Mittwoch, 5. März 2008

Literaturhaus: Didier Goupil: Endstation Ritz

1963 in Paris geboren, lebt in Toulouse, redet offensichtlich gern, hält sich aber beim Schreiben knapp. Er mag keine umfangreichen Bücher. Ines Schütz hat ihn übersetzt und Michael Kolnberger liest die Übersetzung abwechselnd zum französischen Original, das Goupil liest. Die Koordinatin klappt schlecht. Mein Französisch auch. Eine Dame aus gutem Haus, nur Madame genannt, hat eine schwere Zeit hinter sich, sie hat den Nazis offensichtlich in den Kunstraub gepfuscht, was ihr nicht gut bekommen ist, obwohl ihr Mann ein Kollaborateur war. Ihr Alltag im Ritz ist eher eintönig, vor allem heiß baden und heißen Tee trinken. Ein wenig bummels, das wars. Es drängt micht nicht sehr, das Werk zu lesen.

Montag, 3. März 2008

Literaturhaus: Christoph W. Bauer: Im Alphabet der Häuser

Häuser aus Innsbruck erzählen Geschichte aus früheren Zeiten, von der Pest, der Müllentsorgung, den Stadtbränden und sonstigen Alltäglichkeiten. Eingekleidet ist das in ein Gespräch zweier Herren in einer Bar. Das Ende bilden Häuser, die einmal Juden gehörten, die sie auf verschiedene Weise verließen bzw. verlassen mussten. Der Autor beschränkt sich auf kurze Leseproben und erzählt mehr von seinen Absichten.

Gustav Freytag: Die Ahnen: Aus einer kleinen Stadt 1805

Langsam wird es eher langweilig, Zeit und Stil sind nicht mehr so fern und haben an Interesse verloren, und die Familie König scheint irgendwie auf der Stelle zu treten. Die Napoleonischen Kriege bilden den Rahmen. Diesmal ein Arzt König in einer Kleinstadt verliebt sich in eine Pfarrerstochter, die ein französischer Offizier vor zudringlichen Bayernsoldaten rettet und ihr einen Verlobungsring ansteckt. Sie glaubt sich gebunden und es dauert etliche Episoden des Krieges, bis sie heiraten kann. Idyllisch ist mitunter die Schilderung des kleinbürgerlichen Lebens und Verhaltens. In der Abneigung gegen Napoleon verlässt Freytag bisweilen seine sonst um Objektivität bemühte Haltung. Dafür glorifiziert er das deutsche Volk. Im ganzen nicht überzeugend.

Sonntag, 2. März 2008

LT Innsbruck: Ibsen: Die Wildente

Ein Großhändler Werle (Günter Gräfenberg) beherrscht seine Umgebung und läßt andere seine Untaten ausbüßen. Z.B den alten Ekdal (Dietrich Schlederer), der wegen einer Unterschlagung in Gefängnis geht, von Werle aber abgefunden wird. Sein ehemaliges Dienstmädchen Gina, die er geschwängert hat, bringt er an Ekdals Sohn Hjalmar (Helmuth A Häusler) los. Werles Sohn Gregor (Thomas Lackner), ein Idealist, tritt auf und will alle durch Wahrheit reinigen. Hjalmar erfährt von ihm vom Vorleben seiner Frau und muß schließlich auch erkennen, daß die Tochter Hedwig nicht seine Tochter ist. Diese erschießt sich, als sie ihre geleibt Wildente opfern soll, um ihren Vater zu behalten. Sorgsam inszeniert von Klaus Rohrmoser in einem erträglichen Bühnenbild von Helfried Lauckner.

Samstag, 1. März 2008

Residenztheater München: Ibsen: Klein Eyolf

Die zwei Ibsendramen dieses Wochenendes zeigen Eheprobleme und gemahnen an die Atmosphäre Strindbergs. Das Ehepaar Allmers hat mehr als 10 Ehejahre hinter sich, der Sohn hat durch einen Sturz ein lahmes Bein. Symbolisch für den Zustand der Familie! Die rattenjule, eine für Ibsen typische Symbolfigur, lockt den Sohn ans Meer, wo er ertrinkt. Alfred Allmers (Stefan Hunstein) ist oder war von seiner Gattin Rita (Sibylle Canonica) finanziell abhängig. Diese wiederum scheint auf ihn sexuell faixiert, sowie er auf seine Schwester Asta (Stephanie Leue). Die Schuldzuweisungen sind damit programmiert. Asta verlässt ihren Bruder und geht mit Borghejm fort. Eine finstere Zukunft für Familie Allmers beim Aufräumen der Probleme. Thomas Langhoff hat feinfühlig inszeniert in einem klaren Bühnenbild von Stefan Hageneier. Ob der Dauerregen im 2. Akt mitten im Haus zur Untermalung der tristen Situation nicht überzogen ist?

