Oper

Sonntag, 30. November 2008

R Wagner: Das Rheingold Karlsruhe

Schöne Aufführung mit kleinen Schönheitsfehlern: Die Rheintöchter huschen durch Vorhänge, die Reise zum Alberich zeigt keine Nibelungen, die Verwandlungen Alberichs sind lächerlich, usw. Die Sänger überzeugen einigermaßen, besonders der Loge des kleinen Matthias Wohlbrecht. Recht leidenschaftlich der Dirigent Justin Brown, nur läßt er den Sängern zu viel Zeit, sich auszusingen. Bühne und Kostüm sind unauffällig. Die Müdigkeit von Fahrt und Ausstellungen konnte ich jedoch überwinden.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

ETA Hoffmann: Liebe und Eifersucht in München

Es ist schon eigenartig: Eine Uraufführung nach 200 Jahren und die Musik von Hoffmann. Das Stück ist eine Degenkomödie nach Calderon, nicht besonders anregend. Hoffmanns Musik liegt irgendwo zwischen Mozart und Lortzing. Sie ist interessant, aber kein großer Wurf. Die aufführung war szenisch und sängerisch bemüht, aber auch hier ohne nachhaltige Wirkung. Trotzdem möchte ich die Erfahtung nicht missen.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Puccini: Tosca, VO Wien

Der Ohrwurm Puccini hört sich italienisch besser an als deutsch, und er verträgt ein solides Bühnenbild, Kirchner/Kneidl zogen vor die Kirche Sr. Andrea della Valle ein unnötiges Gerüst für die kleine Staffelei, das die Spielfreude aller hemmte, besonders des Kinderchores und des Tedeums. Auch der Palazzo Farnese mit Tücherwändern und verschiebbarem Folterraum intensiviert nicht gerade die Bedrängnisszene Tosca-Scarpia. Ähnlichrs gilt vom Schlußbild der Engelsburg. Dazu kommen einige Einfälle, die nur ablenken, ein Scarpia, der sich während des Tedeums das Hemd vom Lein rießt und ein Cavaradossi, der vor seiner Hinrichtung mit einem Papierflieger spielt. Die Sänger sind leidlich, aber kaum denkwürdig, Dirigent und Orchester müssen den Pucciniklang erst erwerben.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Catalani: La Wally in Klagenfurt

Eine dumme Geschichte diese Geierwally und szenisch kaum umzusetzen. Und schon gar nicht so realistisch wie es Reto Nickler und Rainer Sinell versuchen. Die Regie ist auf Schülertheaterniveau. Die Musik erinnert an den Zeitgenossen Puccini, nur tönt sie nicht so voll. Die Sänger sind stimmlich durchaus trefflich. Allerdings passt die schwarze Yannick-Muriel Noah gar nicht in die Südtiroler Berge, auch wenn sie weniger Kilo hätte. Eher überzeugen Valter Borin als Tenor und Mikael Babajanyan als Bariton.

Sonntag, 28. September 2008

Wagner: Tristan & Isolde Brucknerhaus Linz

Eine sehr schöne konzertante Aufführung mit dem Brucknerorchester unter Dennis Russell Davies. Beim Tristan geht ja nicht viel verloren, wenn die Bühneninszenierung fehlt, vielleicht gewinnt er sogar, jedenfalls meistens. Der Dirigent leitete das Orchester und die Sänger makellos und zauberte den entsprechenden Klang. Christian Franz führt seinen schönen Tenor recht klug und mit Hilfe einer Mineralwasserflasche kommt er sängerisch gut über die Runden. Die Isolde von Katharina Behnke ist größer und attraktiver als ihr Tristan, von ihrer Stimme kann man das leider nicht behaupten. Sie wird gefordert allzu schrill. Überzeugend Petra Lang als Brangäne und Kurt Rydl als Marke. Ein schöner Abend trotz Wahlergebnis und Marktlärm in Urfahr.

Freitag, 27. Juni 2008

LT Linz: Paul Hindemith: Neues vom Tage

Eine lustige (?) Oper von Paul Hindemith nach dem Text von Marcellus Schiffer in der Reihe der “Zeit-Opern”, über deren Badeszene sich schon Adolf Hitler 1929 empörte und Goebbels in der Folge als “Kulturbolschewismus” bezeichnete. Als “Zeit-Oper” steht sie in der Reihe von Brechts Dreigroschenoper, Weills Mahagonny, Kreneks Johnny spielt auf usw. Die Musik wurde geschätzt (etwa von Weill), das Gesamtwerk weniger. Auch mir scheint die Musik zu schwer und zu ernst für das Kabarettsijet. Die Aufführung in Linz war bemüht, wird das Werk aber nicht retten. Eindrucksvoll der kräftige Bariton von Alik Abdukayumov als Eduard und Cassandra McConnel als seine Frau Laura, deren Ehe nicht zur Scheidung kommen will, die aber von der Presse in die Scheidung gedrängt werden. Auch der Tenor Alexej Kosarev überzeugte mit hellem, vibrierendem Tenor als der schöne Herr Hermann, der als Scheidungsgrund herhalten soll. Die Badeszene wird jetzt wohl keine Skandale mehr hervorrufen. Die Inszenierung von Gabriele Rech war phantasievoll und einfallsreich, kann aber auch die Spaltung Musik/Text nicht kitten, ebensowenig wie die umsichtige musikalische Leitung von Marc Reibel. Ein interessanter, aber nicht unvergeßlicher Abend.

