Dienstag, 30. Januar 2007

Schillers Don Carlos gelesen

Schiller zu lesen, scheint unerlässlich geworden, denn im Theater bekommt man den Text nur in Bruchstücken vorgeführt. Schillers Text und Sprache ist sehr intensiv, nicht nur gedanklich, auch in der Charakterisierung der Personen. Nur beim Lesen bekommt man noch ein tieferes Bild der Protagonisten, besonders vom gespaltenen Charakter Philipps II.

Sonntag, 28. Januar 2007

G. Keller: Die drei gerechten Kammacher gelesen

Zwei Handwerker wollen mit ihrem Ersparten mit viel Geduld auf den Erwerb des Meisterbetriebs spekulieren. Dazu kommt ein Dritter, der den Mangel an Erspartem durch eine Heirat ausgleichen will. Schließlich buhlen alle drei um die Dame. Als der Meister nur einen behalten will, wird eine Ausscheidung durch ein Wettrennen veranstaltet. Das Mädchen Züs führt sie zum Startpunkt. Dort bleibt Dietrich der Schwabe bei ihr und bekommt Liebe und Gewerbe, während die Konkurrenten in Spott und Unglück rennen.

Samstag, 27. Januar 2007

G. Keller: Frau Regel Amrain und ihr Jüngster gelesen

Erziehungslehre einer alleinstehenden Frau. Gute Erziehungsideen, die vor allem auf Selbsterfahrung beruhen, nicht auf strengen Strafmaßnahmen. Freilich verwundert, dass die Brüder und die Schwester nicht erzogen werden.

Freitag, 26. Januar 2007

Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe gelesen

Wie in Kleists Zerbrochenem Krug wird das Milieu gewandelt, hier ins Bäuerliche. Der Streit der Familien bleibt, aber er findet um ein Stück Acker statt. Das Ergebnis bleibt. Die Kinder finden trotzdem zusammen. Idylle mischt sich mit leichter Ironie und Gesellschaftskritik. Die erste Liebesnacht ist nicht der Auslöser, sie gehen gemeinsam in den Tod. Die Anklänge an Shakespeare bleiben gering.

Mittwoch, 24. Januar 2007

Gottfried Keller: Pankraz der Schmoller gelesen

Die erste Geschichte der ‚Leute von Seldwyla, erzählt in recht unterschiedlichem Tempo die Geschichte eines aus Trotz aus dem Dorf entwichenen Landbuben, der es bei Engländern und Franzosen bis zum Oberst bringt, und den eine unglückliche Liebe von seinem Trotz bekehrt. Die Wandlung ist nach ganz glaubhaft, wird aber mit trockenem Humor geboten, bei dem Mutter und Schwester einschlafen.

Montag, 22. Januar 2007

Burgtheater: Shakespeares Ein Sommernachtstraum

Fast ein wenig zu aufwendig, jedenfalls aber faszinierend. Der Grundgedanke des Regisseurs Theu Boermans das Spiel als einen Traum des Theseus (und der Hippolyta) aufzufassen besticht und überzeugt. Weniger überzeugt mich die Übersetzung von Frank Günther, allzu sehr mit Modewörtern gespickt, oder gehört das der Dramaturgie? Folgerichtig finden sich Peter Simonischek und Andrea Clausen als Oberon und Titania wieder, was ihr Verhältnis drchaus vertiefend darstellt. Aufwendig ist der Bühnenumbau: Nach der Eingangsszene in Athen mit vielen unbesetzten Tischen unter einem großen Zeltdach, regnet es minutenlang Materie vom Schnürlboden, bis die Festdekorationen zu einer Geröllwüste werden. Das passt zwar schlecht zum Shakespearetext des Waldes, ermöglicht aber duchaus seine Effekte, wenn die Liebenden beim einander Nachjagen behindert werden oder die Handwerker ihr Schauspiel proben. Auf Übereinstimmung von Text und Darstellung wird ja allgemein kaum mehr Wert gelegt: So beteuren Hermia und Helena ihre Anständigkeit, ziehen sich aber aus, um zu verführen. Wenn man es nicht zu streng nimmt, eine gewinnende Aufführung, auch durch die Darstellung des Zettel durch Udo Samel gehoben.

Otto Ludwig: Zwischen Himmel und Erde fertig gelesen

Fritz Nettenmeier ist eifersüchtig auf seinen Bruder Apollonius. Zuesrt heiratet er die Angebetete seines Bruders, dann verfällt er wegen dessen Geschäftstüchtigkeit in Angeberei und Trunksucht. Beide betreiben unter einem blind gewordenen Vater das gefährliche Handwerk der Dachdeckerei. Fritz stürzt nach einem gescheiterten Mordversuch selbst in die Tiefe. Apollonius drückt das Gewissen so sehr, dass er die nun frei gewordene Witwe nicht heiratet. Bei einem Gewitter rettet er aber, durch den Verzicht wieder schwindelfrei geworden, auf dem hohen Kirchturm das Dorf vor einem Flächenbrand. Das Erzähltempo ist recht schleppend, gibt aber gute Einblicke in das Handwerk. Viele innere Monologe voll ethischen Bewusstseins retardieren. Für mich, an Stifter gewöhnt, eine Lesefreude.

Samstag, 20. Januar 2007

Arthur Schnitzler: Professor Bernhardi in Nürnberg

Die einfallsreiche Regie von Stefan Otteni ist durchaus eine Bereicherung. Er lässt die Abweisung des Priesters dreimal in verschiedenen Varianten spielen, lässt die Krankenschwester (B Zuber) als Souffleuse auf der Bühne die Regieanweisungen lesen, die unterschiedlich befolgt werden. Die Professoren werden sehr gut charakterisiert, allen voran Frank Damerius als Dr. Bernhardi. Ein interessanter Abend.

Freitag, 19. Januar 2007

Innsbruck, Shakespeare: Ein Wintermärchen

Wegen 70 Minuten Zugverspätung und einem Taxifahrer, der die Karte, um den Parkschranken zu öffnen, lange nicht finden konnte, kam ich erheblich zu spät. Aber ich hatte wohl wenig versäumt. Das Wintermärchen ist eine Eifersuchtstragödie, die über viele Tote doch zu einem versöhnlichen Ausgang führt. Die geringe Besucherzahl im Innsbrucker Landestheater war schon das Zeichen einer wenig geglückten Inszenierung. Vor allem die bei Shakespear so oft gelungenen Rüpelszenen gingen völlig daneben. Der Spitzbube Autolycus bestiehlt den Schäfersohn mittels eines Fahrradunfalls, verkauft bei der Feier der Schäfer CDs und stilisiert sich mit farnzösischem Akzent als Höfling. Das alles ist Klamauk und triste. Auch sonst weiß der Regisseur Oliver Karbus der Handlung wenig Sinn und Schwung zu geben. Statt Idylle und Phantasie walten Eintönigkeit und Langeweile. Dagegen haben auch durchaus beachtliche Leistungen einiger Schauspieler wie die des Thomas Lackner als Leontes keine Chance. Schade um die weite Reise und den zeitlichen Aufwand.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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