Theater
Auch auf einer kleinen Bühne kann man das sicher bühnentechnische schwierige Stück mit bescheidenem Aufwand gelungen aufführen. Das gelang hier dem Regisseur Johannes Gleim, obwohl er wenig veränderte. Herausragend aus der Schar beachtlicher Schauspieler war Antje Hochholdinger als Kunigunde, die sich ihn vielen Facetten zeigen konnte, von bestrickend verführerisch bis zu grundböse vernichten wollend. Das ging von der Gestik über das Mienenspiel bis zur Sprache. Das Kätchen von Charlott von Blumencron war eindrucksvoll in seiner Geradlinigkeit, die natürlich nicht die minutiösen Wandlungen der Kunigunde erlaubte. Mein Lionsfreund Peter Pikl spielte den deus ex machina Kaiser. Aufgewertet wurde die Rolle des Gottschalk, wohl kaum zu Recht.
Georgos - 12. Dez, 12:14
Die Fabel ist stark verändert, vor allem durch den wirtschaftlichen Geschäftssinn des Transportunternehmers Pantalone, der sich der Erfindung des Tiefkühlgemüses zur Einfrierung und Verschiffung der Chinesen in ihre Heimat bedient. Die Handlung ist vom Regisseur Föttingen durch die häufigen Maskenzüge über die Bühne aufgelockert, das Bühnenbild von Langenfass besteht hauptsächlich aus einer geschwungenen Mitteltreppen, ansonsten ist die Ausstattung, wie immer mehr üblich sehr sparsam. Gespielt wird recht ordentlich, vor allem von Gregor Bloeb als hilflosem Arlecchino und Sasse als Pantalone.
Georgos - 9. Dez, 12:42
6 Schauspieler sitzen auf der Bühne, rechts und links je 3, dahinter ist eine Band postiert. Zuerst machen sie Bemerkungen und Ortsangaben über Vorübergehende. Gelegentlich kommt es dann zu Interaktionen, zu denen die Schauspieler auf einander zugehen. Das kann eher lyrisch oder dramatisch sein. Die Musik ist der Handlung angepaßt, manchmal sind die Instumentalisten auch einbezogen. Offenbar geht es um die Lebenswege der Menschen, die überraschend und schwer nachvollziehbar sind, aber letzten Endes zu nichts führen. Die Schauspieler agieren engagiert und differenziert offenbar unter der Leitung der Regisseurin Friederike Heller. Auffallend die Agilität der 70-80 jährigen Bibiane Zeller, aber auch Petra Morzé, Philipp Hochmair, der alte Robert Melichar und Jörg Ratjen agieren überzeugend. Letztlich fehlt mir aber fast alles, was ein Drama ausmacht.
Georgos - 8. Dez, 18:30
Die Premiere in den intimen Kammerspielen hatte ihre Reize. Erstens ist eine Premiere von Grillparzer schon eher selten geworden, zweitens wurde jedenfalls phasenweise gut gespielt und der Inhalt aktualisiert. Trotzdem blieb ein Rest: Die Inszenierung von Peter Wittenberg machte das Stück fast zum Lesedrama, sie nahm auf Dramatisches wenig Rücksicht. So versteckten sich Personen, und blieben doch sichtbar, der Turm der Hero und ihr Tempel wraen nicht vorhanden. Bühnen- und Kostümbilder Marc Bausback hatte sich mit einer im Vorspiel vom Onkel Oberpriester gerechneten Sandviereck begnügt. Gestrichen war die Volksszene am Anfang. Der Text ist ohnehin intensiv, und wenn er so wenig unterstützt wird, wird es anstrengend und letztlich langweilig. Blieben im wesentlichen die Szenen mit Hero (Nicole Reitzenstein) und Leander (Jennek Petri), die für manches entschädigten, weil sie intensiv und glaubhaft gespielt waren. An Griechen erinnerte nichts in dieser Inszenierung.
Georgos - 2. Dez, 17:06
Ein liebes kleines Theater ist das in St. Pölten am Rathausplatz. Die Gegend ist freilich auch am Samstagabend ausgestorben, weithin keine neinheimischen Lokale. Auch zum Parterre des Theater geht man hinauf. Thomas Holtzmann liest aus dem Grammophonkapitel am Ende des Zauberbergs, da bieten die Musikeinspielungen Erholungspausen für den Interpreten. Nur sollten sie besser getimet sein. Man hat den Eindruck von Zufälligkeiten, auch technisch sind die Einspielungen mangelhaft. Holtzmann ist natürlich eine Persönlichkeit und scheint die Ruhe selbst. Er liest klug und fehlerlos, einprägsam und deutlich, aber es fehlt etwas Engagement. Ist das schon Altermüdigkeit (80)?
