Dienstag, 15. Januar 2008

Theater am Gärtnerplatz: Lortzing: Undine

Nach langem wieder einmel in der Volksoper München. Ich schätze Lortzing wegen seiner Oper "Zar und Zimmermann". Verglichen damit ist Undine musikalisch, vor allem aber inhaltlich zumindest langweilig. Darüber können auch einzelne schöne Lieder nicht hinwegtäuschen. Auch die Münchner Aufführung trägt wenig Anregendes bei. Auch unheilverkündende Hörnertöne lassen kalt, machen nichts aufregender. Dazu kommen viele Unbeholfenheiten der Sänger und vor allem des Chores. Das Bühnenbild ist kärglich, spielt allenfalls mit transparenten Vorhängen, der Regisseur (Claudia Doderer) mit nichtssagenden Gesten und starrer Bewegungslosigkeit oder erzwungenen Taktschritten. Die Sänger sind mäßig gut, Bertalda (Cornelia Horak) und Ritter Hugo (Adrian Xhema) singen schrill und wenig differenziert, einigermaßen Ansprechendes bieten Kühleborn (Gary Martin), Undine (Sandra Monn), vor allem aber Veit (Florian Simson). Das schöne Theater war kaum halb besucht, Zwischenapplaus spärlich, am Ende gab es doch Ovationen.

Samstag, 12. Januar 2008

Volksoper Wien: Offenbach: Hoffmanns Erzählungen

Wieder einmal auf Stehplatz, um ev. früher zu gehen, aber ich hielt trotz der miesen Iszenierung durch, wohl wegen der Musik und der Sänger: Sergej Khomov als gut dosierender Hoffmann mit wirklich schöner Stimme, die drei Damen Daniela Fally, Jessica Muirhead und Zoryana Kushpler, die gut sangen, weniger gut aussahen, Karl Huml als Luther und Crespel, der wohl ein besserer Bösewicht als Thomas Gazheli gewesen wäre. Letzterer war zwar laut, hatte aber eine rauhe, ungeschmeidige Stimme, überraschender Weise gelang ihm die Spiegelarie noch am besten. Das Orchester unter Elisabeth Attl entsprach meinen Vorstellungen. Peer Boyen zeichnete für Rgie, Bühne und Kostüme verantwortlich und überzeugte in keiner Weise. Daß sich die in mehreren Rollen engagierten Sänger auf der Bühne anzogen, mag noch hingehen. Daß Hoffmann zumeist irgendwo lag, im oder unter einem Bett, raubte ihm jeden Aktionsradius und ist kaum zu verstehen. Ebensowenig daß abgegangene Darsteller auf der Bühne blieben und im Wege standen. Die Studenten trugen Masken und standen starr und in Reihe am Rand. Olympia war mehr als verkrüppelt, Giulietta hatte keine Gondel und Antonia wälzte sich breithüftig von einem Bett ins andere. Man kann sicher alles als Hoffmanns Traum deuten, aber doch nicht in dieser Starre!

Freitag, 11. Januar 2008

Burgtheater: Yasmina Reza: Kunst

Eine Empfehlung eines Freundes, aber nicht mein Geschmack. Drei Freunde geraten in Zwist, als einer (Gerd Wameling als Serge) ein völlig weißes Bild um 200000 Franc kauft. Das Trio spielt ausgezeichnet, vor allem in Gestik und Mimik, nicht immer mit Sprachdeutlichkeit. Der Inhalt hat doch wenig Tiefe, ist auch für eine Komödie zu flach, das Boulevardstück wäre in den Kammerspielen besser angesiedelt. Daß es ohne Pause geboten wird, macht nichts besser.

Donnerstag, 10. Januar 2008

Werner Zacharias: Die Söhne des Tals

Ein Drama von 400 Seiten mit opernhaften Zügen: Dialoge und Gedichte in Strophenform wechseln. Alles ist mystisch, manche Weltsicht aber erstaunlich interessant. Es geht um den Untergang der Templer und ihres Obersten Molay. Der erste Teil: Die Templer auf Zypern, der zweite Teil: Die Kreuzesbrüder.Vieles bleibt im Dunklen, ohne Vorwissen oder Kommentar ist der Text streckenweise nicht verständlich, oft locker, sogar mit heiteren Zügen, dann wieder ernst, prophetisch. Ich halte das Stück für unspielbar und für unsere Zeit leider kaum interessant. Allenfalls mag noch die Papst- und Königskritik interessieren, vielleicht auch das Prophetische.

