Theater
Ein Stück über die Wirtschaftsgesellschaft, übernommen von den Salzburger Festspielen. Quitt (Michael Tregor) schließt mit anderen Wirtschaftsbossen Verträge, um diese dann besser hereinlegen zu können. Aber die Wirtschaftskompetenz von Handke dürfte nicht viel größer als meine sein. Vielleicht will er den Quitt auch als einen zeigen, der seine Grenzen sucht. Das unterstreichen auch die Glaswände des Büros (Ausstattung Sabine Kohlstedt), die umgangen werden müssen, gegen die aber auch oft geschlagen wird. Mich überzeugt das Stück weder vom Inhaltlichen noch von der Regie (Friederike Heller) her.
Georgos - 26. Mai, 16:28
Eine höchst tumultuarische Aufführung vor wenig Publikum. Der Text basiert auf Dorothea Tieck, das ergibt einen kaum zu bewältigenden Wechsel zwischen sprachlichem Pathos und vulgärer Sprache. Die Schauspieler agieren zwar engagiert, spielen aber mäßig und sind z.T. schwer verständlich. Die Absicht der Regie wurde mir nie klar, ebenso wenig die der Ausstattung: Soldatische Gewandung mit Maschinengewehr, aber Morde mit Dolchen?
Georgos - 24. Mai, 16:26
Der Faust gehört wohl zu den Stücken, die ich am häufigsten gesehen habe. Es waren glänzende Aufführungen wie die von Peter Stein ungekürzt an zwei Tagen in einer Wiener Fabrik mit Bruno Ganz. Oder die Burgtheaterauffühung mit Albin Skoda, Victor de Kowa und Martha Wallner. In guter Erinnerung ist mir auch die Münchner Aufführung mit Michael Degen oder die in Hamburg originell ohne Bühne! Viele andere waren eher gekürztes Stückwerk. Ein wenig auch die in Nürnberg. Stark gekürzt ohne Vorspiel, ohne Prolog im Himmel, ohne Hexenküche, mit rudimentärem Osterspaziergang, ohne Auerbachs Keller, mit starken Kürzungen im Gretchenteil: Die Walpurgisnacht war ein Nackttanz von Faust und Mephisto vor laufenden Bildern… Trotzdem gab es in dieser Inszenierung von Klaus Kusenberg einige Szenen, die mich packten., andere wieder waren clowneskes Schülertheater. So wirkte der Faust von Thomas Klenk bald faszinierend, bald banal. Der Mephisto von Michael Hochstrasser erinnerte mich an Victor de Kowa, ein köstlicher Spaßmacher mit gefährlichen Untertönen und einem teuflischen Mäskchen. Weniger ergreifend Margarethe von Anna-Maria Kuricová. Das erste Bühnenbild (Günter Hellweg) war eine steile Schräge, die unterschiedlich bewältigt wurde. Das zweite ein Bett mit einem Kreuz darüber, das irgendeinmal verschwand. Kann man den Faust überhaupt modernisieren? Schon Teufelspakt und Gretchenhandlung widersetzen sich dem, denn ledige Mütter haben heute andere Probleme und auch der Teufelspakt fügt sich schwerlich in unsere Zeit. Die Modernisierung bleibt so rein äußerlich, wenig glaubhaft und zielführend.
Georgos - 19. Mai, 16:24
Ein seltener Schnitzler, ein seltener Schnitzlerregisseur: Franz Xaver Kroetz. Die drei Akte des Stücks sind grundverschieden: Der erste Akt erinnert an Thomas Bernhard, wenn der grantelnde alte Moser (großartig von Joachim Bissmeier gespielt) seine Tochter Marie (Gerti Drassl) nicht weglassen will, bis ihn diese mit Hilde des Arztes (Peter Scholz) ermordet. Der zweite Akt pendelt zwischen Kasernenton und Schnitzlerscher Milieuschilderung, wenn Irene, die Frau des Obersten ihren Leutnant Max (Alexander Pschill) nicht aufgeben will. Der letzte Akt auf dem Friedhof wirkt surrealistisch, macht den Ruf des Lebens zum Ruf des Todes. Kroetz macht seine Sache besser als erwartet, nur der Forstadjunkt gerät allzu sehr in die Nähe der Löwingerbühne, was dem Text nicht entspricht, und Dr. Schindler, der Arzt, gefällt sich im Schreien. Vielleicht hätten ein paar Striche Längen vermeiden helfen, ohne der Aussage Abbruch zu tun.Bühnenbild und Kostüme fallen kaum auf. Gespielt wird durchaus beachtlich, herausragend aber Joachim Bissmeier.
Georgos - 19. Apr, 13:08
Ein halber Nestroy wie anderswo ein halber Shakespeare oder Horvath. Si gibt Herr von Lips (Guido Wachter) zwei Couplets, das erste Beat, das zweite ohne Musikbegleitung. So verhallen beide recht unwirksam. Vieles passt nicht in unsere Zeit, vieles nicht ins Biedermeier. Die Auswahl bleibt willkürlich, die Wirkung wird eher mit Slapsticks erzielt. Ein schaler Abend, Frau Regisseur (Sabine Mitterecker).
