Dienstag, 27. Februar 2007

Besuch im Musilmuseum am Nachmittag

Gut dokumentierter Lebenslauf und beeindruckender Schaffensbericht. Sehr sauber, sehr ordentlich, lässt aber kalt. Ein Literaturmuseum ist doch eine schwere Aufgabe.

W. Shakespeare: König Lear im Klagenfurter Stadttheater

Zu Beginn singt Gloucester Sohn (Manuel Rubey), der neben seiner Rolle immer wieder als Sänger auftritt. Ob der Text passt, weiß ich nicht, auch habe ich ihn nicht verstanden. Dann verteilt Lear sein Reich an seine Töchter Goneril, Regan und Cordelia, enterbt aber letztere, weil sie nicht sagen will, wie sie ihn liebt. Das Bühnenbild (Paul Lerchbaumer) ist einfach, aber durchaus brauchbar: ein Mauernquadrat, auf einer Seite offen, auf dreien mit Türen. Im Drehen gestalten sich die Szenen durchaus brauchbar. Die Kostüme sind eher zeitlos-historisch, nur der junge Gloucester muß nur mit einem Müllsack bekleidet herumlaufen bzw. singen. Wolfgang Hübsch als König Lear hat starke, aber auch schwache Momente. Dirk Diekmann als Gloucesters Bastard und Erzbösewicht spielt, soweit man ihn lässt, eindrucksvoll. Nach dem ersten Bild hält die Aufführung immer weniger das Anfangsniveau. Die Handlung zerreißt in Stückwerk, manches wird lächerlich und unglaubhaft, oft erinnert die Aufführung an eine Farce oder Travestie. Auch scheinen die Streichungen des Textes nicht glücklich. Nichts bleibt fassbar, alles zerfließt in abgeschmackter Grauslichkeit.

Mittwoch, 21. Februar 2007

W H Riehl: Abendfrieden gelesen

Der zehnjährige Autor berichtet von seinem Schulweg von Biebrich nach Wiesbaden und zurück. Auf dem Rückweg erzählt er frei erfundene Geschichten. Als die Kameraden dahinter kommen, dass diese nicht aus Büchern stammen, kann er sich nur durch Flucht auf einem Leiterwagen der Strafe entziehen. Dabei zerreißt und beschmutzt er seine Kleidung. Das ergibt am Abend Zimmerarrest statt Gartenbesuch. Auf dem Weg zum Schloß begegnet er Walter Scott, der ihn anlächelt. Nun macht er sich ans Lesen und versöhnt seine Kameraden mit Gelesenem.
Daraus ergibt sich für Riehl, in der Novelle den rein und heiter abgeschlossenen Stoff zu suchen, das still anregende, nicht das wild aufregende Spiel des Lebens, aus Ton und Stimme des Erzählers soll man die kommene Versöhnung ahnen.

Dienstag, 20. Februar 2007

G. B. Shaw: Androklus und der Löwe im Münchner Residenztheater

Ein gelungener Faschingsdienstag. Regisseur Dieter Dorn beginnt mit einem beachtlichen goldenen Löwen, dem Michael Tregor als Androklus den Dorn aus der Pfote zieht. Wie auch bei den anderen Rollen eine rundum gelungene Besetzung. Anna Riedl als seine Frau Megära wird diesem Namen gerecht. Die Christen treten als gewaltiger Chor auf. Nur Lavinia, Ferrovius und Spintho bekommen Profil. Herrlich die kritische Distanz des chistlichen Atheisten Shaw gegenüber den Märtyrerallüren. Der schnelle Wechsel zwischen Ernst, Satire und Scherz belegt ungemein. Auch die Römer kommen schlecht weg. Was übrig bleibt ist der Gedanke an die kommende Christenmacht, die freilich nicht besser sein wird. Großartig Arnulf Schumacher als Centurio, der alle Schattierungen von Unsicherheit, Autorität, Liebe und Verzicht überzeugend gestaltet. So soll und kann der Fasching ausklingen!

