Sonntag, 5. Juli 2009

Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld

Drama um einen volksnahen, liberalen Pfarrer, der ein Waisenkind aufnimmt, in die er sich verliebt. Obwohl diese dann, auch um ihn zu entlasten, den Michel heiratet, bewirkt der Graf von Finsterberg seine Abberufung. Seine Beliebtheit beim Volk hilft ihm nicht.

Montag, 3. August 2009

Stoppard Tom: Die Küste Utopias: LT Salzburg

Szenische Lesung und Autorengespräch
Die szenische Lesung war sehr engagiert und wirklichkeitsnah, eindrucksvoll u.a. Sunnyi Melles, dramatische gesehen scheint das Stück viel Ähnlichkeit mit einem englischen Konversationsstück a la O Wilde zu tun zu haben, nur daß russische Philosophenrevolutionäre am Wort sind, eher witzig als tiefgründig, eher auf Augenblickswirkung bedacht, so schon von vornherein als Revolutionäre zum Scheitern verurteilt. Das kann natürlich nur eine vorläufige Kritik sein. Das Autorengespräch auf Englisch schien den Konversationston weiter zu pflegen und kam so eher selten zu ernst gemeinten Aussagen.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Bernhard Thomas: Der Stimmenimitator im Stiegelkeller (Festspiele)

Für mich ein neuartiger Rahmen, wobei ma etwas unbequem mit einem Getränk am Tisch schräg zur Bühne sitzt. Hermann Beil, als Regisseur und Schauspieler vielfach ausgezeichnet, bemühte sich angelegentlich den sperrigen Asphorismentext variabel vorzutragen, was aber schon an der Eintöogkeit desselben scheitern mußte: gängiges Thema die Verblödung der Menschen oder ganzer Berufsstände mit (un)passenden Todesarten am Ende. Da konnte auch nur selten Lachen aufkommen. Claus Riedl versuchte vergebens mit Geige, Klavier und Laute etwas Leben in die Mord- und Selbstmordmasse zu bringen, mit mäßigem Erfolg. Einziger Gewinn des Abends: Ich konnte beim Warten die Eröffnungsrede Kehlmanns und ein Interview lesen. Das tröstete ein wenig.

G Bizet: Carmen in Arena di Verona

Die Arena ist kaum der rechte Ort für die Aufführung von Carmen, vielleicht überhaupt nicht der rechte Opernort. Trotz ihrer Wirkung zielt die Carmen sehr auf Zwischenmenschliches, was im Kolossalen untergehen muß. Dazu kommt die bei Wind schlechte Akkustik, die Nebengeräusche der wegräumenden aufdringlichen Verkäufer, die mäßige Besetzung, vor allem aber die vordergründige Inszenierung, die auf der großen Bühne zugleich überall agieren läßt. Ich möchte wieder nach Verona, aber nicht zu einer Opernaufführung in die Arena.

Freitag, 10. Juli 2009

ETA Hoffmann: Die Elixiere des Teufels

Die Geschichte des Mönches Medardus, durch die Schuld seiner Vorfahren mit arger Schuld belastet, wird immer wieder vom Bösen in Versuchung geführt. Zuerst als Kanzelredner im Kloster, dann, diesem entsprungen, eher durch Zufälligkeiten. Er wird zum Mörder, Buhler, Betrüger, Verführer, nur Aurelie bleibt seine Himmelsbraut. Viele romantische Motive wie der Doppelgänger, vor allem aber die kaum nachzuvollziehende Verwandtschaft verwirren und verzögern die Handlung. Sogar die Begegnung mit dem Papst gefährdet Medardus.

Dienstag, 30. Juni 2009

Raabe Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs

Sicher muß man sich in das Alterswek Raabes einlesen. Dann fasziniert bei diesem Roman die Aussage zwischen den Zeilen, dann hat man sich an die Wiederholungen und Jean paulschen Satiren gewöhnt. Mich bewegt weniger die Darstellung der Aussichtslosigkeit des Kleinbürgertums, etwas zu bewegen, zu verändern, zu reformieren, sondern das fast sprachlose Verständnis so unterschiedlicher Menschen untereinander. Im Mittelpunkt steht Velten Anders aus der norddeutschen Vorstadt Vogelsang. Sein strebsamer Freund und Oberregierungsrat Krumhardt zeichnet die „Akte“ der Beziehungen zwischen ihnen und Helene Trotzendorff, schlußendlich Millionärswitwe in Amerika auf. Das ergibt ein pachendes, versponnenes Gewebe mit Aussagen, die eigentlich unsagbar sind. Ich werde doch noch Raabefan.

Salz & Pfeffer, ORF Salzburg

Die Zeitschrift SALZ feiert die Herausgabe des neuen Heftes (Juni/2009) beim ORF Landesstudio. Ergötzlich wie immer Peter Blaikner als Kabarettist, weniger ergötzlich Max Blaeulich, der seine Farce herunternuschelt (betrunken?) Mäßig satirisch Margit Schreiner. Mäßig witzig Rudolf Habringer, der aber am Klavier erfreut. Georg Kreilser wird nur zitiert. Verbeugen dürfen sich alle, die Beiträge zu der Nummer geliefert haben. Doch etwas provinziell der Abend.

