussahen, Karl Huml als Luther und Crespel, der wohl ein besserer Bösewicht als Thomas Gazheli gewesen wäre. Letzterer war zwar laut, hatte aber eine rauhe, ungeschmeidige Stimme, überraschender Weise gelang ihm die Spiegelarie noch am besten. Das Orchester unter Elisabeth Attl entsprach meinen Vorstellungen. Peer Boyen zeichnete für Rgie, Bühne und Kostüme verantwortlich und überzeugte in keiner Weise. Daß sich die in mehreren Rollen engagierten Sänger auf der Bühne anzogen, mag noch hingehen. Daß Hoffmann zumeist irgendwo lag, im oder unter einem Bett, raubte ihm jeden Aktionsradius und ist kaum zu verstehen. Ebensowenig daß abgegangene Darsteller auf der Bühne blieben und im Wege standen. Die Studenten trugen Masken und standen starr und in Reihe am Rand. Olympia war mehr als verkrüppelt, Giulietta hatte keine Gondel und Antonia wälzte sich breithüftig von einem Bett ins andere. Man kann sicher alles als Hoffmanns Traum deuten, aber doch nicht in dieser Starre!
Georgos - 12. Jan, 13:46
Späte Oper Puccinis vom Carltheater beauftragt. Die Musik packt nur dort, wo sie tragische oder leidenschaftliche Züge trägt. Das Heitere, Aushelassene liegt Puccini nicht. Die Aufführung in Landshut war etwas hölzern (Regie Kerssenbrock) und zu einfach dekoriert. Gesungen wurde gut, wenn auch nicht perfekt. Oscar Imhoff ist ein eher zu erfahrener Dichter Prunier, Thomas Helm ein vielversprechenden junger Bariton, spielt aber schlecht, Susanne Geb als Magda sehr unterschiedlich, als Kurtisane aber wenig glaubhaft. Die Musik aus dem unterirdischen Graben (Coleman) wird dezent verstärkt.
Georgos - 7. Jan, 17:05
Musikalisch und sängerisch hervorragende Aufführung. Nur die Inszenierung des Herrn Bechtolf ließ Wünsche offen. Die Holzpferde der Walküren erinnerten an ein Praterkarrussell, die Puppen und Holzschwerter in kleinen Betten des 2. Aufzugs schienen gleichfalls deplaziert. Die Walküren, die Helden anschleppten und wieder einfingen, waren auch keine neue Idee. Welser-Möst dirigierte souverän, einfühlsam und ausdrucksstark. Johan Botha ist als Siegmund eine behäbige Erscheinung, wird aber stimmlich der Rolle gerecht. Der Hunding von Ain Anger paßte in Erscheinung und Stimme. Der Wotan von Juha Uusitalo war wieder genesen und kann sich mit den besten Wotans wohl messen, schon durch sein tiefes, angenehmes Timbre. Nina Stemme als Sieglinde war überzeugend ebenso Michaela Schuster als Fricka und mit kleinen Abstrichen Eva Johansson als Brünnhilde. Jedenfalls ein gelungener Abend.
Georgos - 13. Dez, 12:31
Auch wenn Boris Godunow nicht den Zarewitsch ermordet hat, wenn der falsche Zarewitsch nicht lange herrschte, ist die Geschichte von Puschkin recht interessant. Mir gefiel zwar die geglättete Fassung von Rimsky Korsakow besser, aber die originalen Fassungen von Mussorgski sind zweifellos dramatischer. Diese Dramatik erzielten Dirigent Sebastian Weigle nicht immer, auch nicht die Inszenierung von Yannis Kokkos. Riesenfiguren beherrschten die Bühne bzw. weites Land hinter der Schenke. Sängerisch beeindruckte natürlich Furlanetto als Boris, auch die anderen machten der Staatsoper durchaus keine Schande. Obwohl ich mich vom Logenplatz oft vorbeugen mußte, ein bereichernder Abend.
Georgos - 10. Dez, 15:07
Schöne Weisen mit guten Sängern ist zweifellos ein Genuß. Von der spanischen Herkunft (Terra baixa von Angel Guimera) merkt man freilich wenig. Der erste Teil spielt im Gebirge, in das man durch ein Tor kommt, mit Türen in den Felswänden, aus denen man Geräte und Nahrung entnimmt. Der zweite Teil spielt in einer Mühle, die einer industriellen Molkerei gleicht. Ein wenig einleuchtendes Bühnenbild von Hermann Feuchter, in dem sich der Regisseur Anselm Weber entsprechend schwer tut, die Personen aber doch einigermaßen zu führen versteht. Der Dirigent Sebastian Weigle nimmt etwas zu wenig Rücksicht auf die Sänger, präsentiert aber einen respektablen Orchesterklang. Die Kostüme von Bettina Walter sind nichtssagend bis lächerlich. Die Hirten in Fellen, die Arbeiter in Molkereikleidung. Ausgezeichnet die Sänger: Der Sebastiano des Wolfgang Koch ist stimmstark und ausdrucksvoll, was besonders in seinem Tanzlied zu Tage tritt. Sorin Coliban gibt dem Dorfältesten einen profunden, etwas ungelenken Baß. Heidi Brunner verleiht der Martha stimmlich und darstellerisch starkes Profil, Andrea Bogner der Nuri mit zarter, schöner Stimme viel Naivität. Mit eindrucksvollem Wagnertenor verleiht Torsten Kerl dem Pedro Ausdruck und Wohlklang.
Georgos - 1. Nov, 10:09