Heinrich Kleists Robert Guiskard gelesen

10 Auftritte nur aus dem ersten Akt, doch so viel Lob von Wieland: Aischylos, Sophokles und Shakespeare in einem! Das geht wohl auf die Beziehung zur Antike, vielleicht auf die Gestaltung des Chors, von dem hier nur wenig Szenen.

Montag, 19. Februar 2007

Zacharias Werners Martin Luther oder Die Weihe der Kraft gelesen

Unübersichtliche dramatische Gestaltung mit heiligmäßigen Szenen. Martin Luther und Katharina Bora finden im 5. Akt unheimlich langatmig zusammen. Der große Erfolg von 1806 bleibt unverständlich, auch weil die Sprache recht zähe fließt. Jetzt interessiert mich noch höchstens die katholische Überarbeiktung von 1811.

Freitag, 9. Februar 2007

G. Keller: Der Schmied seines Glücks gelesen

John Kabys wartet auf seine Chance, die nicht kommen will. Als sich endlich in Augsburg ein Verwandter findet, der mit seiner Hilfe ein großes Geschlecht gründen will, vertut er seine Chance, indem er dessen Frau schwängert. Wie bei Stifter ist auch bei Keller diese sexuelle Beziehung bestenfalls zart angedeutet.

Mittwoch, 7. Februar 2007

Schauspiel Frankfurt: Schiller: Die Jungfrau von Orleans

Simone Blattner inszeniert ganz trocken auf einer kahlen Bühne mit einem schwenkbaren hölzernen orchestraähnlichem Gestell. Auch die Kostüme sind bestensfalls angedeutet. Vielleicht wird das durch die Konzentration auf Schillers Wort ausgeglichen, hofft man, aber Bearbeitungen und Kürzungen lassen auch davon wenig bestehen. Zwar wird zumeist sehr deutlich artikuliert, aber nicht alle Besetzungen sind angemessen. Die Auf- und Abtritte erfolgen rund um die hälzerne Orchestra eher systemlos und störend. Gelegentlich ertönen Choräle eines Chors aus dem Publikum, der den sehr schwachen Besuch etwas ausgleicht. Die Texte waren religiöser Natur, die Melodien wie aus einer Messe. Nicht gerade aufregend und bei einer Aufführung ohne Pause fast einschläfernd. Der schöne Theaterraum sieht hoffentlich auch interessantere Aufführungen.

Montag, 5. Februar 2007

Volksoper Wien: Wilhelm Kienzl: Der Evangelimann

Trotz des Tadels meines Violonslehrers Perl eine alte Liebe von mir. Vor fast 50 Jahren mit der idealen Besetzung Julius Patzak und einem herrlichen Alt, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere. Die Sänger waren auch diesmal gut, vielleicht nichts außerordentlich. Dietrich Greve und Michael Baba gaben als Brüder Johannes und Mathias Freudhoder ein ordentliches Debut in der Volksoper. Die Inszenierung war nicht gerade revolutionär, aber ganz ordentlich. Herr Köpplinger wollte aber doch Spuren setzen: So machte er aus dem Schneider Zitterbart einen Juden, dem als solchem über mitgespielt wird. Ähnlich lauern im 2. Akt Hahnenschwänzler einem Juden auf??? Paßt zwar zum „Verfolgung leiden“, nicht aber zur Historie. Wenn schließlich Mathias in einem Spitalszimmer seine Lebensbeichte ablegt, wirkt auch das unangemessen, noch dazu bei einem ‚horror ludi’. Alfred Eschwé dirigierte einfühlsam. Bühne und Kostüm fielen kaum auf.

Freitag, 2. Februar 2007

G. Keller: Spiegel, das Kätzchen. Ein Märchen gelesen

Ein wunderliches Märchen, in dem eine Katze als Protagoistin nach dem Tod ihrer Herrin sich einem Hexerich verschreibt. Schließlich aber überlistet sie diesen und treibt ihn ins Unglück. Die Katze hat sehr menschliche Züge.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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