Sonntag, 17. August 2008

G Keller: Züricher Novellen: Hadlaub

Für einen Liebhaber des Mittelalters eine Fundgrube der Motivation und Erbauung. An Hand der Geschichte des Johannes Hadlaub erfährt man von der Entstehung der Manessischen Liederhandschrift. Die sympathischen adeligen Anregen derselben wandeln sich plötzlich und weichen dem Lob des Bürgertums (Zürich!). Johannes, auf einem freien Bauernhof aufgewachsen, wird Schreiber und Sekretär im Dienst Manesses. Er verliebt sich in Fides, der Tochter des Fürsterzbischofs und einer Äbtissin. Dadurch wird er selbst zum Minnesänger, erringt aber Fides erst, als diese auf ihr Erbe verzichtet, um mit ihm in Zürich bürgerlich zu wohnen. Herrlich geschildert und zitiert (in Übersetzung) die Lieder der Minnesänger und auch die Hadlaubs. Ganz idyllisch die Treffen zur Förderung der Liederhandschrift, aber auch die kurze Abweichung Hadlaubs beim Aufenthalt in Wien. Jedenfalls wird das 14. Jh. trefflich eingefangen, die dünne historische Überlieferung allerdings wird ausgebaut, bleibt aber wahrscheinlich.

Schiller: Die Räuber

Wer einen verhundsten Klassiker sehen will, eile zur Festspielzeit nach Hallein auf die Pernerinsel nach Hallein. Diesmal war Nicolas Stemann aus Hamburg der Täter. Es wäre besser Musiker geblieben oder inszenierte Stücke mit Chor, da ihm nicht an der Führung einzelner Persönlichkeiten gelegen scheint, vielleicht den Fiesco oder eine griechische Tragödie. Er läßt hauptsächlich 4 männliche Schauspieler alles darstellen, sie sind Franz und Karl Moor, aber auch die Räuber. Das wirkt im Prolog ganz interessant, zumal die Vier gut agieren und gut geführt sind, wird mit der Zeit aber bloß verwirrend. Oft müssen sie sagen, wer und wo sie sind. Mit Musik und Thythmus will Stemann Langeweile überwinden. Aber mit seinem Verwirrspiel erzeugt er erst recht Langeweile, und das kulminiert im 2. Teil. Es ist auch kein Baader-Meinhoff-Stück geworden, denn die Räuber sind völlig gekürzt. Was bleibt ist sinnloser Aktionismus, besonders wenn unverständlich durcheinander geschrieen wird, die Schauspieler sich als Beatmusiker darstellen oder das Moorsche Spielzeugdorf anzünden. Schade um den Abend!

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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