In seiner gekonnten Darstellung des Renaissancelebens stellt der Autor Angela und Lukrezia einander gegenüber. Lukrezia heiratet den Ferrarafürsten Alfonso und löst sich so allmählich von ihren Jugendsünden, Angela heiratet heimlich Don Giulio, den sein Bruder, der Kardinal Ippolito, aus Eifersucht hatte blenden lassen. Dazwischen das ganze höfische Intrigenspiel. Sehr schwankend bleibt der Charakter des Herzogs Alfonso, abhängig vom Rat seines Bruders Ippolito, unnachsichtig gegen seinen anderen Bruder Giulio, verständnisvoll gegenüber Lukrezia, tyrannisch und berechnend… Etwas überraschend der gute Ausgang.
Georgos - 12. Jun, 09:28
Dem Odfeld stilistisch und inhaltlich verwandte Erzählung in Kriegszeiten Niedersachsens. Der desertierte Prozellanmaler Wille wird von einer alten Marketenderin und seiner Geliebten, der adoptierten Pfarrerstochter Immeken, versteckt und gepflegt. Der Krieg ist allgegenwärtig, kann aber der Idylle letzlich nichts anhaben. Die alte Marketenderin, ein Ausbund von Wissen und Sprachkenntnis, wird zur Hauptperson. Die Kriege können offenbar letzlich der Welt des Bürgerlichen nichts anhaben.
Georgos - 3. Jun, 11:44
Eine Aufführung dieser Oper lohnt kaum. Zu billig ist das Sujet, zu simpel dieMusik. Dazu kommt noch die schwache Inszenierung von Köpplinger, dem nicht viel eingefallen ist außer Plattheiten und Widersprüchlichkeiten wie einem Baum im Hotelzimmer als Versteck der Räuber. An den Sängern liegt es hingegen kaum, vor allem die Zerline der Andrea Bogner singt ihre schlichten Melodien recht gefällig.
Georgos - 29. Mai, 20:25
Berliner Leben einer Majorswitwe mit drei Töchtern und zwei Söhnen, die in einer entfernten Garnison dienen. Beschreibung des einfachen, sparsamen Haushalts, der drei Töchter, von denen eine adelsstolz, die andern einfacher sind. Nur der jüngste Sohn macht Schulden. Hilfreich ist ein Onkel General, nach dessen Tod die Witwe die Familie besser versorgt. Einfach und schlicht erzählt, freilich nicht ohne Adels- und Offiziersmilieu.
Georgos - 6. Jun, 11:23
Die Ausstellung ist eher eine Lückenbüßerin für den Umbau des LM. Bei mehr Lokalkenntnis wäre mehr Gewinn und Orientierung möglich.
Georgos - 7. Jun, 11:42
Wieder ein Erlebnis in Karlsruhe. Vor 50 Jahren konnte ich Inge Konradi in der Wieder Staatsoper bewundern. Diesmal bewunderte ich die gesamte Inszenierung und Darbietung (halbszenisch - d.h. mit dem Orchester auf der Bühne). Aber das schmälerte den kolossalen Eindruck nicht. Der Text von Claudel tat ein Übriges. Honeggers Musik spannt einen weiten Bogen von ma. Kirchenmusik bis zum Jazz. Arioses und Melodramatisches ergänzen einander, Johanna ist eine Sprechrolle.
Georgos - 6. Jun, 11:35
Gut gestaltete Ausstellung, ohne sensationell Neues zu bieten. Waffen, Geräte und Schmuck sind in Schlesien, wohl auch weiter nördlich reichhaltiger zu sehen. Runensteine gibt es wenige und nur in Abgüssen, knapp auch Runenzeichen, einige Eddazeugnisse, für die zu lesen Zeit und Kenntnis mangeln, viel vom Teppich von Bayeux?
Georgos - 6. Jun, 11:31
Eine Mörderin als gerechte Richterin? Stemma hat, von einem anderen schwanger, den ihr aufgezwungenen Mann vergiftet. Ihre Tochter Palma belauscht sie, als sie am Grabe des Ermordeten bereut. Wulfrin, ihr Stiefsohn, verliebt sich in Palma, als er nach Rätien kommt, um die Richterin zu entsühnen. Er will sich für die Geschwisterliebe hinrichten lassen. Stemma vergiftet sich, um ihrer Tochter die Heirat zu ermöglichen. Meyer verlegt die Handlung in die Zeit Karl des Großen, was die dunkle Sprache und Geistererscheinungen vorstellbarer macht. Teilweise ist die Sprache recht leidenschaftlich, die Handlung schreitet aber etwas wirr fort.
