Sonntag, 2. Dezember 2007

Linz, Kammerspiele: Grillparzer: Des Meeres und der Liebe Wellen

Die Premiere in den intimen Kammerspielen hatte ihre Reize. Erstens ist eine Premiere von Grillparzer schon eher selten geworden, zweitens wurde jedenfalls phasenweise gut gespielt und der Inhalt aktualisiert. Trotzdem blieb ein Rest: Die Inszenierung von Peter Wittenberg machte das Stück fast zum Lesedrama, sie nahm auf Dramatisches wenig Rücksicht. So versteckten sich Personen, und blieben doch sichtbar, der Turm der Hero und ihr Tempel wraen nicht vorhanden. Bühnen- und Kostümbilder Marc Bausback hatte sich mit einer im Vorspiel vom Onkel Oberpriester gerechneten Sandviereck begnügt. Gestrichen war die Volksszene am Anfang. Der Text ist ohnehin intensiv, und wenn er so wenig unterstützt wird, wird es anstrengend und letztlich langweilig. Blieben im wesentlichen die Szenen mit Hero (Nicole Reitzenstein) und Leander (Jennek Petri), die für manches entschädigten, weil sie intensiv und glaubhaft gespielt waren. An Griechen erinnerte nichts in dieser Inszenierung.

Literaturhaus: Friderike Maria Zweig

Gert Kerschbaumer, der schon den Briefwechsel der Familie Zweig herausgegeben hat, stellte etwas trocken, aber doch interessant die literarische Produktion der ersten Frau von Stefan Zweig vor. Daniela Enzi las Ausschnitte aus diesen Werken. Friderike hat 5 Romane geschrieben, die kaum mehr aufzutreiben sind wie 'Der Rufe der Heimat' und 'Vögelchen'. Ihre Dramen sind wohl nie veröffentlicht worden, ähnliches gilt von Gedichten und Romanen. Dazwischen streute Kerschbaumer Biographisches: Ihre erste Ehe mit von Winternitz mit 2 Töchtern, ihre Sucht zu tarnen und zu verbergen, wohl ihre jüdische Herkunft, denn sie war konvertiert.

Dienstag, 27. November 2007

Hebbel: Mutterund Kind gelesen

Hexameterepos, flüssig zu lesen, freilich ungewohnt. Soziale Kritik mischt sich mit individueller Gestaltung.
1. Gesang (244 Verse): Christian nimmt zu Weihnachten Abschied von Magdalena, um sein Glück in Amerika zu suchen. 2. Gesang (273): Während die Dienstboten gemächlich aufstehen, betrachtet der reiche Kaufherr sein Wohnzimmer, sorgt sich um seine Gattin, die gerade um diese Zeit wegen ihrer Kinderlosigkeit besonders leidet, und empfängt den Arzt. 3. Gesang (282): Die Gattin genest, der Arzt schlägt die Adoption des Kindes vor, wenn man Christian und und das Dienstmädchen Magdalena verheiratet. 4. Gesang (288): Magdalena erwartet Christian und erzählt ihm das Angebot. Der Kaufherr bestätigt es. 5. Gesang (1049) Magdalena und Christian sitzen nach prächtiger Hochzeit zufrieden auf ihrem Bauerngut. Magdalena aber wird schwanger. 6. Gesang (1330) Der Kaufherr und seine Gattin warten in Rom auf die Geburt. Margret aber flieht mit ihrem Baby vor der Übergabe. Christian findet sie mit Hilfe des Jagdhundes. 7. Gesang (1637): Sie beschließen zu fliehen und auszuwandern. Aber in Hamburg erreicht sie die Nachricht, daß ihnen verziehen, sie das Kind und das Gut behalten dürfen.

Donnerstag, 22. November 2007

Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas gelesen

Eine Erzählung, die mich schon als Schüler gepackt hat, wegen oder trotz der langen Perioden, wegen der schulischen oder familiären Ungerechtigkeit, wegen der Erzähltempi, wegen der versteckten Tiefgründe. Das hat sich kaum geändert. Diesmal habe ich die Erzählung knapp nach der Marquise von O. gelesen, da wirkt sie doch etwas unebener, vielleicht wegen mancher Knappheiten. Auch wird viel Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt, schon um die Personen und Orte auseinanderzuhalten, die nur so daherpurzeln. Trotzdem packend.

