Für mich eine Wiederbegegnung nach Jahrzehnten. Der Operette mangel sich außer der Aktualität der Melodienreichtum. Die meisten Nummern sind nur kurz angespielt. Obwohl Helmut Baumann gut durch Olymp und Unterwelt Regie führt, den Cancan kann man wohl nicht ohne Rückchen bringen. Die Akteure singen und spielen durchwegs engagiert und gut, vielleicht ist Erni Mangold als öffentliche Meinung zu leise, ganz anders Peter Matic als Styx, der das Arkadienlied sogar beachtlich singt. Es gibt ein Widersehen mit Helga Papouschek als Juno, Sebastian Reinthaller als Orpheus hat noch immer eine gute Stimme, ähnlich könnte man fortfahren.
Georgos - 1. Feb, 15:19
Die Gespräche der Karmeliterinnen gehen nicht recht in die Tiefe, es sei denn im Psychologischen. Die stark impressionistische Musik macht die Oper dennoch hörenswert. Wieder unter der gestaltenden Leitung von Bertrand de Billy wird auf einfacher Bühne durchaus ansprechend gesungen. Zu erwähnen sind vor allem Sally Matthews als Blanche, Hendrickje van Kerckhove als Constance und Yann Beuron als Chevalier de la Force. Robert Carsen zeigt Ansätze vor allem zur Regie der zumeist anwesenden Bürgerrevoluzzer.
Georgos - 31. Jan, 15:12
Schubert schrieb 12 Nummern (meist Zwischenmusik, Ouvertüre, Ballet oder Chor) zu dem mißglückten Schauspiel von Helmina von Chézy, die schon den Oberon Webers zum Durchfall verholfen hatte. Den Inhalt las recht anschaulich Adi Hirschal, das Lied der Amme sang Birgit Remmert, der Staatsopernchor sang Jäger und Hirten. Bertrand de Billy dirigierte das Radiosymphonie-Orchester mit feinem Spürsinn. Einiges von Musik mag bleiben, das Werk ist nicht zu retten.
Georgos - 30. Jan, 15:06
Interessantes Theater mit einem ansteigenden Wandelgang rund um die Spielfläche. Findet bei Schulklassen offenbar Anklang. Die Geschichte wird von einem Leser und mehreren Schauspielern veranschaulicht, die zumeist mehrere Rollen spielen. Der Inhalt wird vermittelt, ohne auf Unterschiede zwischen Eilhart und Gottfried von Straßburg (eine Generation später) einzugehen. Auch kein mhd. Wort kommt über jemandes Lippen. Das kann auch das größte Bemühen von Schauspielern (Grujcic als Tristan, Julia Ribbeck als Isolde) und Erzähler (Thomas Kasten) nicht ausgleichen. Das Epos wurde wohl für Schüler als Halbmusical von Fanny Brunner inszeniert.
Georgos - 29. Jan, 14:59
Die Szenen des dreißigjährigen Krieges, die Familientradition, die Befreiung der der Ketzerei angeklagten Geliebten und schließlich der Helden Tod in letzter Minute bei Friedensschluß, das erinnert in Aufbau und Stil an vorangegangene Erzählungen der Ahnen. Die Ahnen bekommen sozusagen langsam einen Bart.
Georgos - 29. Jan, 14:17
Das war eine der erbärmlichsten Aufführungen, die ich je gesehen habe. Schlechte Schauspieler, einfallsloses Bühnenbild, Kostüme nur für die Walpurgisnacht, und die denkbar langweilig. Inszeniert hat Andreas von Studnitz. Aber das Konzept kann nicht aufgehen: ein Faust von heute, ein Gretchen von heute, ein Mephisto von ... ? Zwar wurde gekürzt, Szenen ausgelassen und umgestellt, sogar der Text profanisiert - das hilft aber alles nichts. An den verbleibenden Goetheresten scheitert doch alles. Aber auch sonst: Valentin wird erschossen, der Mostmonolog ingendwo unvollständig eingefügt, das smarte Teenagergretchen taugt zu keiner Liebesgeschichte mit Fragen nach dem Glauben des Geliebten... In kanpp zwei Stunden war der erste Teil vorüber. Der zweite Teil bestand praktisch nur aus der Helenaszene, freilich ohne gotische Burg, ohne Euphorion. Im Hintergrund flimmerten ungeeignete Projektionen, im Vordergrund wurde ein wenig deklamiert. Kein Homunculus, kein Fürstenhof, keine Philemon und Baukis, keine klassische Walpurgisnacht. Schade um den Abend, da auch die Protagonisten schwach waren: Der Faust von Wilhelm Schlotterer machte einem Stotterer Ehre, der Mephisto von Christel Mayr zieht zwar mächtige, übertriebene Grimassen, das feine Stimmchen vermag aber dem Teufel keine Gewalt zu verleihen, und Gretchen (Annette Fassnacht) weist keinerlei Lyrismen auf.