Georgos - 3. Nov, 10:11
Von Esther Hattenbach sehr einfach, eher unzureichend inszeniert in einem spartanischen Bühnenbild von Geelke Gaycken. So konnte nur Teresa Trauth als Shen Te/Shui Ta brillieren. Der Rest erfüllte mehr oder weniger seine Pflicht. Die Dichtheit der Aussage blieb auf der Strecke, vor allem durch die schwachen Songs mit schwacher Musik. Wäre doch lieber in die Premiere der ‚Frau ohne Schatten’ im Haupthaus gegangen.
Georgos - 27. Okt, 13:18
Wiederbegegnung mit dem absurden Thater: Das Sprachlabyrinth ist durch einen Irrgarten (Bühne und Kostüme: Alexandra Pitz) trefflich betont. Die Familien Smith und Martin werden nicht nur durch gleiche Kleidung als austauschbar gezeigt (Sebastian Hufschmidt, Silvia Glogner, Soeren Langfeld, Barbara Novotny). Der Feuerwehrahuptmann Erich Josef Langweisner kann hier mehr zeigen als im Häuptling Abendwind als Koch. Das Ensemble ergänzt trefflich Wanda Worch als Dienstmädchen Mary. Gerhard Willert inszeniert phantasievoll und präzise und hat die Lacher auf seiner Seite. Trotzdem kommt die Gesellschaftskritik und das Tragische zur Geltung.
Georgos - 22. Okt, 12:30
Ein mehr als verpatzter Spätnachmittag, ein Schmierentheater auf dem Land könnte nicht schlechter inszenieren und spielen. Raimunds Text ist kaum zu erkennen, fast ebenso wenig die Handlung, von der Aussage: Verschwenung und Dienertreue bleibt nichts übrig. Zugegeben, die Dienertreue ist nicht gerade eine zeitgemäße Tugend, statt dessen wird offenbar das Gleichhobeln interpretiert. So beginnt die Inszenierung von Wolfgang Maria Bauer mit einem Rückblick Flottwells aus einem Nachtasyl. Aber auch dieses ist eine Halbheit: Eine Mischung von Asyl und Jugendherberge. Die Szene im Asyl wird schier endlos ausgespielt, und die Asylanten singen auch das Hobellied. Der Valentin und seine Rosa werden zu Randfiguren degradiert. Flottwell spielt der Einfachheit halber gleich auch seine Gäste selbst und macht dem Alten Weib französisch die Cour. Breit ausgespielt wird auch die Baumeisterszene, allerdings völlig outriert und wenig charakteristisch im Stiegenauf- und abgang. Völlig deplaziert und kitschig auch die Juwelierszene. Dafür spart man die Diener mehr oder weniger ein, aber alle Augenblicke entsteht ein größerer Auflauf von Personen, die man nicht zuordnen kann. Dann wird auch noch schlecht gespielt. Der Flottwell Günter Rainers gibt sich zwar recht heiter, den Übergang zu anderen Stimmungen aber schafft er nicht. Bei Valentin und Rosa (Manuel Klein und Franziska Cramer) kann man letztlich froh sein, daß ihre Rollen kaum mehr vorhanden sind. Das ließe sich so fortsetzen. Schade um Zeit und Ärger.
Georgos - 7. Okt, 13:49
Viel Theatralisches, viel Klamauk, viele Zeitanspielungen, aber es bleibt ein Nestroy. Die Spielfreude ist immer präsent. Der Regisseur Alois Gallé hat flott und amüsant inszeniert, Nestroy bleibt präsent, wenn auch nicht gerade biedermeierlich. Es ist überraschend, Stefan Matousch nach ernsten Rollen im weiten Land und in Maß für Maß einmal ganz ausgelassen zu erleben. Seine Tochter Atala muß viel tanzen und singen, was nicht immer so ausgelassen gelingt. Der Konkurrenzhäuptling Biberhahn der Heftige (Vasilij Sotke) tritt ebenbürtig an die Seite von Abendwind dem Sanften. Die anderen fügen sich ein. Flott und amüsant, wen auch nicht sehr aussagekräftig.
Georgos - 2. Okt, 17:39
Ein fast dramatisches Stück von Bernhard, natürlich mit vielen Monologen und Ausfällen auf Wien (Genthgasse) und Salzburg. Es wird großartig gespielt, vor allem vom Schriftsteller Gerhard Hermann. Es ist von Frank Hellmund, der es inszeniert, und Karl Heinrich Hucke trefflich für die Bühne eingerichtet, sie machen ein sehenswertes Drama daraus. Schon der Rahmen erweckt Erwartung, die nicht enttäuscht wird., wenn Claudia Dölker als Frau Auersperg die Zuschauer empfängt. Brillieren darf auch Hartmut Scheyhing als Burgschauspieler. Ein gewinnbringender Abend.
Georgos - 29. Sep, 17:49