Gustav Freytag: Die verlorene Handschrift gelesen
Ein langer, aber gut aufgebauter Roman mit gewissen Stilmängeln, die z.T. auf Druckfehlern meiner Ausgabe beruhen könnten. Der Stil von Freytag kann aber mit dem von Raabe oder Keller sich nicht messen. Trotzdem ist da Satire, vor allem in der Person Hummels, die Abwechslung zum Dramatischen bringt. Auch ist die Fabel ansprechend: Zwei Wissenschafter finden Hinweise auf eine verlorene Tacitushandschrift und machen sie auf die Suche. Professor Werner findet auf dem schloßartigen Gutshof nicht die Handschrift, sondern Ilse als Lebensgefährtin. Diese führt er behutsam in die Gelehrtenwelt und seine Studien ein. Durch ihre gerade Art gewinnt sie auch überall Anerkennung. Die Dramatik aber steigert sich zuerst durch einen Studienaufenthalt des Erbprinzen, dem Ilse zu einer gewissen Selbstsicherheit verhilft. Den Höhepunkt bildet die Einladung des Landesfürsten in die Residenz, um eine Antikensammlung zu ordnen. Das erweist sich bald als Vorwand. Die Werners werden in einem amorösen Pavillon einuqartiert, Professor Werner wird durch Gundbezeugungen und gefälschte Handschrifthinweise gehalten. Ilse flieht aber mit Mühe vor den Nachstellungen des Landesfürsten, auch mit Hilfe Herrn Hummels. Auf dem Gutshof von Ilse Vater findet alles eine Lösung: Der Landesfürst scheitert im Hochwasser, Werner und Ilse finden sich in der Grotte wieder (mit einem letzten Zeugnis von der verlorenen Handschrift). Ein großes Werk mit kleinen Fehlern. Die Adelsfeindschaft des Realimus sollte man einmal vergleichen.
Georgos - 4. Nov, 11:28