Das frühe Drama Goethes ist sicher noch ein wenig vordergründig, Clavigo läßt sich allzu leicht bewegen und umstimmen, seine "Beweger" sind auch recht linear gezeichnet, trotzdem: Es ist eben Goethe. Über weite Strecken weiß das auch der Regisseur Stephan Müller, doch dieser kommt vom Ballett. Und so müssen die Schauspieler allerlei Turnübungen einlegen, den Dienern in die Arme springen, im Zorn gegen die Wand laufen und auf dem Boden seltsame Verrenkungen machen. Die Schauspieler sind verständlich und bemühen sich um Ausdruck, soweit sie nicht in Ballettübungen verstrickt sind. Raphael von Bargen als Clavigo ist ein wenig zu eitel, Günter Franzmeier als Beaumarchais überzeugt polternd, weniger als Diplomat, L K Davida als seine Tochter bleibt eher blaß als verzweifelt und entehrt. Die Bühne des Hyun Chu begnügt sich fast ausschließlich mit Vorhängen. Für mich war es dennoch ein anregender Abend.
Georgos - 2. Mai, 14:46
Der Sohn der leichtsinnigen schönen Frau des Carsten wird auch leichtsinnig, der Vater rettet ihn immer wieder, auch durch eine Heirat mit seinem Mündel Anna, bis er nicht mehr kann, bzw. Sicherheir für seinen Enkel will. Trotz aller Dramatik läßt einen die Erzählung aber ziemlich kalt, wohl weil sie von Moral und Erbschäden trieft.
Georgos - 22. Apr, 21:25
Beeindruckender Roman über den Genozid an der Armeniern, zentriert auf die europäisierte Familie des Gabriel Bagradian, der den Widerstand der armenischen Dörfer um den Musa Dagh organisiert. Soweit möglich ist Zweig um Objektivität bemüht, er gibt also nicht allen Türken die Schuld, und zweigt auch die Schwächen der Armenier auf. Viele Abweichungen retardieren und vertiefen.
Georgos - 12. Apr, 10:33
7 Legenden in gepflegter Sprache mit unterdrückter Ironisierung. Der damalige Publikumserfolg ist für nicht nachzuvollziehen. Im wesentlichen steht Lebensfreude auch bei Heiligen der Entsagung gegenüber.
Georgos - 2. Apr, 17:14
Das neu gestaltete Museum ist recht reichhaltig, aber offenbar wenig besucht und wenig betreut. Außer den Schauräumen (das meiste Römische freilich aus anderen Regionen Italiens, vor allem Apulien - vor allem mit großartigen griechischen Vasen und römischen Porträtbüsten, dazu eine kleine, aber gediegene Ägyptensammlung) kann man im großen dreistöckigen Steingarten spazieren (vor allem Grabmäler und Bauinschriften, auch einiges aus Triest, eher neuzeitlichen Datums). Dabei Blick auf den Dom S. Giusto. Ein erholsamer Genuß.
Georgos - 23. Mär, 14:01
1 Wenig aufregende Novelle um die Versuchung eines Mönchs auf dem Vysherad, der sie einem Offizier erzählt, der wohl autobiographische Züge trägt.
2 Eine unglücklich verheiratete Frau kann ihr Gefühl nicht ausleben und erstickt sozusagen daran. Auf der Hochzeit ihrer Schwester tanzt Marianne mit dem Brieferzähler sehr leidenschaftlich und stirbt. Schon viel dichter.
3 Eine Liebesbeziehung in unterster sozialer Schicht, die sich gegen Gewalt und Unterdrückung durchsetzt. Zweifellos ein Meisterwerk der Novellistik.
Georgos - 8. Mär, 12:43
Mein Zugang zu Händel ist kein leichter, und diese Aufführung hat ihn keineswegs erleichtert. Abgesehen vom Klang der Musik in diesem Orchestergraben, abgesehen von der sehr unterschiedlichen Qualität der Sänger, abgesehen von der kaum durchschaubaren und doch so leicht zu durchschauenden Intrigenhandlung, die Inszenierung setzt da noch eines drauf. Vorweg. Man mauß eine Barockoper wohl schon ernst nehmen, was aber der Regisseur Jonathan Lunn z.B. aus dem Tolomeo (Countertenor Jaime Santana) macht, überbietet jede Kasperliade, oder wenn Kleopatra durch Gesang aus dem Orchestergraben Caesar verführt, während dieser sie auf der Leinwand autofahrend bewundert. Da ist ja das Herumschieben von aufrechten Schachteln, in denen mitunter die Sänger sitzen oder sich verstecken, zwischen denen oft agiert wird, noch beinahe einfallsreich. Besonders dumm sind die Kostüme (Dorothee Schumacher): Die Ägypter sehen aus wie Indianer, die Römer kleiden sich in Kleidung der letzten Jahrhunderte, eher bunt gemischt. Brilliert hat keiner der Sänger, auch schien mir die Stimmlage recht willkürlich verändert bzw gewählt.
Georgos - 7. Mär, 12:33
Filmbesispiele aus Lola Montez, Frida Kahlo und weiteren Frauern jüngerer Zeit weisen typisch biographische Stilmittel im Film auf und natürlich eine gewisse Entwicklung. Mir ist noch immer das Wort, gelesen oder gesprochen, lieber als das verbildlichte.
Georgos - 6. Mär, 11:05