Sonntag, 28. Juni 2009

A v Arnim: Gräfin Dolores

Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, um mich durch diesen Roman, besser dieses Machwerk durchzuarbeiten. Die Geschichte ist schlecht erzählt und übel geschrieben. Es ist ein Konglomerat von allen möglichen Gemeinplätzen, gefüllt mit Grafen, Herzogen und einer Fürstin. Ein relativ harmloser Ehebruch führt zu unmenschlich geläutertem Christentum. Wie konnte das Eichendorff beeindrucken?

Sonntag, 21. Juni 2009

Pergamonmuseum, Berlin

Infolge einer erheblichen Zugverspätung stark verkürzter Rundgang durch zwei Sonderausstellungen: Dionysos, von den übrigen Skulpturen durch blaue Beschriftungen hervorgehoben, also nicht ganz leicht zu verfolgen, und Götterstatuen, die von den Russen zurückgegeben wurden in den oft gesperrten Räumen der Vasensammlung im obersten Stock. Leider im Laufschritt, aber es ist zu hoffen, daß sie später in die Sammlung integriert sein werden. Kurzer Blick auf den Pergamonaltar. Das mußte es leider sein.

Verwandelte Götter im Japanischen Palais, Dresden

Sehr schöne Ausstellung von griechisch-römischen Skulpturen aus dem Prado und aus Dresden, getrennt nach römischen und griechischen Repliken. Umfassender Götterhimmel von Zeus, Athene, Hermes, Dionysos usw. bis zu Athleten, Satyrn und Portraitähnlichem. Guter Überblick mit kurzen, aber effizienten Erklärungen.

Verdi: Othello, Semperoper Dresden

Die Semperoper kennenzulernen ist schon ein Erlebnis. Der Bau in dieser Umgebung, die Geschichte, der Blick vom Balkon. Auch erfüllt voller Klang das Haus, dringt ungehindert in die 2. Reihe des 4. Ranges. Enttäuschend trotzdem die Aufführung, vor allem die Inszenierung (Vera Nemirova aus Bulgarien) und das Bühnenbild (Johannes Leiacker aus Landshut). Da sind die Verstöße gegen den Text (mit 'die Waffen weg' kann Othello nicht abgeschlagene Bierflaschen meinen, ähnlich verhält es sich mit dem Taschenmesser beim Selbstmord) und natürlich jede Menge von Anachronismen. Hintergrund ist ja wohl der Kampf der Venezianer gegen die Türken vor einem halben Jahrtausend. Zypern wird hier aber als Touristenort geschildert (Badende im Bikini oder mit Badehose durchwandeln die Bühne, belästigen sogar in der Pause, indem sie vor dem Vorhang bummeln), auf Othellos Sturmlandung wartet hinwiederum ein umgestürzter Jeep, der an die Normandie erinnert. Das alles in einem Raum, der an die Beton-Badekabinen im Gänsehäufel erinnert. So wird der Handlung ja wohl jeder Ernst genommen, verstärkt durch unsinnige Bewegungen und Lagen, die Leidenschaft ausdrücken sollen. Trotzdem bringt das alles das dramatische Geschehen nicht ganz um. Ein Verdienst vor allem Paolos Gavanelli als Jago, dessen Gesang und Darstellung an Tito Gobbi erinnert, wenn er auch zwischen den Gänsehäufelbadekabinen seinen Cappucino trinken oder auf dem ungestürzten Jeep agieren muß. Nach schwächerem Anfang im Duett steigert sich auch die Desdemona von Annalisa Raspagliosi. Ermüdend und ermüdet der Othello von Janez Lotric, der weder stimmlich noch darstellerisch Register ziehen kann. Ein Koreaner mit einer sehr schönen Tenorstimme war der Cassio von Wookyung Kim, wenn er auch wie alle Koreaner ausdruckslos blieb. Ohne Tadel das Orchester unter Massimo Zanetti.

Dienstag, 2. Juni 2009

Kleist: Der zerbrochene Krug, ThadW

Eine Inszenierung von Peter Stein ist immer ein Erlebnis. So sieht man auch den Langen Schluß und ein sehr passendes Bühnenbild (F Wögerbauer). Auch Brandauer gibt einen trefflichen Dorfrichter Adam, gleiches gilt von Martin Seifert als Gerichtsrat Walter. Störend sind die engen Sitze im Theater, die Hervorkehrung gelegentlich zu komödiantischer Töne sowie die sprachliche Unverständlichkeit einiger Schauspieler (Maria Senckel als Eve, Roman Kanonik als Ruprecht). So wird die Aufführung ohne Pause (2 ¼ Stunden) doch recht anstrengend. Trotzdem ein Erlebnis.

Doderer: Das letzte Abenteuer

Ein Ritter verzichtet auf die Hand der Herzogin, obwohl er den Drachenwald durchquert und dem Drachen sogar eine Schuppe abgeschlagen hat. So kann er die Aufgaben eines fahrenden Ritters nicht erfüllen.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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