Oper Stuttgart H Berlioz: Les Troyens
Es mag durchaus verdienstvoll sein, Künstler an Gedenktagen zu ehren und dem Vergessen zu entreißen. Ich bezweifle aber, daß diese Aufführung den Komponisten ehrt, bzw. dem Vergessen entreißt. Die Stärke von Berlioz liegt sicher nicht in der Oper. Sei es weil die Romantik keine Dramatik will, sei es daß der dramatische Aufbau ihm nicht gelingt und in lauter Nummern zerfällt, sie es daß seine Musik zwischen Mangel an Erfindung oder Plattheit der Melodie krankt. All das wird durch diese Aufführung noch unterstrichen. Die Inszenierung von Joachim Schlömer trennt die vielen Abschnitte noch mehr und stzt viel Klamauk in Szene: Wenn z.B. drei schwarze Soldaten endlos durch Didos Schlaf- und Klavierzimmer gejagt werden oder der Schamane rätselhaft umhergeistert. Die Bühne von Jens Kilian macht auch nichts leichter, zuerst drängt sich das Volk zwei Akte lang in einer Höhle (wohl unter der trojanischen Mauer) und es dauert jeweils sehr lange, bis das Gedränge beim Verlassen derselben sich legt. Dazwischen schlägt man Löcher in die Wand, um Kultgegenstände, den Astyanax oder sonstiges herauszuholen. Unerträglich aber wird das Bühnenbild des 3. und 4. Aktes. Didos Palast soll offenbar als technologisch fortschrittlich gezeigt werden: Glaswände vor einem Boudoir der Königin und dem Klavierzimmer, eine Galerie, zur der ein Aufzug führt, und eine mächtige Fernbedienung für Vorhänge. Die Besetzung passt sich der ganzen Malaise an: Aeneas gibt der Koreaner Ki-Chun-Park, klein, schlank und ausdruckslos. Dafür ist Dido (Christiane Iven) pompös wie eine Brünhilde, aber in Spiel und Gesang nicht überzeugend. Noch unglücklicher die Schwester Anna, die im Minirock, der wenig zu ihrer Körperfülle passt, mit Sexsymbolen tändelt. Das alles durch zwei einstündige Pausen gelängt. Eine negative Erfahrung – nicht mehr.
Georgos - 26. Okt, 12:21