Oper

Sonntag, 21. Februar 2010

Zürich: Humperdinck: Königskinder

Schöne Melodien, die aber nicht so ins Ohr gehen wie bei Händel und Gretel. Ein modernes, soziales Märchen. Eine Stadt sucht einen König, verstößt diesen aber gleich, weil er, um würdig zu werden, niedere Dienste geleistet hat und sogar sich mit einer Gänsemagd, obwohl von einer Hexe verzauberte Prinzessin, verbunden hat. Sie müssen erfrieren. Ein herausragender Sänger des Königsohns: Jonas Kaufmann, sonst eher mäßig. Dirigent war Ingo Metzmacher. Nachmittagsvorstellung in einer Loge mit guter Sicht, aber schlechtem Sitz.

Samstag, 20. Februar 2010

Staatstheater Darmstadt: C Orff: Gisei, De temporum fine comoedia

Ein eindrucksvoller Abend mit dem ersten und letzten Bühnenwerk Orffs. Gisei behandelt eine japanische Tragödie, die Musik klingt wie Debussy. Beachtliche Wirkung geht von den japanischen Kostümen und der adäquaten Haltung und Mimik aus. Typische Orff-Musik in dem Weltuntergangsstück mit Sibyllen, Anachoreten und Dies illa. Wirkungsvoll inszeniert mit griechischen, lateinischen und deutschen Texten. Überraschend der Einfluß des Origines mit der „Vergessung aller Schuld“, wenn Gott den gefallenen Lucifer gleich einem verlorenen Sohn wieder aufnimmt.

Samstag, 7. November 2009

Verdi: Rigoletto VO

Den Rigoletto statt an einem Hof von Mantua in einem Filmstudio von Cinecitta spielen zu lassen, überzeugt an sich nicht. Veränderung von Handlungsort und -zeit hat doch nur einen Sinn, wenn man eine neue Interpretation versuchen will. Was aber wird neu interpretiert, wenn es sich um die Verführung einer Tochter handelt? Ist das für Väter heute noch ein Problem? Und die Abhängigkeit einer großen Gesellschaft von einem Schauspieler, auch wenn er Duca heißt, scheint hächstens in mafiosen Kreisen möglich. Da mögen selnst Gendarmen einen Monterone ermorden. Wenn Rigoletto mit dem Kleinwagen am Maschendrahtzaun seines Zinshauses ankommt, was aktualisiert das? Zu den Regiezumutungen gesellen sich weitere Zumutungen wie der Mangel an musikalischer Brilanz (Manlio Benzi als Dirigent), eine wenig überzeugende Erscheinung des Duca, äußerlich und darstellerisch. Bleiben die Stimmen von Jennifer O'Loughlin (Gilda) und mit Abstrichen Vitomir Marof (Rigoletto). Fast hätte mich die Aufführung überzeugt, lieber Tonkonserven zu hören.

Freitag, 30. Oktober 2009

Strauss: Ariadne auf Naxos, Karlsruhe

Wie immer in Karlsruhe ein angenehmer Abend: gute Musik (Jochem Hochstenbach), gute Sänger (Christina Niessen als Ariadne, vom Publikum mehr als von mir bewundert, Ina Schlingensiepen als Zerbinetta, recht neckisch und makellos bei Stimme, trotzdem nicht ganz überzeugend wie die ganze Harlekingruppe, die sich vielleicht zu sehr zurückhielt, Ks. Klaus Schneider als Bacchus, der beste, den ich bisher gehört habe. Die Regie von Achim Thorwald hat wenig verdorben, die Rolle des Bankdirektor und seiner Gattin fand ich unnötig, ebenso die Liebelei zwischen Komponist und Zerbinetta und die schn erwähnte Zurückhaltung der Harlekinaden. Insgesamt etwas das Niveau der Volksoper (s.o.), die allerdings szenisch besser war.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Wagner: Die Meistersinger Graz

Blendende Sänger, elende Bühne, schwankendes Orchester.
Es wurde prächtig gesungen, James Rutherfod hatte erst gegen Ende Ernüdungserscheinungen, war aber gleichmäßig präsent und spielte auch gut. Herausragend der David von Marlin Miller, endlich einmal kein fisteliger. Die Eva sang Gal James gut, aber ihre Körperfülle beeinträchtigte den positiven Eindruck, wenn sie über die Bühne schwankte. Angenehm auch Burkhard Fritz als Walther von Stolzing, allerdings wirkt er bürgerlicher als mancher Meister. Die Stimme hielt mit leichtem Abbau durch. Ein Pauschallob für die Meister. Der Veit Pogner des Wilfrid Zelinka ließ einen prächtigen Baß hören, wirkte im Spiel aber völlig hilflos. Jochen Schmeckenbecher gab einen stimmstarken Beckmesser mit schauspielerischen Konturen. Weniger Konturen zeigte das Orchester unter Johannes Fritzsch, das in der Qualität stark schwankte. Ernüchternd das Bühnenbild von Alfred Peter, schwach auch die Insenierung von Alexander Schulin. Alles spielt in einem Allzweckturnsaal, wo gelegentlich auch Jahnjünger ihre Körperbeherrschaung zeigten. Im Zweiten Akt blieb der Turnsaal: Sachs und David links, Pogner rechts hinten, das Liebespaar in der Mitte statt unter einer Linde versteckt. Man stolperte über einander, sah einander trotzdem nicht. Der Turnsaal blieb auch Festwiese, weil es regnete!!! Man trug Schirme.

