Theater

Dienstag, 2. November 2010

Nestroy; Freiheit in Kraehwinkel Graz

Eine Farce mit viel Klamauk. So ist es schwer, einen roten Faden zu finden. Unmöglich, Aussagen ernst zu nehmen. Bühnenbild und Kostüme erinnern an Aufführungen in Dorfwirtshäusern. Den Regisseur (Christina Rst) erwähne ich nur, um ihn zu meiden. In diesem Zusammenhang ist die Qualität der Schauspieler kaum zu berurteilen. Michael Ostrowski als Ultra drängt sich viel zu sehr an die Rampe und ins Scheinwerferlicht, er wirkt keck, aber das genügt nicht, auch wenn er sich auszieht. Kein guter Beginn der 3 Grazer Tage.

Montag, 18. Oktober 2010

O Wilde: Dorian Gray im Vestibul des BT

Die bekannte Geschichte wird von einem Schauspieler (Markus Meyer) im Dialog mit 3 Videofiguren dargestellt. Der Text ist natürlich stark gekürzt, Wesentliches aber wird getroffen. Die Videoschauspieler sparen Bühnenraum und Bühnenbild, natürlich wäre es auch anders gegangen. Dafür turnt Dorian fleißig auf den Gerüsten für die Videos herum. Verinnerlicht wird so wenig, leichter wird die Handlung so belebt. Mit einigen Abstrichen habe ich es dennoch mit meiner Tochter Nina genossen.

Freitag, 15. Oktober 2010

H Müller: Philoktet in St. Pölten

Eine eigenartige Vorstellung: Gotscheff als Philoktet spielte ungemein intensiv in Mimik und Ausdruck, kann aber nur gebrochen Deutsch. Bierbichler als Odysseus wirkt zwar schlau, spricht aber wie im Bierzelt, Finzi als Neoptolemos ist normal (als einziger). Der Bulgare Gotscheff, der von Müller für eine Inszenierung gelobt wurde, erinnert stark an Korten. Der Stil scheint aber doch sehr gestrig, viel von der eigentlichen Wortgewalt Müllers, die sehr nuanciert ist, geht wohl verloren. In der ersten Reihe steht ein Tisch mit Getränken, die vor allem von Gotscheff beansprucht werden. Wie Oskar Werners letzte Auftritte. Gemischte Gefühle begleiten mich zurück zur Bahn.

Mittwoch, 18. August 2010

Racine: Phädra LT Salzburger Festspiele

Mein einziger Besuch in diesem Jahr bei den Salzburger Festspielen. Keine Pause, auf kaum 2 Stunden gekürzt, Die Tragödie sollte wohl Mitgefühl erregen, auch schauern lassen vor der Gewalt der Götter. Aber Hysterie ist dazu kaum geeignet. Obwohl Sunnyi Melles bis an die Grenzen aus sich herausgeht, läßt mich jedenfalls gerade dieser Ausbuch kalt. Und so fehlt in dieser Inszenierung (Burgtheaterdirektor Hartmann) auch, wohl wegen der starken Kürzung, das Hinführen in die ausweglose Situation. Mitleid erregen eher die andern: Theseus (P Manker) in seiner Ratlosigkeit, P Hauß (Hippolytos) mit seiner Zurückhaltung. Letztlich eine Aufführung ohne wirklichen Tiefgang.

Samstag, 24. Juli 2010

A Camus: Belagerungszustand, Kammerspiele München

Pest und Tod terrorisieren eine Stadt, bis ein junger Mann sich entgegenstellt. Regie (Ch Frick) ohne NS-Anspielungen, trotzdem nicht überzeugend. Die aufführung ist zu wenig konzentriet, alles geht durcheinander wie die Bühneneinrichtung.

Freitag, 9. Juli 2010

Gerhart Hauptmann: Rose Bernd, Residenztheater München

Lucy Wirth war eine bemerkenswert ausdrucksstarke Rose, die anderen Schauspieler waren geeignet und gut besetzt. Mit der Regie von Enrico Lübbe hatte ich wenig Freude. Die Schauspieler agierten kaum miteinander, sondern in einer Reihe. Es war wie ein Vortrag mit verteilten Rollen. Das hat mit Hauptmann und seiner blendenden Charakterisierung wenig zu tun. Das Bühnenbild von Hugo Gretler war kaum eines. Nicht daß ich die bäuerliche Atmosphäre atmen möchte, aber eine volle Bühne mit schiefer Ebene und einige Kübel, das baut doch zu viel Atmosphäre ab.