Georgos - 26. Jan, 14:04
Es war bei weitem nicht mein Faust, den ich so schätze und liebe, aber es gab immerhin interessante Versuche. Ansgar Haag ließ Faust durch die Wette zwischen Gott und Mephisto retten. Sonst strich er Verschiedenes: Vorspiel, Auerbachs Keller, einige Einsamkeitsszenen des Faust und kleinere Textstellen. Das Studiergebäude diente auch zum Osterspaziergang, der selten ausführlich war, als Gretchens Kammer, für die Walpurgisnacht und als Kerker. Nicht allzu einfallsreich von B D Müller. Und es gab 2 Fauste. Neu war, daß der alte Faust neben dem jungen auf der Bühne blieb, sozusagen als rationaler Faut neben dem emotionalen. Das führte auch zu Raufereien, wenn der alte Faust Gretchen beschützen wollte. Sehr viele Schüler waren in der Vorstellung. Und das Gelächter der Jungen zeigt oft Schwachstellen auf, hier besonders in der Szene mit dem Erdgeist. Gespielt wurde aber beachtlich, H-J Rodewald war horens- und sehenswert als alter Faust, der Mephisto von Roman Weltzien erinnerte mich an Victor de Kowa, wenn er auch nicht dessen tiefe Töne hatte, das Gretchen der Dagmar Geppert wirkte etwas zu grob, aber daran gewöhnte man sich rasch. Vielleicht komme ich noch einmel nach Meiningen zum Faust II.
Georgos - 25. Jan, 11:16
Nun habe ich auch diesen Kleist auf der Bühne gesehen, mit geringer Erwartung, aber dafür nicht enttäuscht. Der Regisseur Roger Vontobel knüpft nicht an die Schauerstücke des 19. Jh. an, sondern interpretiert das Mißtrauen und den Argwohn, die sich immer neu zeugen. Die Durchführung im Detail kann man freilich nicht als gelungen bezeichnen. Das Liebesdreieck Ottokar (Sebastian Weber), Johann (Oliver Mallison) und Agnes (Lena Lauzemis) hat berührende aber auch abstoßende Momente.
Sie kommunizieren über eine Art Puppenspiel (eine Anspielung auf Kleists Essay über das Marionettentheater?), leider mit Plastikmännchen und eher beziehungslos. Johann wird als natürlicher Sohn entsprechend degeneriert gezeichnet. Wozu? Agnes ist unschuldig und durchtrieben zugleich. Wie geht das? Wenig konnte der Regisseur mit den Kindermorden anfangen, während Jeronimus' Händel breit ausgewalzt werden.
Conclusio: Es könnte sich vielleicht lohnen, auch wieder in die Kammerspiele zu gehen.
Georgos - 24. Jan, 09:03
Die Brüder vom deutschen Hause (1226) p. 3-325
Anregender Kreuzritterroman. Der übliche Nachfahre Ivo erweist sich zuerst als edler Ritter in Thüringen in Turnieren für seinen Minnedienst. Schließlich nimmer er am Kreuzzug teil und dient Kaiser Friedrich, für den er bei einem Botendienst beinahe getötet und gefangen wird. Friderun, die Tochter eines Dorfrichters, zieht aus zum Kaiser, um ihn zu befreien. Zurück in Thüringen muß er um sein Erbe hart kämpfen und wird beim Schutz des lutheranisch gewordenen Dorfrichters nur durch die Ordensbrüder gerettet. Zwischen seien Damen, der verwitweten Herzogin und Friderun, entscheidet er sich für letztere. Schlecht schneidet die Kirche mit ihrem exkummunizierenden Papst und den korrupten Orden im Heiligen Land ab. Die politischen Veränderungen im Deutschen Reich werden anschaulich wiedergegeben.,
Marcus König (519) p. 327-657
Die Erzählung spielt an der polnischen Ostgrenze. Marcus König ist ein reicher Kaufherr und Nachfahre der Ordensritter. Sein Sohn verliebt sich in die Tochter eines Magisters und besteht zahlreiche Abenteuer, bis er sie gewinnt. Schließlich löst Martin Luther persönlich die familiären Konflikte. Die Sprache passt sich der Zeit an.
Georgos - 17. Jan, 13:26