Montag, 22. Januar 2007

Burgtheater: Shakespeares Ein Sommernachtstraum

Fast ein wenig zu aufwendig, jedenfalls aber faszinierend. Der Grundgedanke des Regisseurs Theu Boermans das Spiel als einen Traum des Theseus (und der Hippolyta) aufzufassen besticht und überzeugt. Weniger überzeugt mich die Übersetzung von Frank Günther, allzu sehr mit Modewörtern gespickt, oder gehört das der Dramaturgie? Folgerichtig finden sich Peter Simonischek und Andrea Clausen als Oberon und Titania wieder, was ihr Verhältnis drchaus vertiefend darstellt. Aufwendig ist der Bühnenumbau: Nach der Eingangsszene in Athen mit vielen unbesetzten Tischen unter einem großen Zeltdach, regnet es minutenlang Materie vom Schnürlboden, bis die Festdekorationen zu einer Geröllwüste werden. Das passt zwar schlecht zum Shakespearetext des Waldes, ermöglicht aber duchaus seine Effekte, wenn die Liebenden beim einander Nachjagen behindert werden oder die Handwerker ihr Schauspiel proben. Auf Übereinstimmung von Text und Darstellung wird ja allgemein kaum mehr Wert gelegt: So beteuren Hermia und Helena ihre Anständigkeit, ziehen sich aber aus, um zu verführen. Wenn man es nicht zu streng nimmt, eine gewinnende Aufführung, auch durch die Darstellung des Zettel durch Udo Samel gehoben.

Otto Ludwig: Zwischen Himmel und Erde fertig gelesen

Fritz Nettenmeier ist eifersüchtig auf seinen Bruder Apollonius. Zuesrt heiratet er die Angebetete seines Bruders, dann verfällt er wegen dessen Geschäftstüchtigkeit in Angeberei und Trunksucht. Beide betreiben unter einem blind gewordenen Vater das gefährliche Handwerk der Dachdeckerei. Fritz stürzt nach einem gescheiterten Mordversuch selbst in die Tiefe. Apollonius drückt das Gewissen so sehr, dass er die nun frei gewordene Witwe nicht heiratet. Bei einem Gewitter rettet er aber, durch den Verzicht wieder schwindelfrei geworden, auf dem hohen Kirchturm das Dorf vor einem Flächenbrand. Das Erzähltempo ist recht schleppend, gibt aber gute Einblicke in das Handwerk. Viele innere Monologe voll ethischen Bewusstseins retardieren. Für mich, an Stifter gewöhnt, eine Lesefreude.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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