Montag, 13. August 2007

Friedrich Spielhagen: Problematische Naturen

Ich wollte doch auch ein Werk des auflagenstärksten Schriftstellers der 2. Hälfte des 19. Jh. lesen. Und so kam ich auf Friedrich Spielhagens Problemastische Naturen von 1861, die um 1848 spielen. Ich muß gestehen, daß mich die über 1000 Seiten durchaus, wenn auch unterschiedlich fesselten. Er schreibt ralistisch, klar und präzise, mit angemessenen Metaphern in begrenzter Zahl, und immer wieder mit sozialen und philosophischen Bezügen. Es erstaunte mich schon sehr, mit welcher Bildung Spielhagen bei seinen Lesern rechnen durfte: Es wird Latein, ganze Passagen wird Französisch gesprochen, mythologische Anspielungen häufen sich wie selbverständlich und literarische Kenntnisse sind evident.
Held ist ein Dr. Oswald Stein, Erzieher im Hause Grenwitz, von einnehmendem Äußeren und Benehmen, der den Adel haßt, Affären mit adeligen Damen hat, und schließlich als Revolutionär auf einer Barrikade fällt, nachdem er sich als unehelicher Sohn eines Barons entpuppt hat. In diese Handlung sind geschickt eine Fülle anderer Handlungen einbezogen: Die Freundschaft und Rivalität mit dem erstaunlichen Baron Oldenburg, die Verrücktheit seines Lehrers Berger, der die Verachtung des Lebens in Stufen predigt, die Machenschaften des Geometers Timm, die Feste der Adelskreise, die wunderliche Figur des Schaustellers Schmenckel, der der Vater eines Fürsten ist, usw. Das Werk ist sicherlich Ausdruck der bürgerlich-sozialen Haltung des Autors, aber doch wohl mehr auf Wirkungs denn auf Aussage berechnet, er schreibt vielleicht wirkungsvoller als Wilhelm Raabe, aber sich weniger ehrlich.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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