Georgos - 2. Jun, 17:35
Sprache und Gestaltung klaffen wohl selten so auseinander. Der Inhalt ist ein wahrer Trümmerhaufen von Begegnungen und Verwandtschaften, der sich gelegentlich ordnet. Die Sprache dagegen fließt überzeugend dahin. Der Held Friedrich fährt zu Schiff, wandert, verliebt sich, gerät in Gefahr, wirbelt durch und um die Hauptstadt, gerät beinahe in die Garne der Gräfin Romana, kämpft natürlich einen gerechten Kampf, aber gegen wen?, findet seinen Freund Leontin wieder, dann seinen verloren geglaubten Bruder, begegnet dem sterbenden Erwin, der verkleideten Tochter dieses Bruders, bis am Schluß jeder seinen eigenen Weg einschlägt. Das Durcheinander erinnert an Arnims Gräfin Dolores, nur daß es sprachlich weit besser ist.
Georgos - 1. Jun, 15:38
Die junge Effi heiratet den fast 30 Jahre älteren Instetten, der schon ihre Mutter verehrt hatte, allerdings ohne Widerstand. Der Karrierist Instetten läßt sie allerdings mit ihren Ängsten (spukender Chinese) und ihrer Isolierung (wenig Kontakt zu Landadeligen) allein, bis sie dem frauenerfahrenen Offizier Crampas erliegt. Der Ehebruch wird freilich kaum angedeutet, am ehesten im schlechten Gewissen der Effi, die durch die Berufung ihres Mannes nach Berlin wieder auf die Bahn kommt. Durch einen unglücklichen Zufall entdeckt Instetten fast 7 Jahre später die Untreue, erschießt Crampas im Duell und trennt sich von Effi, die auch von ihren Eltern im Stich gelassen wird. Mit einem von ihr einst aus Erbarmen aufgenommenen Kindermädchen lebt sie zurückgezogen in einer einfachen Berliner Wohnung. Durch Vermittlung der Ministerin kann sie ihr Kind wiedersehen, zerbricht aber an dessen stereotyper Antwort: „Ja, wenn Papa es erlaubt“. Durch Vermittlung eines alten Hausarztes nehmen sie ihre Eltern wieder auf, trotzdem stirbt sie frühzeitig. Fontane balanziert zwischen Gesellschaftskritik und Pathos ganz geschickt.
Georgos - 20. Mai, 10:23
Eine gut gelungene halbszenische Aufführung. Das Orchester auf der Bühne, was den Klang wohl verbesserte, die Sänger agierten an der Rampe durchaus überzeugend.
Georgos - 20. Apr, 10:49
Stück mit offenbar veränderter Mythentradition. Pyrrhos (= Neoptolemos), Sohn des Achill und der Deidameia, der Tochter des Königs Lykomedes von Skyros, hat die ihm zugefallene Andromache mit ihrem Sohn Astyanax nach Epirus gebracht. Er verliebt sich in Andromache, die ihrem Hektor treu bleiben will, und will sie mit dem Leben des Astyanax erpressen, den die Griechen ausgeliefert haben möchten. Menelaos aber hat ihm Hermione, seine Tochter mit Helena, vor Troja versprochen. Um diese wirbt auch Orest, der als Specher der Griechen in Epirus erscheint. So schließt sich ein Kreis bei Racine: Orset liebt Hermione, diese Neoptolemos, dieser Andromache, die ihrem toten Hektor die Treue hält, ein anderer Sommernachtstraum. Pylades und Cleone agieren wie der Chor in der Antike kommentierend. Alles spielt vor, auf und um einen Knochenberg. Letztlich tötet Andromache Neoptolemos, um ihren Sohn zu retten, Hermione veschmäht Orest. Es ist keine recht Lösung in Sicht. Regie führt Hans-Ulrich Becker, der auch ma deutschen Text beteiligt ist. Die Schauspieler sind recht bemüht, überzeugen nur z.T. auf dem Knochenberg. Die Akkustik in diesem überladenen Rokokotheater mag auch nicht die beste sein.
Georgos - 4. Mai, 17:55