Luise von Francois: Die letzte Reckenburgerin

Man ist versucht, in den Chorus über die Frauenschriftstellerinnen einzustimmen, so uneben ist das Werk und so wenig originell. Eine verarmtes Freifräulein hilft ihrer Jugendgespielin, ein uneheliches Kind von einem Prinzen, das bald darauf fällt, zu verbergen. Als diese aber dann auch noch heiratet, ohne ihre Untat zu gestehen, und im Myrtenkranz, ist das Gewissen des Freifräuleins arg belastet. Nach langem Dienst bei der alten Gräfin schließlich zur Herrin der Reckenburg geworden, tritt das versteckte Kind als verkrüppelter, herabgekommener und versoffener Soldat ihr in den Weg, der allerdings bald darauf stirbt unter Zurücklassung einer Tochter. Diese Enkelin ihrer inzwischen schwer leidenden Jugendfreundin kann die Dame erst allmählich lieben lernen, hinterlässt ihr aber schließlich die ganze Reckenburg.

Dienstag, 26. Februar 2008

Kleist: Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik

Novelle in der verdichteten Art Kleists über die Gewalt, aber auch Gefahr von Musik und Religion. Das verspüren vier Brüder, die als Bilderstürmer auftreten wollen.

Friedrich des la Motte Fouqué: Der Held des Nordens

Trilogie: Sigurd der Schlangentöter, Sigurds Rache, Aslauga

Das Drama folgt dem Eddastoff ind hat Wagner beeinflusst. Die Gestaltung ist allerding pathetisch, sprachlich und formell schwach, mühevoll und kaum lesenswert.
I: König Giuke ist mit Grimhildur verheiratet, seine Tochter heißt Gudruna, Gunnar, Högne und Gottorm sind seine Söhne. Grimhildur mischt den Vergessenstrank für Brynhildur. Högne tötet ihn. II: Gudruna heiratet den Hunnenkönig Atli, der grausam die Rache an Gunnar und Högne vollzieht. III: Alsauge, die Tochter Sigurds und Brynhildurs, wird zu armen Bauern gerettet und dort schließlich vom Dänenkönig Ragnar Lodbrog entdeckt und geehelicht.

Sonntag, 24. Februar 2008

Volkstheater: Nestroy: Einen Jux will er sich machen

Die Aufführung war so grau(envoll) wie das Bühnenbild, durch das die Schauspieler, es verändernd, wirbelten. Vitasek mag ein guter Kabarettist sein, Schauspieler ist er sicher keiner. Vielleicht trugen die aufgeklebten Verstärker zu Undiffernziertheit bei, aber außer Erwin Ebenbauer als Melchior konnte keiner seine Rolle auch nur einigermaßen gestalten. Vielleicht gang das auch nicht in der Inszenierung von Michael Schottenberg, der keinen noch so plumpen Effekt auslassen wollte. Völlig daneben auch die Aktualisierung der Texte, die ebenfalls von ihm stammt. Und ebenso die Couplets. Jede Länderbühne könnte mit diesem Stück größeres Vergnügen bereiten. Trotzdem war das Haus voll wie selten?

Samstag, 23. Februar 2008

Josefstadt: Nestroy: Unverhofft

Ein köstlicher Abend, vor allem dank Otto Schenk als Ledig. Der Hagestolz, der auch keine Kinder mag, wird ganz schön bekehrt, als ihm ein Baby in Bett gelegt wird. Aber auch die anderen Schauspieler fielen nicht allzu stark ab, Alexander Pschill als schrulliger Maler, die Haushälterin der Elfriede Schüsseleder, Martin Zauner als Fabrikant Walzl, Therese Lohner als seine malersüchtige Frau usw. Hans Hollmann verlegt das Stück in eine Zwischenzeit im passenden Bühnenbild von Rolf Langenfass. Köstlich.

Freitag, 22. Februar 2008

Staatsoper: Verdi: Nabucco

Für mich eine große Enttäuschung. Mein erster Nabucco datiert noch in meine Jugendzeit, und ich habe einen sehens- und hörenwerten Theo Bailé in Auge und Ohr. Dieser Nabucco (Alberto Gazale) sollte sich darauf beschränken, Helden an der Rampe ertönen zu lassen. Aber auch alle anedren tönten an der Rampe, laut und undifferenziert, so röhrte Giacomo Prestia als Zaccaria, so kreischte Maria Guleghina als Abigaille usw. Die Musik unter Pier Giorgio Morandi passte sich dieser Undiffernzierheit völlig an. Vielleicht gint aber auch die Musik nicht viel mehr als Eintönigkeit her. Die Inszenierung von Günter Krämer schien sich auf die Führung des Chors zu beschränken. Aber was nützt schon ein relativ selbständiger Chor, er geht durcheinander, mehr oder weniger motiviert und motivierend. Schade um den Abend!

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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Viel Fahrerei, aber ein immer wieder schönes Erlebnis....
Georgos - 31. Jan, 20:57

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