Hänsel und Gretel verirren sich, von der Mutter aus der engen Mietwohnung verstoßen, nicht im Wald, sondern in der Großstadt. Im übrigen wird engagiert gespielt und gut gesungen. Kräftig Sebastian Holecek als Vater, weniger Monika Waeckerle als Mutter. Der Hänsel Astrid Hofers überzeugt mehr als die Gretel Erin McMahons. Ein Erlebnis ist die Knusperhexe Franz Suppers mit guten hohen Tönen und ausdrucksvollem Spiel. Das Orchester füllt zwar auch die Logen, macht aber klar, warum man im Landestheater kaum Wagner spielen kann.
Georgos - 28. Sep, 18:14
Ich hätte mir Beziehungen zur Resistence erwartet, aber es wurden aktuellere zum Irak. Die troischen Witwen saßen da in verhüllenden Schleiern und wurden von bösen Amis in Montur mit Maschinenpistolen in Schach gehalten. Es wurde aber hervorragend gespielt, wobei für die Auftritte, wenn es sich nicht um Chorpartien handelte, die Schleier abgelegt wurden. So überzeugte Eleonore Bürcher als Hekuba, die dann auch die Worte gegen den Krieg einprägsam brachte. Glänzend der berechnende Charakter der Helena, gespielt von Elli Wissmüller. Die Regie von Barbara Neureiter ließ das Griechentum doch immer wieder durchblicken. Wenig informativ die Einführung durch die Dramaturgie.
Georgos - 27. Sep, 18:06
Engagiert gespielt, aber nichts Neues auf bestuhler Bühne in modernen Kostümen (Ursula Müller). Ein antikes Drama ohne echten Chor bleibt eben ein Torso. Auch versteht der Regisseur Lothar Maninger das Analytische nicht überzeugend zu bieten.
Georgos - 26. Sep, 18:23
Endlich wieder ein großes Theatererlebnis. Die Regisseurin Barbara Frey und der Dramaturg Joachim Lux haben aus dem Märchen ein Lehrstück gemacht. Das personenreiche Stück ist auf drei Schauspieler reduziert, die je zwei bis drei Rollen spielen: Maria Happel spielt das Ungeheuer Caliban und die Prinzessin Miranda (es ist schon eine Leistung zwei so gegensätzliche Rollen zu glaubhaft verkörpern, nur indem man einen Haarreifen aufsetzt), Joachim Meyerhoff den Herzog Prospero und den Hofnarren Trinculo (eindringlich vor allem als Herzog), Johann Adam Oest den Luftgeist Ariel, den Säufer Stephano und den Herzogsohn von Neapel – eine unglaubliche Wandlungsfähigkeit bis ins Einzelne! Diese sophokleische Konstellation konzentriert das Drama auf wesentliche Aussagen, macht aus dem Märchenspiel ein Lehrspiel allgemeiner Gültigkeit. Da stört es auch nicht, wenn Regieanweisungen oder Handlungsdetails soweit als notwendig abgelesen werden. (Weniger als in Nürnberg bei Schnitzlers Dr. Bernhardi).
Georgos - 23. Sep, 11:11
Erziehungsroman in bester Raabemanier. Der gescheiterte Theologiestudent kehrt von seinen Abenteuern und langer Sklaverei nach Deutschland zurück und findet schwer einen Platz in seiner Heimat. Viel Kritik am Gesellschaftssystem, die Guten müssen es fliehen wie Nikola in die Katzenmühle. Freilich wiederholt sich so manches und irgendwie passt man sich soch an.
Georgos - 20. Sep, 11:14
Flott erzählte Geschichte vom unglücklichen Herzogssohn und dem natürlichen Sohn des Kaisers.Typischer kleiner Professorenroman.
Georgos - 19. Sep, 18:36
Ein etwas zu exaltierter Tasso, der sich auch in der Unterhose präsentieren muß, schadet der Wirkung des Stücks sehr. Der Regisseur André Turnheim versucht immer wieder die Dialoge durch wenig passende Zwiegespräche der Schauspieler aufzulockern, was bei dem anspruchvollen Text nicht helfen, nur stören kann. Auch daß alle Schauspieler immer auf der Bühne präsent sind, ist schwer nachzuvollziehen. Trotzdem hilft die heimelige Atmosphäre der Kammerspiele und das Bemühen der Schauspieler über manches hinweg. Irgendwie ging mir die Aufführung näher als jene im Burgtheater.
Georgos - 16. Sep, 18:25
Peter Stein musste am Samstag als Wallenstein einspringen, so kam es bei der Anfahrt wegen Terminverschiebungen zu einigen Kalamitäten mit den elite-tours. Dennoch gelangten Antonina und ich nach Schlosshof, das nach der Restaurierung schon wieder etwas abblattelt, bewunderten aber noch die Gartenaussicht und genossen ein wenig vom Heurigenbuffet, ehe es in den ehemaligen Pferdestall mit russischen Inschriften ging. Die Lesung wurde ein Erlebnis: Durch die Klaviermusik von Annecchino und den Pianisten Vitaletti, besonders aber durch den Vortrag und die Auswahl. Peter Stein las den Faust, aber auch Mephisto und Gretchen, besonders aber Partien aus der Walpurgisnacht ohne übertriebene Stimmveränderung, aber rhythmisch und ausdrucksvoll.
Georgos - 14. Sep, 17:59