Mittwoch, 9. Mai 2007

Graz Oper: Der Evangelimann

Zuerst war ich schwer enttäuscht, dass es dieselbe Inszenierung und Regie war, die mich wenige Wochen zuvor in der Volksoper gestört hatte. Aber Musik und Sänger waren klar besser als in der Volksoper, und so schien es, dass sie auch glaubwürdiger spielten. Christiane Libor als Martha hat eine sehr gut geführte Stimme, die wohl auch für Wagnerpartien reichen würde, trotzdem ausgeglichen und schön tönt. Für diese Rolle ist vielleicht ihre walkürenhafte Erscheinung hinderlich. Den Mathias Freudhofer gibt der Amerikaner Jeffrey Francis nuanciert und glaubhaft, mit besonders starker Einfühlung. Für mich die Entdeckung des Abends. Wolfgang Koch als sein böser Bruder ist im 1. Akt etwas linkisch, was am Regisseur liegen mag, überzeugt aber in der Krankenszene mit dramatischen Ausbrüchen und einer durchschlagkräftigen schönen Stimme. Sänger und Orchester haben mir trotz Bühnenbild und Inszenierung noch einen schönen Abend in Graz beschert.

Montag, 7. Mai 2007

Kleist: Das Käthchen von Heilbronn gelesen

Ein Drama, das vielleicht so schwierig aufzuführen ist wie die Penthesilea, aber es könnte sich lohnen. Gerade jetzt sind die Bühnenmöglichkeiten riesig gegen die Zeit Kleists und auch Phantasyelemente sind en vogue. Und die Sprache ist ja umwerfend schön, diesbezüglich ist für mich Kleist der Klassiker. Der dramatische Aufbau steht sicher nicht im Vordergrund, und es gibt merkwürdige Handlungselemente: Die Feme, der Somnambulismus, die künstliche Frau, der Kaiservater als deus ex machina. Trotzdem lebt man mit in der Beziehung des Grafen zur todergebenen Rüstungsmachers und zittert vor den Intrigen Kunigundes.

Sonntag, 6. Mai 2007

Riehl: Die Hochschule der Demut

Das reiche Kätchen Rehm heiratet in Lorch den Fuhrmann Peter Rambold aus Bacherach. Dieser wird eifersüchtig auf den von ihr verehrten Franziskanerpater Bonaventura. Kätchen ist auch mit seinem Fuhrmannberuf nicht zufrieden. Der Pater belehrt ihn aber ob seiner Sorgen. Als die Bacheracher wieder ihre Religionsfreiheit erhielten, gerieten die Kapuziner und die Franziskaner in Streit um die Wiederherstellung des alten Klosters. Die Eheleute unterstützen die Franziskaner, in deren Kloster Kätchen erzogen worden waren, gegen die Meinung der Bevölkerung. Mit Unterstützung des Fuhrmanns gelangen die Franziskaner früher in das Kloster. Von Unzufriedenen wird das Haus der Fuhrmannsleute schwer beschädigt und sie übersiedeln im Einvernehmen nach Lorch. Auch die Franziskaner müssen das Kloster verlassen. Humorvolle, aber etwas zähe Ehestandslehre.

Samstag, 5. Mai 2007

Riehl: Reiner Wein gelesen

Rührende, aber unwahrscheinliche Geschichte, vom Weinhändler Hertorf, der aus Liebe zu Susanne, der Tochter eines Frankfurter Schöffen, aufwendig lebt und baut. Als er Konkurs macht, hat er die Wahl: dreimal zwei Stunden am Halseisen stehen, lebenslang einen gelben Hut targen oder auf ewig im Schuldturm zu sitzen. Auf Anraten Susannes wählt er letzteres, weil es das Ehrenvollste ist. Schlielich streckt ihm der Schöffe Geld vor, so dass er freikommt und ein neues Geschäft gründen kann, schließlich sogar die Hand Susannes erhält.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Riehl: Fürst und Kanzler gelesen

Ganz launige Geschichte von einem Fürsten, dessen Kanzler seine nicht standesgemäße Verbindung hintertreibt. Als der Fürst dahinter kommt, setzt er seinen Kanzler ab und nimmt ihn in Verwahrung ebenso wie einen Behaim aus Nürnberg, der sich für den Kanzler einsetzt, weil er seine Tochter liebt. Beide müssen an einem Landhaus für die Fürstin arbeiten. Alles kommt zu einem guten Ende, als die Fürstin vom Kaiser anerkannt wird, der Kanzler wird begnadigt, Behaim heiratet seine Tochter und wird seinerseits Kanzler.

Mittwoch, 2. Mai 2007

Volksoper: Kurt-Weill-Abend

Christoph Wagner-Trenkwitz präsentierte den Abend unter dem Mott „Von Berlin an den Broadway“ recht anschaulich. Die Musikbegleitung wurde von Klarinette, Baß, Schlagzeug und Klavier gewährleistet, das Arrangement von Béla Fischer war durchaus anregend und adäquat. Es wurde ein biograpohischer Weg mit Ausschnitten aus vielen Werken versucht. Man merkt da doch die Spannweite zwischen Durchschnitt und Erfolg. Eine interessante Spannweite gab es auch zwischen der Musicalsängerin Isabel Weicken und den Opernsängern. Jedenfalls ein gelungener Abend.

Samstag, 28. April 2007

Riehl: Die rechte Mutter gelesen

Ein Erbmüller vertraut in den Wirren zu Ende des 30-jährigen Krieges seinen Sohn der fliehenden Sibylle Beck an, die auch einen eigenen Sohn hat. Der Müller heiratet wieder, es wird ihm aber keine Sohn geboren, so dass die Erbmühle verloren zu gehen droht. Als nun Sibylle nur mit einem Sohn zurückkehrt, den sie den ihren nennt, werden seine Verdachtsmomente, es sei sein Sohn, immer größer, obwohl dieser Sohn erblindet ist. Es kommt zu einem langen Rechtsstreit. Erst der Graf selbst erwirkt einen Vergleich.

Freitag, 27. April 2007

Riehl: Die Werke der Barmherzigkeit gelesen

Ein ungerechter Schultheiß in der Zeit des 30-jährigen Krieges und der Pest verstößt seine pestkranke Frau und verurteilt den Grobschmied und seine Gesellin Grete. Der Vater des Mädchens prophezeiht ihm das Gericht Gottes. Das Gewissen plagt den Schultheißen, er führt tw. Selbstgespräche und erliegt am propheueihten Tag einem Herzinfarkt. Im Hintergrund fungiert ein Jesuit als segensreicher Pestmann.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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