Samstag, 19. Mai 2007

Nürnberg: Faust

Der Faust gehört wohl zu den Stücken, die ich am häufigsten gesehen habe. Es waren glänzende Aufführungen wie die von Peter Stein ungekürzt an zwei Tagen in einer Wiener Fabrik mit Bruno Ganz. Oder die Burgtheaterauffühung mit Albin Skoda, Victor de Kowa und Martha Wallner. In guter Erinnerung ist mir auch die Münchner Aufführung mit Michael Degen oder die in Hamburg originell ohne Bühne! Viele andere waren eher gekürztes Stückwerk. Ein wenig auch die in Nürnberg. Stark gekürzt ohne Vorspiel, ohne Prolog im Himmel, ohne Hexenküche, mit rudimentärem Osterspaziergang, ohne Auerbachs Keller, mit starken Kürzungen im Gretchenteil: Die Walpurgisnacht war ein Nackttanz von Faust und Mephisto vor laufenden Bildern… Trotzdem gab es in dieser Inszenierung von Klaus Kusenberg einige Szenen, die mich packten., andere wieder waren clowneskes Schülertheater. So wirkte der Faust von Thomas Klenk bald faszinierend, bald banal. Der Mephisto von Michael Hochstrasser erinnerte mich an Victor de Kowa, ein köstlicher Spaßmacher mit gefährlichen Untertönen und einem teuflischen Mäskchen. Weniger ergreifend Margarethe von Anna-Maria Kuricová. Das erste Bühnenbild (Günter Hellweg) war eine steile Schräge, die unterschiedlich bewältigt wurde. Das zweite ein Bett mit einem Kreuz darüber, das irgendeinmal verschwand. Kann man den Faust überhaupt modernisieren? Schon Teufelspakt und Gretchenhandlung widersetzen sich dem, denn ledige Mütter haben heute andere Probleme und auch der Teufelspakt fügt sich schwerlich in unsere Zeit. Die Modernisierung bleibt so rein äußerlich, wenig glaubhaft und zielführend.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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