Georgos - 21. Mär, 17:15
Zu Beginn tritt einer der Verschworenen vor den Vorhang und will das Publikum nach Hause schicken, da man sich für den Tyrannen Caesar nicht interessieren sollte. Der Tenor gegen Caesar wird beibehalten, obwohl sich die republikanischen Verschwörer außer Brutus als korrupt erweisen. Völlig verzichtet der Regisseur Falk Richter auf das Volk. Weil das Tyrannen groß macht??? So geht Mark Antons Rede ins Leere, die Michael Maetens wohl gut betont, aber stimmlich überfordert. Im zweiten Teil zerfällt das Geschehen immer mehr, was wohl auch durch das Bühnen bild von Katrin Hoffmann begründet ist. Im ersten Teil besteht die Bühne aus einer Art Brückentreppe und Zwei Siegenabgängen in die Unterwelt. Auch Caesars (Peter Simonischek) Ermordung findet ohne weitere Senatoren statt. Im zweiten Teil wird die Brückentreppe gehoben, so daß ihr Gestänge sichtbar wird, außerdem gibt es eine Versenkung mit Polstermöbeln. Ein blasser Shakespeare.
Georgos - 19. Mär, 17:11
Der Regisseur Antoine Uitdehaag baut auf die große Bühne einen kleinen Guckkasten um, in und auf dem alles spielt. Für diese Spielweise schiene mir ein Kellertheater geeigneter und ausreichend. Der Guckkasten ist Prosektur, Miederwarenhandlung, Schlafzimmer, birgt mehrere Sozialämter. Patrycia Ziolkowska als Elisabeth ist eine begabte und engagierte Schauspielerin. Ihr soziale Not wird auch sehr deutlich. Aber sie steht zu sehr im Rampenlicht, sogar in den Pausen muß sie irgendeine Pose einnehmen. Das steigert die Eindringlichkeit eher nicht. Die Einheitlichkeit leidet auch durch die weit gestreute Varietät der übrigen Schauspieler, die von sehr unterschiedlicher Qualität sind. Im großen wirkte die Burgtheateraufführung vor zwei Jahren trotz ihrer Wasserintensität stärker auf mich. Auch in dieser Inszenierung gibt es einen Wasservorhang. Schafe um das dichte Stück.
Georgos - 18. Mär, 17:10
Zu Beginn singt Gloucester Sohn (Manuel Rubey), der neben seiner Rolle immer wieder als Sänger auftritt. Ob der Text passt, weiß ich nicht, auch habe ich ihn nicht verstanden. Dann verteilt Lear sein Reich an seine Töchter Goneril, Regan und Cordelia, enterbt aber letztere, weil sie nicht sagen will, wie sie ihn liebt. Das Bühnenbild (Paul Lerchbaumer) ist einfach, aber durchaus brauchbar: ein Mauernquadrat, auf einer Seite offen, auf dreien mit Türen. Im Drehen gestalten sich die Szenen durchaus brauchbar. Die Kostüme sind eher zeitlos-historisch, nur der junge Gloucester muß nur mit einem Müllsack bekleidet herumlaufen bzw. singen. Wolfgang Hübsch als König Lear hat starke, aber auch schwache Momente. Dirk Diekmann als Gloucesters Bastard und Erzbösewicht spielt, soweit man ihn lässt, eindrucksvoll. Nach dem ersten Bild hält die Aufführung immer weniger das Anfangsniveau. Die Handlung zerreißt in Stückwerk, manches wird lächerlich und unglaubhaft, oft erinnert die Aufführung an eine Farce oder Travestie. Auch scheinen die Streichungen des Textes nicht glücklich. Nichts bleibt fassbar, alles zerfließt in abgeschmackter Grauslichkeit.
Georgos - 27. Feb, 16:50
Ein gelungener Faschingsdienstag. Regisseur Dieter Dorn beginnt mit einem beachtlichen goldenen Löwen, dem Michael Tregor als Androklus den Dorn aus der Pfote zieht. Wie auch bei den anderen Rollen eine rundum gelungene Besetzung. Anna Riedl als seine Frau Megära wird diesem Namen gerecht. Die Christen treten als gewaltiger Chor auf. Nur Lavinia, Ferrovius und Spintho bekommen Profil. Herrlich die kritische Distanz des chistlichen Atheisten Shaw gegenüber den Märtyrerallüren. Der schnelle Wechsel zwischen Ernst, Satire und Scherz belegt ungemein. Auch die Römer kommen schlecht weg. Was übrig bleibt ist der Gedanke an die kommende Christenmacht, die freilich nicht besser sein wird. Großartig Arnulf Schumacher als Centurio, der alle Schattierungen von Unsicherheit, Autorität, Liebe und Verzicht überzeugend gestaltet. So soll und kann der Fasching ausklingen!
Georgos - 20. Feb, 16:40
Simone Blattner inszeniert ganz trocken auf einer kahlen Bühne mit einem schwenkbaren hölzernen orchestraähnlichem Gestell. Auch die Kostüme sind bestensfalls angedeutet. Vielleicht wird das durch die Konzentration auf Schillers Wort ausgeglichen, hofft man, aber Bearbeitungen und Kürzungen lassen auch davon wenig bestehen. Zwar wird zumeist sehr deutlich artikuliert, aber nicht alle Besetzungen sind angemessen. Die Auf- und Abtritte erfolgen rund um die hälzerne Orchestra eher systemlos und störend. Gelegentlich ertönen Choräle eines Chors aus dem Publikum, der den sehr schwachen Besuch etwas ausgleicht. Die Texte waren religiöser Natur, die Melodien wie aus einer Messe. Nicht gerade aufregend und bei einer Aufführung ohne Pause fast einschläfernd. Der schöne Theaterraum sieht hoffentlich auch interessantere Aufführungen.
Georgos - 7. Feb, 16:24