Montag, 21. September 2009

R Strauss: Ariadne auf Naxos VO Wien

Eine gediegene Inszenierung, übernommen von Klagenfurt, mit trefflicher Musik und trefflichen Sängern. Im Vorspiel glänzten Michael Kraus als Musiklehrer und Adrineh Simonian als Komponist. Dann gute Auftritte der Ariadne Melba Ramos, unter Beifallstürmen der Zerbinetta von Jennifer O'Loughlin. Überzeugend auch Endrik Wottrich ald Bacchus, obwohl er seine Indisposition beim Volksoperndebut hatte entschuldigen lassen. Der Dirigent Roberto Paternostro glänzte nicht nur mit seinem Namen. Ein starkerAbend, der mich die Staatsoper nicht vermissen ließ.

Samstag, 12. September 2009

G Puccini: Manon Lescaut Staatsoper

Die dritte Oper Puccinis hat großartige Musik, leidet aber am dramatischen Aufbau und seichtem Text, was bei rund 10 Librettisten kein Wunder sein mag. Die Inszenierung mit der Kaufmannshalle wird auch beim zweiten Mal nicht verständlicher, diesmal habe ich leider auch den Text mitgelesen. Neill Shicoff gestaltet und singt gut, wenn auch der tenorale Schmelz manchmal abgeht. Überzeugender Barbara Haveman als Manon, wenn auch ihre Rolle nicht die Überzeugung Massenets hat.

Donnerstag, 23. Juli 2009

G Bizet: Carmen in Arena di Verona

Die Arena ist kaum der rechte Ort für die Aufführung von Carmen, vielleicht überhaupt nicht der rechte Opernort. Trotz ihrer Wirkung zielt die Carmen sehr auf Zwischenmenschliches, was im Kolossalen untergehen muß. Dazu kommt die bei Wind schlechte Akkustik, die Nebengeräusche der wegräumenden aufdringlichen Verkäufer, die mäßige Besetzung, vor allem aber die vordergründige Inszenierung, die auf der großen Bühne zugleich überall agieren läßt. Ich möchte wieder nach Verona, aber nicht zu einer Opernaufführung in die Arena.

Samstag, 20. Juni 2009

Verdi: Othello, Semperoper Dresden

Die Semperoper kennenzulernen ist schon ein Erlebnis. Der Bau in dieser Umgebung, die Geschichte, der Blick vom Balkon. Auch erfüllt voller Klang das Haus, dringt ungehindert in die 2. Reihe des 4. Ranges. Enttäuschend trotzdem die Aufführung, vor allem die Inszenierung (Vera Nemirova aus Bulgarien) und das Bühnenbild (Johannes Leiacker aus Landshut). Da sind die Verstöße gegen den Text (mit 'die Waffen weg' kann Othello nicht abgeschlagene Bierflaschen meinen, ähnlich verhält es sich mit dem Taschenmesser beim Selbstmord) und natürlich jede Menge von Anachronismen. Hintergrund ist ja wohl der Kampf der Venezianer gegen die Türken vor einem halben Jahrtausend. Zypern wird hier aber als Touristenort geschildert (Badende im Bikini oder mit Badehose durchwandeln die Bühne, belästigen sogar in der Pause, indem sie vor dem Vorhang bummeln), auf Othellos Sturmlandung wartet hinwiederum ein umgestürzter Jeep, der an die Normandie erinnert. Das alles in einem Raum, der an die Beton-Badekabinen im Gänsehäufel erinnert. So wird der Handlung ja wohl jeder Ernst genommen, verstärkt durch unsinnige Bewegungen und Lagen, die Leidenschaft ausdrücken sollen. Trotzdem bringt das alles das dramatische Geschehen nicht ganz um. Ein Verdienst vor allem Paolos Gavanelli als Jago, dessen Gesang und Darstellung an Tito Gobbi erinnert, wenn er auch zwischen den Gänsehäufelbadekabinen seinen Cappucino trinken oder auf dem ungestürzten Jeep agieren muß. Nach schwächerem Anfang im Duett steigert sich auch die Desdemona von Annalisa Raspagliosi. Ermüdend und ermüdet der Othello von Janez Lotric, der weder stimmlich noch darstellerisch Register ziehen kann. Ein Koreaner mit einer sehr schönen Tenorstimme war der Cassio von Wookyung Kim, wenn er auch wie alle Koreaner ausdruckslos blieb. Ohne Tadel das Orchester unter Massimo Zanetti.

Samstag, 6. Juni 2009

Honegger: Johanna auf dem Scheiterhaufen (Karlsruhe)

Wieder ein Erlebnis in Karlsruhe. Vor 50 Jahren konnte ich Inge Konradi in der Wieder Staatsoper bewundern. Diesmal bewunderte ich die gesamte Inszenierung und Darbietung (halbszenisch - d.h. mit dem Orchester auf der Bühne). Aber das schmälerte den kolossalen Eindruck nicht. Der Text von Claudel tat ein Übriges. Honeggers Musik spannt einen weiten Bogen von ma. Kirchenmusik bis zum Jazz. Arioses und Melodramatisches ergänzen einander, Johanna ist eine Sprechrolle.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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