Dienstag, 20. November 2007

Aufgeblättert: Literaturgespräch in der Rupertusbuchhandlung

Christa Gürtler stellt den Roman von Monika Maron "Ach Glück" vor. Die DDR-Verhältnisse wirken nach, Johanna fliegt nach Mexiko, Achim irrt in Berlin. Petra Nagenkögel präsentiert "Falling Man" von Don De-Lillo, der sich mit der Auswirkung von 9/11 auseinandersetzt. Klaus Seufer-Wasserthal stellt den Roman von Martin Mosebach (Büchner-Preis 2007) "Der Mond und das Mädchen" vor. Ein jungverheiratetes Paar gerät mit einer Wohnung im Bahnhofsviertel in dibiose Nachbarschaft. Hier wird die meiste Kritik besonders der Damen Gürtler und Nagenkögel laut. Schließlich plädiert Anton Thuswaldner für "Errötende Mörder" von Brigitte Kronauer. Jobst Böhme gerät in die Innenwelten seiner unveröffentlichten Manuskripte.

Montag, 19. November 2007

Storm: Draußen im Heidedorf gelesen

Eher anspruchslose Erzählung von einem Bauern und seiner unerfüllten Liebe zur Hebammen-Margret, einem Slowakenmädchen. Um seine Wirtschaft zu retten, muß er sich einer Geldheirat fügen, die Slowakin zieht in die Stadt. Als sie wieder zurückkehrt, verfällt ihr der Bauer von neuem und begeht schließlich Selbstmord, da sie mit ihm nicht auswandern will. Geringer Anteil von Spuk- und Wahnvorstellungen, zumeist nur angedeutet. Am meisten ist der Charakter der Slowakin gezeichnet.

Dienstag, 13. November 2007

Nesaticum

Vorrömische und römische Ausgrabungen in der Nähe Pulas, Eingang nur auf Schleichweg, dafür gratis. Eine Basilika und weitere Steingebäude. Leider so gut wie keine Information.

Pula: Aechäologisches Museum

Pula ist eine interessante Stadt für Hobbyarchäologen: Augustustempel, Sergiusbogen, Theater und weitere Kleinigkeiten. Das Museum ist durchaus reichhaltig, wenn auch die großen Schätze fehlen mögen. Die Vitrinen wackeln beim Vorbeigehen, der Museumsführer ist deutsch nur aus dem vorigen Jahrhundert. Aber ein Besuch lohnt auf jeden Fall.

Sonntag, 4. November 2007

Gustav Freytag: Die verlorene Handschrift gelesen

Ein langer, aber gut aufgebauter Roman mit gewissen Stilmängeln, die z.T. auf Druckfehlern meiner Ausgabe beruhen könnten. Der Stil von Freytag kann aber mit dem von Raabe oder Keller sich nicht messen. Trotzdem ist da Satire, vor allem in der Person Hummels, die Abwechslung zum Dramatischen bringt. Auch ist die Fabel ansprechend: Zwei Wissenschafter finden Hinweise auf eine verlorene Tacitushandschrift und machen sie auf die Suche. Professor Werner findet auf dem schloßartigen Gutshof nicht die Handschrift, sondern Ilse als Lebensgefährtin. Diese führt er behutsam in die Gelehrtenwelt und seine Studien ein. Durch ihre gerade Art gewinnt sie auch überall Anerkennung. Die Dramatik aber steigert sich zuerst durch einen Studienaufenthalt des Erbprinzen, dem Ilse zu einer gewissen Selbstsicherheit verhilft. Den Höhepunkt bildet die Einladung des Landesfürsten in die Residenz, um eine Antikensammlung zu ordnen. Das erweist sich bald als Vorwand. Die Werners werden in einem amorösen Pavillon einuqartiert, Professor Werner wird durch Gundbezeugungen und gefälschte Handschrifthinweise gehalten. Ilse flieht aber mit Mühe vor den Nachstellungen des Landesfürsten, auch mit Hilfe Herrn Hummels. Auf dem Gutshof von Ilse Vater findet alles eine Lösung: Der Landesfürst scheitert im Hochwasser, Werner und Ilse finden sich in der Grotte wieder (mit einem letzten Zeugnis von der verlorenen Handschrift). Ein großes Werk mit kleinen Fehlern. Die Adelsfeindschaft des Realimus sollte man einmal vergleichen.

Samstag, 3. November 2007

LT St. Pölten: Thomas Holtzmann liest aus dem Zauberberg

Ein liebes kleines Theater ist das in St. Pölten am Rathausplatz. Die Gegend ist freilich auch am Samstagabend ausgestorben, weithin keine neinheimischen Lokale. Auch zum Parterre des Theater geht man hinauf. Thomas Holtzmann liest aus dem Grammophonkapitel am Ende des Zauberbergs, da bieten die Musikeinspielungen Erholungspausen für den Interpreten. Nur sollten sie besser getimet sein. Man hat den Eindruck von Zufälligkeiten, auch technisch sind die Einspielungen mangelhaft. Holtzmann ist natürlich eine Persönlichkeit und scheint die Ruhe selbst. Er liest klug und fehlerlos, einprägsam und deutlich, aber es fehlt etwas Engagement. Ist das schon Altermüdigkeit (80)?

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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