Samstag, 14. Juni 2008

Strauss Richard: Salome

Ich fahre gern nach Landshut ins Theater: ein hübscher Ort, ein engagiertes Theater, das natürlich räumlich beschränkt ist; besonders der Orchestergraben ist weitgehend unter der Bühne. Das kann dieser erregenden Musik keinen Abbruch tun, hat ja Strauss selbst auch für kleinere Orchester adaptiert, um zu seinem Haus in Garmisch zu kommen. Der Dirigent Coleman bietet mit seinem Orchester durchaus das ganze Strauss'sche Vergnügen. Schon weniger die Sänger: Die Salome Valérie Suty ist ganz unerotisch in der Erscheinung und teilweise stimmlich, das ändert sich auch nicht, wenn sie jede Menge Unterröcke ablegt. Der Koreaner Kim hält als Jochanaan stimmlich mit, weniger darstellerisch. Fragwürdig ist die Inszenierung: Es sieht aus wie die Einlaßkontrolle in ein Gefängnis; darin aber feiern König, Königin und Prinzessin? So steigt Jochanaan auch nicht aus einer Zisterne, sondern kommt von der Seite. Schließlich fiel dem Regisseur Ultz noch eine Butoh-Tänzerin ein, die barbusig Ausdruck macht. Kann aber den mangelnden Ausdruck der Akteure nicht ersetzen.

Freitag, 7. März 2008

Landshut: Händel: Giulio Cesare in Egitto

Mein Zugang zu Händel ist kein leichter, und diese Aufführung hat ihn keineswegs erleichtert. Abgesehen vom Klang der Musik in diesem Orchestergraben, abgesehen von der sehr unterschiedlichen Qualität der Sänger, abgesehen von der kaum durchschaubaren und doch so leicht zu durchschauenden Intrigenhandlung, die Inszenierung setzt da noch eines drauf. Vorweg. Man mauß eine Barockoper wohl schon ernst nehmen, was aber der Regisseur Jonathan Lunn z.B. aus dem Tolomeo (Countertenor Jaime Santana) macht, überbietet jede Kasperliade, oder wenn Kleopatra durch Gesang aus dem Orchestergraben Caesar verführt, während dieser sie auf der Leinwand autofahrend bewundert. Da ist ja das Herumschieben von aufrechten Schachteln, in denen mitunter die Sänger sitzen oder sich verstecken, zwischen denen oft agiert wird, noch beinahe einfallsreich. Besonders dumm sind die Kostüme (Dorothee Schumacher): Die Ägypter sehen aus wie Indianer, die Römer kleiden sich in Kleidung der letzten Jahrhunderte, eher bunt gemischt. Brilliert hat keiner der Sänger, auch schien mir die Stimmlage recht willkürlich verändert bzw gewählt.

Freitag, 22. Februar 2008

Staatsoper: Verdi: Nabucco

Für mich eine große Enttäuschung. Mein erster Nabucco datiert noch in meine Jugendzeit, und ich habe einen sehens- und hörenwerten Theo Bailé in Auge und Ohr. Dieser Nabucco (Alberto Gazale) sollte sich darauf beschränken, Helden an der Rampe ertönen zu lassen. Aber auch alle anedren tönten an der Rampe, laut und undifferenziert, so röhrte Giacomo Prestia als Zaccaria, so kreischte Maria Guleghina als Abigaille usw. Die Musik unter Pier Giorgio Morandi passte sich dieser Undiffernzierheit völlig an. Vielleicht gint aber auch die Musik nicht viel mehr als Eintönigkeit her. Die Inszenierung von Günter Krämer schien sich auf die Führung des Chors zu beschränken. Aber was nützt schon ein relativ selbständiger Chor, er geht durcheinander, mehr oder weniger motiviert und motivierend. Schade um den Abend!

Sonntag, 17. Februar 2008

Strauss: Ariadne auf Naxos

Eine recht gut gelungene Aufführung im 'Haus für Mozart'. Nur die Akkustik machte mir zu schaffen, sie verstärkt die Tonstärke recht unterschiedlich, was wohl nicht am dem Dirigenten Ivor Bolton lag. Die Inszenierung von Stephan Medcalf das Palais des 'reichsten Mannes von Wien' in ein zeitgenössisches Bürohaus mit Künstlergarderoben. Einige Akteure nützen überdies die Freiheit um den Orchestergraben herumzuspazieren und mit dem Dirigenten zu kommunizieren.
Im zweiten Akt sehen wir eine Insel mit der erstarrten Ariadne, an die ein Podium mit Klavier und den lustigen Figuren herangeschoben wird. Entstaubt? Vielleicht. Aktualisiert? Ich bezweifle, daß die Einflußnahme auf den Theaterbetrieb in diese Richtung geht. Die Sänger waren durchaus recht gut, die schlanke und sportliche Zerbinetta Alexandra Lubchansky neben der pompösen Ariadne Miranda Keys. Der Komponist Katharine Goeldner mußte auch im 2. Akt der Zerbinetta nachlaufen. Gerhard Siegel sang den Bacchus angenehm, im Aussehen weniger überzeugend, versank er schließlich mit Miranda Keys in einem Risenklavier.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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