Mittwoch, 9. Januar 2008

München Residenz: Brecht. Im Dickicht der Städte

Der Holzhändler Shlink (Rainer Bock) und George Garga (Thomas Lobl) liegen im Kampf. Die Deutung ist nicht leicht: Sozialer Kampf, Kampf um Beherrschung oder Freiheit? Stirbt Shlink als Sieger? Die Inszenierung von Tina Lanik ist personenreich und entsprechend verworren. Ergenisse und Reden sind rätselhaft. Ist es die Widersprüchlichkeit des Lebens selbst? Die Personen agieren hektisch bewegt, Leidenschaft zeugt immer viel Aktion. Ist das Leben sinnlos geworden? Aus der Fabel wird man nicht schlau, das Chaos scheint angestrebt. Auch das Städtische ist nicht wirklich thematisiert. Ein rätselhaftes Stück, zerrissen, macht nachdenklich und läßt doch allein. Die Szene (Magdalena Gut) wechselt zwischen Vollbühne und vor dem Vorhang. Auch ein kleines Wasserbecken spielt mit. Die Frauen kämpfen um Liebe, oft käufliche. Zwei Stunden ohne Pause läßt wenig Zeit zum Nachdenken.

Montag, 7. Januar 2008

Landshut: G. Puccini: La Rondine

Späte Oper Puccinis vom Carltheater beauftragt. Die Musik packt nur dort, wo sie tragische oder leidenschaftliche Züge trägt. Das Heitere, Aushelassene liegt Puccini nicht. Die Aufführung in Landshut war etwas hölzern (Regie Kerssenbrock) und zu einfach dekoriert. Gesungen wurde gut, wenn auch nicht perfekt. Oscar Imhoff ist ein eher zu erfahrener Dichter Prunier, Thomas Helm ein vielversprechenden junger Bariton, spielt aber schlecht, Susanne Geb als Magda sehr unterschiedlich, als Kurtisane aber wenig glaubhaft. Die Musik aus dem unterirdischen Graben (Coleman) wird dezent verstärkt.

Th. Storm: Aquis submersus

Tragische Liebesgeschichte eines Malers, eingebettet in einen Rahmen. Für mich zu viel tragische Verkettungen auf einmal. Der Liebhaber wird bei seiner Bewerbungen vom Bruder der Geleibten angeschossen, die Geliebte wird vor ihm verborgen, heiratet mit seinem Kind schließlich einen Pastor. Als sich die Liebenden endlich begegnen und umarmen, ertrinkt wie zur Sühne das Kind. Der Maler porträtiert seinen toten Sohn.

Mittwoch, 2. Januar 2008

München Residenztheater: Ibsen: Baumeister Solness

Gediegene Inszenierung von Tina Lanik mit guten Schauspielern: Lambert Hamel als egoistischer Baumeister, der mit seiner Frau (Cornelia Froboess) um das schuldhaft verlorene Kind trauert, aber von der märchenhaften Hilde Wangel (Marina Galic) auf einen anderen Weg gebracht wird und schließlich zu Tode stürzt. Die Figur der Hilde erweist sich als ambivalent, halb wundertätiger Engel, halb verderblicher Versucher.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Burgtheater: Shakespeare: Romeo und Julia

Die Aufführung ist so greulich, daß sie schon wieder denkwürdig wird. Der Regisseur Sebastian Hartmann will Formen der Liebe ausloten und löst diese auf in eine Farce. Die Tragödie wird zum Mimus. Nichts bleibt an seinem Platz. Natürlich soll versucht werden, ein Stück jeweils neu zu interpretieren, aber dazu braucht man einen Interpretationsansatz. Der war nicht zu sehen: Ein Balkon als Lift mit Amme und unnötiger Zusatzfigur, dafür ohne Stimmung, ein betrunkener Hurenbock von Mönch, die Familienoberhäupter als debile Rückständler usw. Nichts blieb im Lot. Die Schauspieler hatte keine Chance und sind daher auch nicht erwähnenswert.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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