Donnerstag, 13. Januar 2011

Hebbel: Judith Graz

So geht es vielleicht. Die Inszenierung von Elmar Goerden zeigt einen neuen Weg. Spielfluß und Hauptprobleme werden entsprechend aufgenommen, einiges geändert und ergänzt.Steht die Arbeit bei Peter Stein dahinter? Worauf man leicht verzichten kann: Das Heerlager des Holofernes, die Versammlungen der hungernden Juden werden gekonnt reduriert. Die Veränderungen sind schon eher problematisch: Zwar werden manchmal allzu tragischen Stellen mit Humor, meist seitens Mirza oder Achior entschärft, aber einiges bleibt doch zu anachronistisch: Das Suchen nach der Immigrationsstellen, Beschwerden von Soldaten oder Juden auf Slowenisch, die Achior übersetzt. Großartig spielen die Protagonisten: Verena Lercher überzeugt und fesselt durch die Intensität ihres Spiels, trotzdem bleibt ihre Motivation vom Text her etwas unbestimmt, durchaus überzeugend auch der massige Bayer Felix Vörtler, dessen menschenverachtende Gottsuche glaubhafter wirkt. Stefan Suske hat die Rolle des Achior vor allem durch Übersetzungen aufgewertet bekommen. Pia Luise Händler ist als Mirza für gar manche heitere (auch passende?) Zynismen zuständig. Ein karges, fast antikes Bühnenbild (Silvia Merlo, Ulf Stengl) genügt durchaus.

Sonntag, 9. Januar 2011

Johannes Schlaf: Meister Ölze

Drama in 3 Akten mit allen naturalistischen Ingredienzien. Ölze hat mit seiner Mutter den Stiefvater ermordet und damit seine Stiefschwester Pauline um ihr Erbe gebracht. Ölze ist schwer lungenkrank und wird von der Stiefschwester gepflegt, die nur auf das Geständnis wartet. Ölze aber gesteht nicht. Er will aber, daß sein Sohn Priester wird. Das Stück schleppt sich si dahin, im thüringischen Dialekt. Kein Wunder, daß der Erfolg ausblieb. Es fehlt jegliche Überhöhung.

Samstag, 8. Januar 2011

Arno Holz: Buch der Zeit

Eine bemerkenswerte Gedichtsammlung, bald klassisch anmutend, aber mit kritischem Geist. Altes wird verkerrlicht, aber auch kritisiert. Eine neue Zeit wird gefordert, die Verse ziehen schmuck dahin, holpern manchmal, wohl weil der Dichter will, dann sind sie wieder glatt wie Heines. Für mich eine positive Neuentdeckung.

Samstag, 1. Januar 2011

Neujahrskonzert: Gr Festspielhaus

Schostakowitsch schlagerrevueartig präsentiert, dann Orffs 'carmina burana' allzu perfekt und massiv.

L Delibes: Lakmé LT Linz

Sehr schöne zurückhaltende romantische Musik mit guten Sängern über einem banalen Textbuch in einer schwachen Inszenierung (Aurelia Eggers). Mari Moriya war als Lakmé eine wahrhaft priesterliche, fast feenhafte Erscheinung asiatischen Typs mit göttlicher Stimme. Jacques le Roux als englische Offizier Gerald paßte stimmlich ebenfalls hervorragend mit meist mühelosen und unangestrengt hohen Tönen, ist aber zu beleibt, um in Sexszenen mit der zarten Mari Moriya zu reüssieren. Seho Chang als Brahmane Nikalantha bemühte sich stimmlich, stellte aber sein Rachegefühl und seinen Fremdenhaß vordergründig, ja dümmlich dar. Vordergründig und unpassend alle Chorszenen sowie das Bühnenbild (Marina Hellmann). Das Orchester unter Ingo Ingensand ist für die Art Musik durchaus geeignet.

Freitag, 26. November 2010

Hardy Krüger: tango africano Lesung in St. Pölten

Hardy Krüger, noch immer mit dem Jungengesicht, las in St. Pölten sehr gekonnt aus seinem Roman. Motivisch erinnert der Roman stark an den Flieger von Exupery, nur mit etwas Sex und Crime garniert. Politische spielten die unhaltbaren Zustände im Sudan herein. Nostalgie pur für mich.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Hermann Conradi: Lieder eines Sünders

Der Titel täuscht etwas: Wohl geht es um Weltanschauliches, um viel Liebe, um Schöpferkraft, doch das Niveau ist durchaus ein hohes. Die Ausdruckskraft der Gedichte ist stark, sozialkritisch und von eher freier Form, weitgehend überzeugend und unserer Zeit wohl gemäßer als der damaligen.

Lessing: Nathan der Weise LT Salzburg

Bemühte Schauspieler agieren in Schutthalde vor der modernen Trennungsmauer, auch der Sultan (im Schlafrock). Gelegentlich treten stumme Soldaten auf, biesweilen auch Kanonendonner. Ist das Bühnenbild, sind die Kostüme anachronistisch, die Schauspieler sprechen – Gott-sei-Dank- klassisch. Zwar sind der Sultan (Iskar Weis9 und Nathan (G Nievelstein) fast zu jung für ihre Rollen, Werner Friedl eine eher grotesker Patriarch, die Aussage von der Verwechselbarkeit der Religionen bleibt dieselbe.

Dienstag, 28. Dezember 2010

G Hauptmann: Die Ratten im Volkstheater

Erstaunlich solide Inszenierung im Volkstheater, in annehmbaren Bühnenbild wurde zumeist gut und deutlich gespielt. Daß der schlesische Dialekt ausgerechnet von Dimitré Dinev auf wienerisch bearbeitet ist, mag etwas verwundern. Unter den Schauspielern sticht Erich Schleyer als Harro Hassenreuter heraus. Ielleicht kann man wieder ins Volkstheater gehen!

G Hauptmann: Die Ratten im Volkstheater

Erstaunlich solide Inszenierung im Volkstheater, in annehmbaren Bühnenbild wurde zumeist gut und deutlich gespielt. Daß der schlesische Dialekt ausgerechnet von Dimitré Dinev auf wienerisch bearbeitet ist, mag etwas verwundern. Unter den Schauspielern sticht Erich Schleyer als Harro Hassenreuter heraus. Vielleicht kann man wieder ins Volkstheater gehen!

Freitag, 10. Dezember 2010

Saint-Saens: Samson und Dalila, Karlsruhe

Ich sah diese Oper zuerst in Paris in der Bastille mit Atlantow, und sie blieb mir in Erinnerung. In Karlsruhe hat sie der Tenor José Curas inszeniert, gedanklich überfrachtet, aber wenig überzeugend. Die Juden sind zwischen Öltürmen gefangen, Dalila verführt in einem banalen Zelt, Samson bringt schließlich Öltürme zum Einsturz. Den Samson sang Jean-Pierre Furlan, kraftstrotzend wie Othello, weniger differenziert. Sabina Willeit kam dem Verführerischen nahe, die Stimme bleibt freilich hinter der Verführung der Musik zurück. Hier versagt auch der Orchesterklang, den Markus Bieringer im allgemeinen gut zu dirigieren weiß. Ein wenig enttäuscht verließ ich das mir so liebe Haus.

Theatron Kritikós

Wer lispelt, wird Schauspieler. Wer hustet, geht ins Theater. (Alexandra Lauterbach)

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