Samstag, 19. Juni 2010

E Jelinek: Die Kontrakte des Kaufmanns (Wiener Festwochen, Halle E)

Das spielt beginnt recht flott nach einer Ansage des Regisseurs Stemann. Die Vorstellung sei keine abgeschlossene, Jelinek schreibe noch immer an dem Stück, es werde gegen 5 Stunden dauern, aber man könne jederzeit in die Kantine gehe, wo man das Stück auf Monitoren weiter verfolgen könne, solle aber zurückkommen. Es folgen halb gelesene, die Seiten der Rollen werden, wenn gelesen, auf den Boden geworfen, es sind 99, so könne man sich an der Restdauer orientieren (auf einem Monitor). Die Texte sind interessant und rhythmisch. Nach einer guten Stunde aber wiederholt sich alles, es folgt viel Unnötiges: Das Publikum soll 3 Minuten „Ich bin die Bank“ singen, eine Darstellerin frißt pausenlos Banknoten (Großaufnahme), es wird geblödelt. Die Texte sind auch wenig informativ. Ich halte nicht mehr als 3 Stunden aus.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Euripides/Handke: Helena Burgtheater

Eine bestrickende Idee des Euripides: Helena wird auf der Flucht mit Paris in Ägypten festgehalten, Paris bringt nur ein Luftgebilde nach Troja. Ein Weltkrieg also um ein Luftgebilde. Von Proteus aufgenommen, wird Helena von dessen Sohn Teukros bedrängt. Sie ist aber stolz auf ihre Treue zu Menelaos und beklagt sich über ihren schlechten Ruf. Schiffbrüchig landet schließlich Menelaos in Ägypten. Mit einer List entkommen beide dem Teukros. Handke hat das Drama sprachlich nicht gerade vertieft, Luc Bondy als Regisseur hat es wenig überzeugend auf die Bühne gebracht. Der Anachronismus der Waffensammlung des Teukros ist unnötig, ebenso der Chor der Schülerinnen, die sich ständig Bücher aus den Regalen holen. Birgit Minichmayr überzeugt als Helena teilweise, akkustisch ist sie nicht immer leicht zu verstehen. 2 ¼ Stunden ohne Pause steigern auch nicht gerade die Konzentration. Ein anregender Abend mit Einschränkungen.

Dienstag, 15. Juni 2010

Veronese/Ibsen: Nora brut (Künstlerhaus)

Ein Argentinier bearneitet Nora zur Belehrung seiner Nation. Ich habe nicht gewußt, daß man so schnell spanisch sprechen kann. Bleibt dem Schauspieler da noch Interpretation? Ich kenne das Ibsenstück sehr gut, trotzdem war es schwer die deutsche Übersetzung zu verfolgen. Die Änderungen waren, glaub sich, marginal. Die männlichen Schauspieler waren ziemlich dicklich, vielleicht solle das ihre Gewalt und Verständnislosigkeit unterstreichen. Dr. Rank war eine Frau. Sonst nicht viel Neues. Doch, ich habe noch ein Theater kennen gelernt.

Sonntag, 30. Mai 2010

Franzobel: Moser Josefstdat

Recht oberflächliche Farce, viel Lächerliches, wenig Lachhaftes, ärgert mehr, als sie unterhält. Ein alter und ein junger Mpser treffen sich im Himmel, gleichermaßen auf der Suche nach Wein und Engagement. Sie sind bereit ein solches auch bei Adolf Hitler anzutreten, der eine Bühne leitet. Ihre Frau, Blanca Moser bestärkt sie aus Geldgier und tanzt sogar mit Hitler. Beinahe bringen sie sich auch gegenseitig um, um einzig zu sein. Die Schauspieler bemühen sich, aber mehr ist offenbar nicht drinnen. Schwach Hubsi Kramer in der doch wichtigen Rolle Hitlers.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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